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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Grosse Berliner Kunstausstellung
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Hood, Fred: Fortschritte in der Kunstgiesserei
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0322

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280

Die A u n st - H a l l e.

Nr. (8

der berühmte F. 2l. Bridgman, erfreut mit einigen
Frauentypen aus Algier. Frank Daniell's Leinwand
mit ihrer grellrothen Beleuchtung, in der ein am
Boden hockendes Fräulein „Luftschlösser" baut, ist da-
gegen ein ziemlich unleidliches Bild. Zwei biblische
.Stoffe rühren von Gari Melchers (Die Jünger in
Emmaus) und G. Hitchcock her. Letzterer läßt in
seiner Verkündigung den Verkündigungsengel fort,
dessen Botschaft die in weiß gehüllte Madonna im
Profil stehend, mit gesenktem Haupte und auf der Brust
gekreuzten Händen demüthig vernimmt. Natürlich fehlt
von Hitchcock auch nicht das hellblühende, frohe, hol-
ländische Tulpenfeld, durch das dieses Mal ein besiegter
Ritter mit gesenkter Fahne langsam schwermüthig reitet,
welche Stimmung erzeugen doch die verschiedenen
seelischen Accente dieses harmonisch gefärbten Bildes!
Am erfreulichsten erscheinen mir hier aber Ameri-
kaner und Engländer im Porträt und auch in der
Landschaft. Zn beiden Gattungen haben sie ja den
Vorzug der besten künstlerischen Erziehung. Seit Con-
stable hat jenseits des Kanals die Landschaftsmalerei
unaufhörlich geblüht, und die geschickten Maler Amerikas
haben sich nicht nur die englische, sondern auch die
jüngste französische Kultur der landschaftlichen Dar-
stellung anzueignen gewußt. Nm einen New - Yorker
Platz im nächtlichen, wenig aufgehellten Dunkel raffinirt
fein in der Stimmung zu geben, hat H. w. Ranger
die Umgebung des Zeughauses der City ausgewählt.
Harrison hat nur eine kleine, treffliche Schneeland-
schaft gesandt. Dessar verleiht einer frühherbstlichen
Szenerie in dörflicher Umgebung einen poetisch wirken-
den Ton; möglich, daß manche seine gedämpft bunten
Farben süßlich nennen. Für H. S. Bisbing ist natür-
lich dieses winzige Thierbild, dessen landschaftliche
Staffage so feine farbige Nüancen aufweist, keine auch
nur entfernt ausreichende Vertretung.
wirklich bemerkenswert sind mehrere Porträts in
dieser Abtheilung. Auf der einen Seite, wo man
H. Herkomer vermißt, stehen die bewährten Londoner
Meister Alma Tadema, Shannon, Sargent — auf der
andern Seite w. Dannat, G. Giusti, Mac Ewen,
T. Marr, Th. Sprague Pearce, G. Melchers, Z. L.
Stewart, Z. R. wiles. John Sargent, der sonst
immer in diesen: Kreise wenigstens mit einem eleganten
Damenbildniß brillirt, bleibt hier mit einen: nicht sehr
hervortretenden Herrenporträt etwas zurück. Seine
Stelle wird dieses Mal durch ein Bildniß des „Frl.
Zulia Marlowe" von Zrwing R. wiles besetzt; doch
wenn diese temperamentvolle, brünette junge Dame,
die sich vom Sopha eines Rokokosalons vorbeugt, Er-
innerungen an jenen genialen Pinselführer erweckt, so
hat sie diesen Vorzug mehr gewissen Äußerlichkeiten
der Routine als den: Adel ihrer Erscheinung und den:
beseelten Ausdruck ihrer Züge zu danken. Stewart's
Hauptbild „Zn der Morgenstunde" stellt einige Gent-
leinen nut ihren Damen dar, die beim weine in der
überhitzten Atmosphäre eines Salons den Tag ab-
warten; weder die trivialen Gesellschaftstypen noch die
Lösung des Beleuchtungsprobieins erwecken nachhaltiges
Znteresse. Vorzüglich sind dagegen ein paar Herren-
porträts, u. a. Shannon's Mr. Phil. May im knall-
rothen Zägerrock mit dem frappant häßlichen, faltigen,
bartlosen Gesicht, und G. Melchers' junger „Mann
mit Mantel", der in seiner greifbaren, schlichten Wahr-
heit und Sachlichkeit an velazquez heranreicht. Minder
ausdrucksvoll wirkt A. Tadema's „Sir Max waechter",
dessen Erscheinung durch das vortrefflich gen:alte Milieu
eines Bibliothekzimmers nicht gewonnen hat. Mac
Ewen, Giusti, T. Marr finden mit vornehmen Kinder-

bildnissen, endlich Melchers und Sprague pearce mit
weiblichen Studienköpfen gebührende Aufmerksamkeit.
von dem Nest der ausländischen Gäste ist nicht
viel zu sagen. Der nie ausbleibende, stets auf gleicher
Höhe schaffende Holländer H. w. Mesdag hat neben
zwei anderen seiner üblichen Küstenmotive ein nächt-
liches Marinebild von starkem Stimmungsgehalt gesandt.
Zn die Nähe desselben hat man ein koloristisch kraft-
volles, xaftos gemaltes Stillleben seiner Gattin Sientje
Mesdag van Houten gehängt . . . Auch ein slavischer
Maler, Franz Zinnoko-Warschau, ist mit der Lein-
wand „Laudeamus Feminam" zu nennen, einer poesie-
vollen, im Farbenton nur etwas gesuchten und süßlichen
Verherrlichung von Frauenschönheit . . . Von den vor-
handenen Beiträgen südlicher Künstler treten sowohl
die Bilder der Spanier Sorolla y Bastida und Benlliure
y Gil, als auch die der Ztaliener Sartorelli, petiti,
pio Zoris u. A. noch weniger als in den vorauf-
gegangenen Zähren hervor. Doch scheinen mir nament-
lich petiti's heimische Landschaftsmotive, wie Sorolla's
vollblütige spanische Volkstypen in ihrer beiderseitigen
Eigenart koloristisch bedeutsam.
G. G.


forkclmtte in öer Aunrtgienerei.
Von Fred Hood.


an unterscheidet bekanntlich je nach Wahl des
Formmaterials drei Methoden zur Perstellung von
Kunstgüssen aus Metall, nämlich das Formen in

Ton, Sand und wachs. Touformen finden vorzüglich zum

Herstellen großer Glocken, Sandformen zur Herstellung der

mannigfachen Gebrauchs- und Kunstgegenstände und wachs-
formen zur künstlerischen Ausführung von Statuen An-
wendung.

Ls ist wohl leicht erklärlich, warum man figürliche (Ob-
jekte nicht gern in Sand formt; alle hervortretenöen Theile
bilden in der wenig widerstandsfähige!: Formmasse so viele
unfeste Gliederungei: und Ueberschneidungen, daß die Ent-
fernung des Gegenstandes aus der Form sehr erschwert wird.
Man ist so gezwungen, das abzuformende (Objekt vielfach zu
theilen, die Stücke einzeln zu formen und sorgfältig zusammen-
zusetzen. Das ist in der That ein schwieriges Werk und bleibt
trotz der Kunstfertigkeit geübter Former, Monteure und
Ziseleure doch nur ein Stückwerk. Dazu kommt, daß die
Technik des Ziseleurs schon an und für sich dazu verleitet,
auch diejenigen Partien mit Akkuratesse herauszuarbeiten,
welche der Künstler in seinem Modell, um dem Werke ein
mehr skizzenhaftes Gepräge zu verleihen, absichtlich unbestimm
gelassen hat. Mai: ist also genöthigt, das wachs, trotz seines
hohen Preises, zur Herstellung der Form für künstlerische
Darstellungen zu verwenden; aber dieses Material besitzt auch
den Vorzug, den Guß von Statuen in einem Stück zu er-
möglichen. Nun ist allerdings in der Art der Verwendung
des Wachses zur Herstellung der Form im Laufe der Zeiten
ein bemerkenswertster wechsel eingetreten. Man muß sich ver-
gegenwärtigen, daß die Künstler des Alterthums, sowie der
Renaissance nicht zu stolz waren, auch den rein handwerks-
mäßigen Theil ihrer Arbeit zu bewältigen. Sie fertigten m
 
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