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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Die A u n st - L) a l l e.

Nr. ssi.

festgestcllt werden muß, daß Gewolltes nicht entfernt erreicht
ist. von Emil Rosenstand-Berlin sieht man wieder einige
seiner sehr seinen eleganten Zeichnungen, unter ihnen das
graziöse Bild einer tanzenden Dame und ein gut beobachtetes
„Junges Mädchen vor dem Spiegel".
Ein paar gute Bildnisse und Genrestiicke von pugo
Mieth-Eharlottenburg, sowie die Landschaften von Gurt
Agthe-Berlin und Fritz wach en Husen-pamburg, von
letzterem besonders eine „Mecklenburgische Landschaft" und eine
„Dorfstraße" sollen zum Schluß noch hervorgehoben werden.
Paul w a r n ck e.
Auf einer Leinwand von größten Dimensionen (5pz X H m)
ausgestellt in einein Saal Unter den Linden, hat der pistorieu-
maler Viktor Pausmann-Sator versucht, eine Reihe von vater-
ländischen Momenten bildlich zu vereinigen. Er nennt die aus
ra. 50 Figuren bestehende Komposition, die uns die Epochen
des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, des Großen Kurfürsten,
König Friedrich I., der Königin Luise und Kaiser Wilhelm I
in einer Anzahl hmorischer und volksthümlicher Gestalten vor
einer idealen Architektur schildert: werden und Wachsen
des pauses pohenzollern. Die Tendenz der vor allem
aus patriotischer Empfindung geflossenen Idee des Bildes
gipfelt in dem von einem Genius hoch oben getragenen Porträt
des jetzigen Kaisers, unter dessen kräftigen Konturen das
Gewölk sich öffnet und einen Blick in die Tiefe des gemalten
Raumes, den die Front des Brandenburger Thores abschneidet,
zuläßt. Wenn auch ehemals das (Quattrocento zeitlich getrennte
Begebenheiten in einem Rahmen zusammenzufassen pflegte,
so waren es doch dieselben Personen, die wiederholt wurden
und die damit die Einheitlichkeit der Darstellung äußerlich
wahrten. Pier aber ist die einheitliche Idee etwas Unsichtbares,
was der Beschauer erst durch Kenntniß der Geschichte, durch
Liebe und Bewunderung für das pohenzollernhaus in das Bild
hineinzutragen vermag Dem wissenden Patrioten genügt das,
wenn er die Grenzen von Dichtung und Malerei übersieht.
Jedenfalls wird hier auch eine schärfere Kritik Manches im
Einzelnen wie im Ganzen schätzen dürfen: den Fleiß der Aus-
führung, die geschickte Verkeilung der farbig reichen und reiz-
vollen Gruppen und Linzelgestalten, die theilweise recht gut
gemalt sind. Auch übt das Ganze eine festlich schmückende
Wirkung aus, die dein dekorativen Zwecke dieses Gemäldes
entgegenkommt.
Den Freunden der englischen Bildnißkunst des (8. Jahr-
hunderts hat der eifrige Salon Ed. Schulte soeben eine Aus-
stellung vorbereitet, die ein großes ästhetisches Vergnügen zu
schaffen geeignet ist. Sind doch in dieser vorgeführten Sammlung
von Gemälden, überwiegend Porträts, aus dem Besitz des
perrn E. S e d el m eyer-Paris, Meister wie Gainsborough,
Reynolds, Poppner, Lawrence, Raeburn, Roinney vertreten,
deren Werke auf den Auktionen der letzten Jahre geradezu
märchenhafte Preise erzielter!. Auch die Landschaften von
Eonstable gehören zu den perlen dieser Sammlung. Besonders
geschmackvolle Bildnisse sind die Lady Milner von Roinney und
die reizenden Kindersiguren von Poppner und Romney. —
Die Firma Karl Müller 6c Lo. hat in ihren eleganten
Räumen in der Friedrichstraße eine Ausstellung für Innen-
dekoration eröffnet. In verschiedenen Zimmern sieht
man äußerst wechselvolle Ausstattungen fein bürgerlicher und
selbst fürstlicher Gemächer. Diese große Abwechslung war in
solcher Schönheit nur möglich, dadurch daß die Firma nicht nur

den Absichten der modernen Richtungen in vielfältiger weise
entsprach, sondern auch aus dem reichen Formenschatz der
klassischen Stilarten schöpfte. So gelang es ihr eine Gesammt-
ausstellung zu schaffen, in der das Neue und das Alte in sich
nicht ausschließender, sondern in sich gegenseitig ergänzender
harmonischer Weise vereinigt erscheinen. Diesen kunstgewerblich
sördernden Veranstaltungen ist eine gedeihliche Entwickelung
und die Theilnahme des Publikums sehr zu wünschen.
G.

Runrtckromk.
* Berlin. Der Kaiser und die Kunst. Bei einem
Besuch des neuen Perreuhauses hat sich der Monarch über die
räumliche Ausbildung der Lintrittshalle, in welcher die an
anderer Stelle erwähnte Gruppe von K. v. Uechtritz zur Aus-
stellung gelangen soll, tadelnd ausgesprochen. — Der Kaiser-
besichtigte im Schlosse zwei Skizzen zu historischen Gemälden,
die William Pape ausführen soll: „Die Eidesleistung des neuen
Erzbischofs von Köln, Dr. Fischer, vor dein Kaiser" und „Die
Enthüllung des Denkmals des Großen Kurfürsten zu Bielefeld."
Letzteres Bild (H x 3 rn) ist sür das Rathhaus zu Bielefeld
bestimmt. Im alten Akademiegebäude sind auf kaiserlichen
Wunsch Modelle von mehreren Berliner Bildhauern u. a von
R. und K. Begas, Ianensch, Götz, v. Uechtritz, paverkamx
zusammengestellt worden; sie sollen aus Thon von Kadinen
in Majolika übertragen werden. — August Gaul, Thierbild-
hauer und Sezessionist, soll sich geweigert haben, an den für
den Kaiser bestimmten plastischen Anlagen vor dem Branden-
burger Thor, Adler mit offenen Flügeln zu modelliren; der
Künstler will nur Adler mit geschlossenen Flügeln darstellen.—
In Sanssouci wurde die (88^ geschaffene Marmorsigur einer
„Eva" aufgestellt, die dem Kaiser geschenkt wurde; ihr Urheber
ist der amerikanische Bildhauer Moses Jakob Ezekiel, der in
Berlin, Rom und Paris ftudirt hatte.
* Palle. Für die Garnisonkirche hat der frühere
v. Gebhardtschüler, peinrich Saffer drei religiöse Gemälde
geschaffen: Abendmahl, Pimmelfahrt und Weltgericht.
* palberstadt. Der berühmte polzbau des sog. Schuh-
hofes von (559 wurde am Abend des 3. Aprils durch eine
Feuersbrunst zerstört.
* peidelberg. Die neue Stadthalle erhält eine
künstlerische Ausschmückung durch mehrere namhafte Maler.
Kley-Karlsruhe inalt an der Südwand des Ballsaales eine
tO m lange Darstellung des peidelberger Sommertagzuges.
w. Trübner soll im Kammermusiksaal zwei pistorien mit
Bezug auf perzog Karl Friedrich, den Erneuerer der Universität,
und den Empfang des deutschen Kronprinzen (t886) ausführen.
M. wielandt - Karlsruhe wird daneben zwei Archiiekturstücke
malen. Karl Bartels ist mit verschiedenen Professorenbildnissen
beauftragt worden rc.
* pirsch berg. Geplant ist hier der Bau eines Kunst -
vercinshanses.
* Köln. Im Pallenbergsaale des Kunstgewerbemuseums
wurde das Wandgemälde von Melchior Lochter - Berlin an-
gebracht: Der mystische (Duell.
* Magdeburg. Die ron Prof. Max Koch gemalten
drei Stadtansichten, die im Rathhaus ausgestellt waren, gehen
alsdann zur Dresdener Städteausstellung ab.
* Münster. Der Bau des Provinzialmuseums ist dem
hannoverschen Architekten Permann Schaedtler übertragen
worden.
* Paris. Nunmehr ist festgestellt, daß die „antike"
Saitaphernes - Krone des Louvre ein Werk des jüdischen
Goldschmiedes Israel Rychumowsky in (Odessa ist; er hat sie
für einen gewissen Pochmann nach Vorlage arglos angesertigt
und dafür nur (500 Rubel erhalten. Pochmann verdiente
soooo Frks., während — wie gewöhnlich bei Museums-
ankäufen — die Vermittler mit dem Louvre den Pauptantheil
gewannen. — In einer G>otte in der Dordogne wurden bis
zX p/2 m große Wandbilder entdeckt, darunter Darstellungen
von Mammuth und Rennthier. Da der Maler Thiere gemalt
hat, die er aus täglicher Anschauung kannte, so dürfte das
 
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