Die Kunst-Halle (8.1903)

Nummer 17.

Werkin- 1. Juni 1908.

VIII. Jahrgang

Auch die Nenaissancebestrebungen der deutschen
vorigen Jahrhunderts hatten in gleicher Weise
Gebiete der Bildhauerkunst. Bo oft eine Zeit
zur geistigen Welt der Antike zurückgefunden

Lelttevi-ikt M Auim uiul Wnngrwerbe.
Organ für dir Intrrcffen alter Kildrn-en Künstler.

erscheint am i. unä IZ. äes Monats. Abonnement pro Ouattal 2 Mk. — 2 Nr. 40 Nr. (bei direkter
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Herausgeber: Pros. l)r. 6eorg llällancl, Lharlottenburg
Lelepbon Amt Lharlottenburg, No. I0KZ.

Anhalt: ZUIN Problem der modernen Plastik, von Hermann Eßwein
und Ernst Neumann. — Sächsische Kunstausstellung Dresden (yoz. von Erich
Haenel. — Der Salon der Sociöts Nationale (II.) von Karl Eugen Schmidt.
— XXX. Iahresausstellung im wiener Künstlerhause (I). von Paul Wilhelm.
— VII. Kunstausstellung der Berliner Sezession (III). von Georg Galland. —
Frankfurter Kunstbrief, von rr. — Unsere Abbildung: Ernst Hottenroth,
Plastische Details vom Zentraltheater in Chemnitz.
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Formen künstlerischen Ausdrucks entstehen mit gesetzmäßiger
Nothwendigkeit aus den materiellen und geistigen Bedürfnissen
der einzelnen historischen Zeitabschnitte und sind stets durch das Milieu
der Epoche bestimmt, deren prägnanten künstlerischen Ausdruck sie bilden.
Bo ist die Plastik genau wie das Drama eine Frucht der antiken, ur-
sprünglich hellenischen Geisteskultur, die Nom nach seiner Weise modifizirte,
die zu Beginn der Neuzeit in den romanischen Ländern eine glänzende
Auferstehung feierte. Diese Wiedergeburt der Antike war zugleich die
Renaissance der Plastik.
Klassiker zu Anfang des
ihre Korrelate auf dem
nur irgend einen Faden
hatte, wurde auch immer die Plastik dem veränderten Zeitmilieu an-
gepaßt. Bie ordnete sich dann stets willig ein und bot in den Produkten
dieser Anpassung stets vollwerthige plastische Kunstwerke. Auf das
Problem der modernen Plastik ist damit bereits ein Licht geworfen.
Unsere Welt nämlich hängt mit dem Geiste der Antike nicht mehr
zusammen, und eine Renaissance, eine Wiedergeburt bedeutet der
gewaltige Aufschwung unseres neuzeitlichen Geisteslebens nicht, wohl aber
eine Neugeburt. Denn die Faktoren, welche dem neuzeitlichen Geistes-
leben sein charakteristisches Gepräge geben, erwuchsen aus vollkommen

Zum Problem tler modernen?IaM
von Hermann Lßwein und Ernst Neumann.