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Dworaczek, Wilhelm: Kunstempfinden und Geschäftsgeist: (ein Wort über Wiener Kunstverhältnisse)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0351
Wummer 20.
Merlin, 15. Juki 1903.
VIII. Jahrgang
LeittclMt kill' IWrt unü Wimgemrbr.
Organ für dir Interessen aller Sttdrnden Künstler.
s ist eine keineswegs erquickliche Beobachtung, die sich dem Renner
der künstlerischen Verhältnisse in Wien immer und immer wieder
aufdrängt, daß das künstlerische Empfinden und der schöpferische Drang
eines großen Theils unserer Künstlerschaft stark von spekulativem Geschäfts-
geist überwuchert wird, und von der Kritik hochgepriesene Künstler oft
eine raffinirte Versatilität im Geschäftlichen bekunden, wie man sie beim
echten Künstler in früheren Zeiten nur selten vorfand. Ls ist somit nicht
verwunderlich, wenn das Vertrauen des Publikums in die Idealität des
künstlerischen schaffens mehr und mehr schwindet, und der Käufer — im
Gefühl sich einem Geschäftsmanns gegenüber zu befinden — sich mehr
und mehr gewöhnt, das Kunstwerk als Waare zu betrachten. Dadurch
wird dieses auch immer sklavischer abhängig von den Strömungen der
Moden, d. h. jener Moden, welche der Geschmack des Publikums be-
stimmt, durchaus nicht jener Modernität, die im künstlerischen Sinne Um-
werthung des Empfindens und künstlerischen Fortschritt bedeutet.
Der alte Satz, daß auch die Kunst nach Brot geht, hat gewiß seine
Richtigkeit. Niemand aber, der wahrhaft künstlerisches Empfinden, oder
einen höheren Begriff von den ideellen Aufgaben der Kunst besitzt, wird
dies dahin gedeutet wissen wollen, daß künstlerische Anlagen dazu vor-
handen sind, um, so weit es irgend angeht, zu einem Spekulationsobjekt
finanzieller Natur gemacht zu werden, Hat der Fleiß und die Betrieb-
krrcheint am 1. und IS. des Monats. Abonnement pro Ouarlrl 2 Mk. — 2 ltr. 40 ffr. (bei direkter
Zusendung 2,S0 Mk. — 2 Kr. SO In.) bei allen Luchhandlungen und Postämtern. (postLeitungs-preisliste
No. 445b.) Linrelnummer 40 Pi. — Sb IZr.
Insertionspreis Mr die dreigespaltene Nonpareillereile 2b Pi. — 25 ffr.
Verlag von (j. ssarrrvitZ Nachfolger, Berlin SW. H8, Friedrichstraße t6.
Herausgeber: Prof. vr. 6eorg llallancl, Lharlottenburg.
Lelepbon Amt Lharlottenburg, No. 1083.
Inhalt: Kunstempfinden und Geschäftsgeist. Lin Wort über wiener
Kunstverhältnisse. von Paul Wilhelm. — Londoner Kunstbericht. Von
B. Thomas. — Große Berliner Kunstausstellung t90Z (IV). von Georg
Galland. — von Berliner Kunst, von M. Rapsilber. — Unsere Abbildung:
Anton Schöner, Bildniß des Malers Prof. Paul Ritter.
UotiMthril.----
ttunllempkingön unc> SeMttsgM.
(Ein Wort über Wiener Kunstverhältnisse.)
Merlin, 15. Juki 1903.
VIII. Jahrgang
LeittclMt kill' IWrt unü Wimgemrbr.
Organ für dir Interessen aller Sttdrnden Künstler.
s ist eine keineswegs erquickliche Beobachtung, die sich dem Renner
der künstlerischen Verhältnisse in Wien immer und immer wieder
aufdrängt, daß das künstlerische Empfinden und der schöpferische Drang
eines großen Theils unserer Künstlerschaft stark von spekulativem Geschäfts-
geist überwuchert wird, und von der Kritik hochgepriesene Künstler oft
eine raffinirte Versatilität im Geschäftlichen bekunden, wie man sie beim
echten Künstler in früheren Zeiten nur selten vorfand. Ls ist somit nicht
verwunderlich, wenn das Vertrauen des Publikums in die Idealität des
künstlerischen schaffens mehr und mehr schwindet, und der Käufer — im
Gefühl sich einem Geschäftsmanns gegenüber zu befinden — sich mehr
und mehr gewöhnt, das Kunstwerk als Waare zu betrachten. Dadurch
wird dieses auch immer sklavischer abhängig von den Strömungen der
Moden, d. h. jener Moden, welche der Geschmack des Publikums be-
stimmt, durchaus nicht jener Modernität, die im künstlerischen Sinne Um-
werthung des Empfindens und künstlerischen Fortschritt bedeutet.
Der alte Satz, daß auch die Kunst nach Brot geht, hat gewiß seine
Richtigkeit. Niemand aber, der wahrhaft künstlerisches Empfinden, oder
einen höheren Begriff von den ideellen Aufgaben der Kunst besitzt, wird
dies dahin gedeutet wissen wollen, daß künstlerische Anlagen dazu vor-
handen sind, um, so weit es irgend angeht, zu einem Spekulationsobjekt
finanzieller Natur gemacht zu werden, Hat der Fleiß und die Betrieb-
krrcheint am 1. und IS. des Monats. Abonnement pro Ouarlrl 2 Mk. — 2 ltr. 40 ffr. (bei direkter
Zusendung 2,S0 Mk. — 2 Kr. SO In.) bei allen Luchhandlungen und Postämtern. (postLeitungs-preisliste
No. 445b.) Linrelnummer 40 Pi. — Sb IZr.
Insertionspreis Mr die dreigespaltene Nonpareillereile 2b Pi. — 25 ffr.
Verlag von (j. ssarrrvitZ Nachfolger, Berlin SW. H8, Friedrichstraße t6.
Herausgeber: Prof. vr. 6eorg llallancl, Lharlottenburg.
Lelepbon Amt Lharlottenburg, No. 1083.
Inhalt: Kunstempfinden und Geschäftsgeist. Lin Wort über wiener
Kunstverhältnisse. von Paul Wilhelm. — Londoner Kunstbericht. Von
B. Thomas. — Große Berliner Kunstausstellung t90Z (IV). von Georg
Galland. — von Berliner Kunst, von M. Rapsilber. — Unsere Abbildung:
Anton Schöner, Bildniß des Malers Prof. Paul Ritter.
UotiMthril.----
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(Ein Wort über Wiener Kunstverhältnisse.)