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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Die Aun st-Halle.

Nr. s

Uhde Gevatter gestanden haben. Im Nebenraume hat man
eine Kollektion farbiger Driginal - Radirungen französischer
Künstler zum Verkauf gestellt. Einige in Farbe und Zeichnung
wirklich aparten Blätter werden durch die vielen Geschmack-
losigkeiten dieser Sammlung überwuchert.
von Bildern der Nicht-Franzosen fielen mir ein älteres,
süßlich gemaltes Genre von Munkacsy „Großvater schläft", das
Porträt eines Geistlichen (?), der eine predigt vorbereitet, von
Mohrbutter, und mehrere Bilder des polsteiners p. P. Feddersen
auf, die stofflich und koloristisch Eigenart bekunden. Daran
schließen sich endlich in den Hinteren Räumlichkeiten Bilder von
Berliner u. a. Malern an, die zu kritischen Betrachtungen
nicht Anlaß geben. G.

Unsere Milöung.
Strotzend in der Fülle der Jugend, Gesundheit und im
bunten Sonntagsschmuck, so sitzt diese junge ungarische Bäuerin
seitwärts schauend auf dem Gemälde von Franz paczkada,
eine vollblütig stolze Erscheinung, die mit großer Kraft der
Farbe gemalt ist und sich auf der Leinwand vom hellfarbigen
Hintergrund wirksam abhebt. Der Maler des prächtigen Bildes,
das auf der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung
die Blicke der Besucher im hohen Grade fesselt, ist ein Künstler
ungarischer perkunft (geb. (856), der sich seit einer Reihe von
Jahren in Berlin eingelebt hat und hier immer mehr die ihm
gebührende künstlerische Stellung gewinnt.

Aunrtclironik.
* Amsterdam. Aus der Sammlung F. p. Mente sind
kürzlich vier der besten alten Gemälde dem Ryksmuseun:
zeitweise überlassen worden: ein Murillo (Anbetung des Christ-
kindes), ein Ian Steen, ein Anonymus (Jakob vor Pharao)
und ein Paul Potter.
* Berlin. Jin Auftrage des Kaisers hat Maler lvilliam
Pape die festliche Einweihung der Marienkirche auf der Marien-
burg bildlich dargestellt und zwar für das pohenzollernmuseum.
Das Ganze ist als Triptychon behandelt. Links ist der Einzug
des Kaisers und des Prinz-Regenten Albrecht dargestellt. Das
Pauptbild gewährt einen Blick in das Schiff der wiederherge-
stellten Kirche. Pier sitzen der Kaiser und der Prinz - Regent
auf dem Pochmeisterthron. Das dritte Bild zeigt den ge-
schnitzten Pochaltar, sowie die Kaiserin mit ihrem Gefolge.
* Darmstadt. Der Gesetzentwurs über Denkmals-
pflege im Großherzogthum pessen, den die Regierung dem
Landtag in letzter Session unterbreitet hatte, ist nunmehr Ge-
setz geworden. Als berathendc sachverständige Instanz setzt
es dem Minister einen Denkmalsrath an die Seite, dem je
ein Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche,
zwei im Lande wohnhafte Baudenkmalsbesitzer und mindestens
zwei Mitglieder von hessischen Geschichts- und Alterthums-
vereinen angehören. Sehr zu billigen ist, daß im Abschnitt
über die Naturdenkmäler das Anbringen von Ausschristen,
Reklameschildern rc. an amtlich geschützten Naturdenkmälern
verboten wird.
* Gostyn (Posen). Im Thor der Pfarrkirche wurden alte
Wandmalereien von ca. (500, darunter die Darstellung des
Weltgerichts, unlängst ausgedeckt.
* Nürnberg. Die Wiederherstellung des großen Rath-
hau ssa al es, dessen edelster Schmuck der nach Dürer's Zeich-
nung ausgeführte Triumphzug Kaiser Maximilian's und die
Allegorie einer Gerichtsszene bilden, und in dem (6-(8 das von
Sandrart auf einem Staffeleibilde geschilderte Friedensmahl
stattfand, ist beschlossen worden. Der Kostenaufschlag beträgt
t 99 800 Mark.
* Posen. Das künftige neue Provinzialmuseum soll
folgende Sammlungsgebiete umfassen: eine vorgeschichtliche,

eine naturwissenschaftliche, eine geschichtliche Abtheilung, eine
Abtheilung für vaterländische Kriegsandenken, eine Abtheilung
für Münzen, Siegel und Archivalien, eine Abtheilung für
Kunstg ewerbe, eine Abtheilung für reine Kunst (Plastik
und Malerei) und eine Abtheilung für gr ap hische Künste.
Die drei letzten Abtheilungen erheben das neue Posener Pro-
vinzialmuseum über die Schablone hinaus zu seiner kulturellen,
vielwerthigen Bedeutung. Ls wird die glückliche Mischung von
Museum und Kunstgalerie darstellen. Der jährliche Etat des
Musenms für Neuanschaffungen beträgt so ooo Mark.
* Wilhelmshaven. Im Iadebusen wurde kürzlich ein
archäologisch merkwürdiger Fund gemacht in Gestalt einer alt-
römischen Bronzefigur, eines Reliefs (Gr. (0 erri), das
eine tanzende Mänade darstellt.
* Würzburg. Eine Neuordnung der Sammlungen des
Fränkischen Museums hat stattgefunden, bedingt durch
den Zuwachs. Das Werthvollste an Neuheiten ist der Nachlaß
des y Vekonomieraths Streit, der die Stadt zur Erbin seiner
reichen Sammlungen von Antiquitäten und Kunstgegenständen
eingesetzt hat. Erwähnenswerth sind darunter vor Allem die
Polzskulpturen von Tilman Riemenschneider. Jetzt hat
Würzburg die größte Sammlung Riemenschneider'scher Meister-
stücke. Mit den städtischer: Sammlungen sind auch jene des
fränkischer: Kunst- und Alterthums-Vereins aufgestellt, die ins-
besondere viele Stücke des mittelalterlicher: Kunstgewerbes aus
dem Privatbesitz fränkischer Adelssamilien enthalten. Die
städtischen Sammlungen sind provisorisch in dem früheren
chemischen Laboratorium der Universität untergebracht. Um
die seit langer Zeit erörterte Frage eines Museums - Baues
ihrer Lösung näher zu bringe::, hat die Stadt beschlossen, den
Bauplatz für ein fränkisches Museum zur Verfügung zu stellen
und für den Bau selbst so ooo Mark aufzuwenden.
Mallungen.
* B ra un sch w e i g. Salon Dörbandt. Neber: der
Kollektion des Märk. Künstlerbundes und den Plastiken des
Bildhauers Ernst Müller sind neu ausgestellt: Gemälde von
Richard Kaiser in Münchei: und Aquarelle von I. poffmann
in Frankfurt a. M.
* Breslau. Die Gemälde - Ausstellung Kunstverein-
Lichtenberg im Museum der bildenden Künste eröffnete am
Z(. August ihre erste diesjährige perbstausstellung. Dieselbe
enthält Sonder-Ausstellungei: von M. Wislicenus-Breslau,
p. Völkerling - Breslau, A. Bachmann-München, I Gentz-
Berlin, A. Lutteroth-Pamburg und B. Perour-Leipzig. Ferner
Bilder von L. von Pofmann-Berlin, E. Steppes-München,
k>. vor: Bartels - München, A. vor: Brandts - Berlin, Felderer,
Creutzberger, Licht, Lisiewicz. Fischer-Schuch, Reich-Münsterberg,
Stockmeyer, Ulmer u. A. in.
* Budapest. Line Ausstellung älterer und moderner
Gemälde aus Privatbesitz hat der hiesige Aerzteverband im
neuen Künstlerhause arrangirt,
* Ehemnitz. In der „Kunsthütte" giebt es eine um-
fangreiche Ausstellung vor: Griginalzeichnungen und Aquarellen
der' Künstler der '„Fliegender: Blätter", von parburger,
Flashar, Marold, Raeseler, (Oberländer, Stahl, Kirchner, Rei-
nicke u. A. m.
^Düsseldorf. Städtische Gemäldegalerie. Neu
ausgestellt wurde das Porträt von Professor Lud w ig Kn aus,
welches Wilhelm Schneider - Didam im Auftrage der Kunft-
Hallen-Verwaltung gemalt hat. Ls war eine Ehrenpflicht, den
in der Kunsthalle befindlichen Bildnissen hervorragender Düssel-
dorfer Meister dasjenige von Ludwig Knaus Hinzuzufügei:, der
seine ruhmvolle künstlerische Laufbahn hier begonnen und eine
Reihe seiner bedeutendsten Werke hier geschaffen hat. — Bei
Ld. Schulte kam ein Schlachtenbild von Alfred Graf Brühl
zur Ausstellung, welches die Attacke des altmärkischen Manen-
Regiments Nr. (6 bei Vionville am (6. August (870 darItellt,
außerdein eine Sammlung von Gemälden, Aquarellen, Zeich-
nungen und Griginal-Lith'oqraphien von Paul Neuenborn.
* Frankfurt a. M. 'Im Kunstverein fesselt eine
Kollektivausstellung der Münchener Luitxoldgruxpe.
Im Kunstsalon Schneider bildet eine Anzahl Aquarelle des
Müncheners p. von Bartels den Mittelpunkt des Interesses.
 
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