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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Der Fall "Reinhold Begas"
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Leipziger Kunstbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0156

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f32

Die A u n st - H a l l e.

Nr. 9

Lharlottenburg, den f9« Dezember f902.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser und König!
Allergnädigster Kaiser, König und Herr!
Im Einblick aus Ew. Majestät Allergnädigstes
Wohlwollen und Allerhöchste Förderung der deutschen
Kunst wagen die Allerunterthänigst unterzeichneten
Künstler, Meisterschüler des Prof. R. Begas Ew. Majestät
ehrsurchtsvoll mit diesem Gesuche zu nahen.
Der von allen seinen chchülern hochverehrte Meister
Prof. Begas hat ein Gesuch um Enthebung von seinem
Lehramt als Vorsteher der akademischen Meisterateliers
sür Bildhauer eingereicht. Der eigentliche Grund für
diesen Schritt ist nach eigener Aussage des Meisters
die von ihm empfundene Mißstimmung über die irr-
thümliche Auffassung seiner ganz eigenen Art der Aus-
übung des Lehrberufes.
Seiner freien und großzügigen, künstlerischen Per-
sönlichkeit entsprechend, hat Prof. Begas ohne jede
schulmeisterliche Pedanterie seines Amtes gewaltet. Er
hat in richtigem Gefühl seiner überwiegenden Persön-
lichkeit es für gut befunden, seinen Schülern ungerufen
seine überragende Persönlichkeit nie verwirrend aufzu-
drängen und die freie Entfaltung auch anders gearteter
Talente zuzulassen. Der Meister kam nicht gerne un-
gebeten zum Schüler, sondern dieser suchte je nach dem
Stand seiner Arbeit und Entwicklung Fühlung mit dem
Lehrer und dieser hat sich dann stets bereit finden lassen.
Die Form dieser durch und durch künstlerischen Lehrart
für vorgeschrittene junge Bildhauer, die bereits das
Studium auf der Hochschule vollendet haben, mußte
jeder Schüler beim Eintritt in das Atelier anerkennen.
Diese seit Jahren geübte Lehrart, deren Kenntniß sich
naturgemäß der Außenwelt entzieht, hat die glänzendsten
Resultate gezeitigt, wir weisen nur auf eine Reihe
namhafter Berliner Künstler hin, die Ew. Majestät
Vertrauen genießen, so unter anderen: Robert Baer-
wald h, Prof. Baumbach, Bergmeyer st, Prof. Boermel,
Prof. Brütt, Ludwig Tauer, Thristensen, Felderhoff,
Gaul, Götz, Hidding, Aug. Kraus, Magnussen, Prof.
Schott, Stark, Tuaillon, Prof. Uphues, waegner u.a.m.
Der Name Begas ist verknüpft mit der Geschichte
unserer Plastik und bildet, verbunden mit der Einrich-
tung der Meisterschule für Bildhauerei, einen großen
Ansporn für die gesammte Heranwachsende Generation.
Diese einzige Persönlichkeit, die heute, wie je zuvor
jugendfrische Werke schafft, der Berliner Bildhauerschule

zu erhalten, ist uns im Hinblick auf die gesammte Heran-
wachsende Künstlerschaft ein großer Wunsch. Müssen
doch wir, seine derzeitigen Meisterschüler, am besten
wissen, wie unbegründet Beanstandungen seiner
Lehrthätigkeit sind.
Da der Meister uns auf Grund der bei dieser
Gelegenheit zum Ausdruck kommenden dankbaren Ge-
sinnung das Versprechen gegeben hat, sein Lehramt nicht
zu verlassen, wenn ihn wie bisher völlige Freiheit
in seiner seit 25 Jahren bewährten Lehrmethode ge-
währleistet würde, so bitten wir Ew. Majestät, den
allzeitig gütigen Schirmer unseres Kunstlebens, unseren
größten deutschen Meister der jüngeren Künstlerschaft
als Lehrer und als Vorbild zu erhalten.
In tiefster Ehrfurcht verharren Ew. Majestät
unterthänigste

gez. H. w. von Glümer, w. Hauschild, H. Hosaeus,
Paul Gesten, Walther Schmarje, S. Wernekinck,
Meisterschüler des Prof. Reinhold Begas.

Ein zweites Gesuch, welches ähnliche Gedanken
zum Ausdruck brachte, haben folgende namhafte Bild-
hauer gleichfalls kürzlich an den Kaiser gerichtet: Uphues,
Baumbach, Magnussen, Schott, Felderhoff, Ad. Brütt,
waegner, Lederer, Lepke, Tauer, Tuaillon, Gaul, Götz,
Starck.
Leidiger Aunrtbmckt.
eit dem 25. Januar ist Max Klinger's „Beethoven"
im Städtischen Museum der Vaterstadt des Künstlers
der öffentlichen Besichtigung zugängig gemacht. Die
jetzige Aufstellung des Kunstwerks ist nur als ein Provisorium
anzusehen, da der Raum, welcher in Zukunft dazu ausersehen
sein wird, den Beethoven, sowie die übrigen Leipziger Skulp-
turen Klinger's: die Salome, Kassandra, Badende und den
Athlet, aufzunehmen, durch einen Anbau an das Museum erst
geschaffen werden muß. So hat man denn vorläufig in dem
großen Skulxturensaal, dem sogenannten Michelangelo-Saal,
einen Einbau aufgeführt, genau nach den von Klinger auf-
gestellten Maßen, die sich aus angestellten versuchen ergeben
 
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