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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Galland, Georg: Der Neubau der Berliner Kunsthochschulen
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Ebe, Gustav: Licht und Farbe als Ausdrucksmittel der Architektur neuer Richtung [2], Schluss
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0064

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50 D i e A u u st - p a l l e. Nr. (s

hinsichtlich der räumlichen Anforderungen, der Bequem-
lichkeit und der Zweckmäßigkeit waren damals viele
Wünsche unerfüllt gelassen. Und in diesem wichtigen
Punkte bietet freilich der jetzige Neubau, Dank der
respektablen Aufwendung von F bis 5 Millionen und der
Mitwirkung des tu praxi bewährten Bauraths Adams,
eine wahre Fülle von trefflichen Einrichtungen, durch
welche die geräumigen Zeichen- und pörsäle, die Maler-
und Bildhauerateliers, die Pallen für Ausstellungen und
Sammlungen ein hohes Maß von Zweckmäßigkeit für
den akademischen Kunstunterricht erhalten haben.
Die viereckige, um mehrere pöfe gruppirte Anlage,
die nach der Hinteren Pixpodromseite in eine Reihe
niedriger Bildhauerateliers verläuft, gliedert sich sichtlich
in zwei Paupttheile von zusammen 50575 (Quadratmetern
Bodenfläche: in den flachen Südflügel der Musikhoch-
schule, die mit ihrer Kuppelkrönung und Giebelfront
einem italienischen Kirchenbau nachgebildet erscheint,
und in den nördlichen Pauptbau der Kunsthochschule,
die so unvortheilhaft mit einer Straßenbiegnng ab-
schließt, daß man von hier aus nicht viel mehr als die
häßliche Perspektive von Thurmspitzen, Ziegeldächern
und Schornsteinen genießt. Ganz überschauen läßt sich
die ausgedehnte Front, die theils vor-, theils zurück-
springt, nur von dem gegenüberliegenden Steinplatz
aus. Der in der Axe des Platzes gelegene Mittel-
xavillon mit Auffahrt und hohem Ahrthurm enthält
den Paupteingang, den ein von O. Lessing modellirtes
Kaiserreliefbildniß überragt.
So konventionell wie außen durchweg die archi-
tektonische Formensprache, ist leider auch überwiegend
die dekorative. Zn den Zwickeln der oberen Rund-
bogenfenster des Pauptbaues vermißt man jeden Wechsel
des Ornaments. Die beziehungsvollen Nischengruppen
„Prometheus" und „Orpheus" von Prof, pundrieser
und Prof. E. perter sind wahrlich keine großen Meister-
leistungen, aber sie passen sich dekorativ dem derberen
Charakter der Architektur ziemlich gut an; während der
Pauptgiebel von Manzel mit seinen süßlich-französirenden
Figurenbildungen und auch als Komposition aus denü
Ganzen vollständig herausfällt. Andere plastische Schmuck-
theile der Fassaden rühren von Peter Breuer und
G. Zanensch her. . . wenn die Zeit aber erst die Außen-
seiten mit ihrer jetzt noch festlich heitern farbigen Ma-
terialwirkung in ein unscheinbares Gewand gehüllt haben
wird, dürfte auch ein wesentlicher Reiz von heute un-
widerruflich dahin sein: ein böses Urtheil über den Werth
eines mit solchen Mitteln geschaffenen Bauwerkes unserer
Zeit, die sich doch aumaßt auf allen Kunstgebieten pohes
zu leisten. Erinnert man sich endlich, daß hier das Er-
gebniß einer ehemaligen Konkurrenz vorliegt, so scheint
mir auch dieser Fall wieder einmal eklatant zu beweisen,
daß man auf solchem Wege nur höchst selten zu wahr-
haft künstlerischen monumentalen Schöpfungen zu gelangen
pflegt. G. G.


!iciii unl> fsrde ak MTruckLinittei
Ser Keiliteirtur neuer üicktung.
von Gustav Ebe, Berlin.
(Schluß.)
(Austine Untersuchung über die Art, in welcher sich die
neueste Richtung in der Architektur in der Auf-
sassung der äußeren und inneren malerischen
Dekoration bethätigt hat, konnte uns durch die Ver-
gleichung mit den Leistungen der älteren Stilepochen,
deren kurze Schilderung iir der vorher gegebenen Umschau
versucht wurde, eine positive Unterlage gewinnen. Es
wird sich zwar ergeben, daß noch nicht allzuviel Be-
achtenswerthes entstanden ist, daß aber hier und da
neue Gedanken iir eigenartiger Stilisirung aufgetaucht
sind. Für die Fassadenmalerei ist ein paus zu Zxelles zu be-
merken, von pankar und Crespin,in Brüssel herrührend,
welches an der Fassade zwischen den Fenstern alspauptbild
eine Leres umgeben von naturalistisch wiedergegebenen
Kornblumen zeigt; die Fenster selbst sind mit geschlängelten
farbigen Linien eingefaßt und die Wandfelder stoff-
artig gemustert. An anderen päusern in Belgien und
Deutschland kommen am Aeußeren Flächenverzierungen
im japanisirenden Charakter auf farbigem Grunde
mehrfach vor, stets in fester, energischer Tönung. Zn
den von Seemann u. Co. veröffentlichten Entwürfen zu
inoderneu Fassaden findet sich neben phantastischen Aus-
schreitungen manches praktisch Verwerthbare. Zu der
ersten Art gehört die totale Vergoldung eines Front-
erkers und der Palbkuppeldächer der Seitentheile, dann
eine durchgängig in satten Farben, in einer an die
Ausstattung ägyptischer oder etruskischer Grabkammern
erinnernden weise bemalten Fassade, ferner eine Reihe
von Fassaden, die mit einem farbig ausgeführten Linien-
spiel überzogen sind, bei gänzlichem Mangel an plastischer
Gliederung. Zndeß zeigen eine Anzahl Entwürfe der-
selben Sammlung eine mehr für die Ausführung ge-
eignete Anwendung der farbigen Dekoration: Die besten
der Art sind die in Backsteinbau gedachten, welche den
Gegensatz des satten Materialtons gegen den weißen
Putzgrund der Blenden ausnutzen; abgesehen von der
im Stile der Moderne geplanten gelegentlichen Bemalung
dieser Putzflächen und andern neuartigen Formen haben
wir es hier allerdings mit einer im Mittelalter schon
vielfach benutzten Farbeuwirkung zu thun. Auch die
öfter angewandte theilweise Verkleidung der Fassaden
mit farbigen gemusterten Platten wird nur durch die
Art ihrer Verwendung neu. — Eine besondere Vorliebe
für malerische Außendekoration läßt sich der neuen
Richtung nicht nachsagen; wenn also der Reichthum
der alten Denkmäler des Mittelalters und der Renaissance
in dieser Art keineswegs erreicht wird, so muß man
das als einen dem Geiste unserer Zeit entsprechenden
Zug gelten lassen.
Zn der inneren Ausstattung der Bauten giebt
dagegen die neue Richtung hinreichende Gelegenheit
zur Entfaltung malerisch dekorativer Mittel, schon deshalb
weil sie dem plastischen Schwulst des Barocks entgegen-
arbeitet und an Stelle desselben eine einfache Flächen-
gliederung durch Pervorheben des Materials und Be-
malung begünstigt. Zn England sind die hohen, die
konstruktive Fugung zeigeuden Polzpaneele beliebt, deren
Füllungen meist tapetenartig mit übergroßen stilisirten
Pflanzen bemalt werden; den oberen Theil der wände
bedeckt öfter ein wieder mit aufrecht stehenden Pflanzen-
 
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