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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Nießen, J.J.: Köln a. Rh.: II. Ausstellung Kölner Künstler
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Galland, Georg: Berlin: 6. Kunstausstellung der Sezession [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0104

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86

Die A u n st - H a l l e.

Nr. 6

gemalte Landschaften, schlichte Motive, ohne viele Details
wiedergegeben, aber trefflich in Stimmung und Bildwirkung.
Sein „Vorfrühling" fällt besonders angenehm in's Auge, obschon
namentlich der Vordergrund etwas schwer im Ton ist. Der
„Rhein bei Laufenberg" wirkt dagegen wohlthuend luftig und
geräumig. Von großer und ruhiger Wirkung ist namentlich
ein großes Bild „Engen im Schwarzwald."
Von Froitzheim finden wir z Werke, von denen die
„Redoute", die im Katalog als Skizze bezeichnet wird, bei
weitem das Beste genannt werden muß. Die beiden anderen,
„Idyll" und „Eva", zeigen denselben hübschen Frauentyp in
etwas verschiedenen Situationen; sie wnken beide trotz einer
ziemlich breiten Behandlung etwas süßlich, und was man vor-
allem vermißt, ist Luft und Raunr im Bilde. Die „Redoute"
zeigt Frauen und Männer im Kostüm, bis zum halben Körper
gesehen, derber in der Zeichnung und lebendig im Ausdruck.
A. Frenz hat nur ein Bild ausgestellt, „die Seeschlange",
ein Angethüm, das plötzlich aus den Fluthen vor den Augen
der jäh erschreckenden Meeresbewohner, die sorglos auf Klippen
lagerten, erscheint. Frenz ist lebendig in der Erfindung; aber
seine Akte sind nicht einwandfrei, namentlich bezüglich der
Hände des einen Meerweibes.
Neven-d u-Mont, der, wie wir oben schon andeuteten,
ganz verengländert ist, giebt mehrere geschickt gemachte, vor-
nehm wirkende Porträts, die aber abgesehen von dein einer
alten Dame etwas matt und ausdruckslos in der Farbe sind.
Weiter zeigt er slotte Skizzen aus dem Sportleben seiner Kreise,
die frisch aufgefaßt, aber im Rahmen einer Ausstellung ein
wenig roh behandelt erscheinen. Diese, wie auch einige Pferde-
skizzen wirken etwas spielerisch, aber nicht unangenehm, während
seine „Mondnacht" direkt befremdet. Vogts Spanierin ist
etwas konventionell, mehr Porträt als Kostümbild, aber ge-
diegen und fleißig gemalt; seine Bleistift-Porträtslizzen sind
recht lebendig und ausdrucksvoll.
Soweit die Bilder. Anter den Skulpturen inleressiert
am meisten die Studienbüste „Adam" zu der bekannten Gruppe
von Professor Peter Breuer, die wir auf der Kölner Aus-
stellung von und zuletzt in Düsseldorf zu sehen Gelegen-
heit hatten. Breuer besitzt eine eminente Gestaltungskraft; in
diesem schlichten Kopf z. B. liegt ein so tiefer und sprechender
Ausdruck, daß er den Beschauer unwillkürlich sofort gefangen
nimmt. Diese festgeschlossenen Lippen, dieser düstere Zug in
Augen und Stirn geben dem Gesicht einen zwar schuldbewußten,
finsteren, aber gleichzeitig entschlossenen, thatkräftigen und festen
Ausdruck. Alle übrigen Skulpturen sind von Nicolaus
Friedrich, der mit neun Werken gut vertreten ist. Sein
größerer „Ringkämpfer", der elegante, jugendkräftige „Falken-
jäger", der „Sandalenbinder" und der etwas gedrungene
„Athlet" lehnen sich erfolgreich an die Antike an. Vornehm
in der Linie und lebendig in der Stellung ist die kleine Gruppe
„Gerettet", während man sich mit dem „Mädchen mit dem
Krebs" seiner etwas steifen und allzu herben Auffassung halber-
weniger befreunden kann. Zu nennen find ferner das „Mädchen
mit Katzen" und eine „Porträtbüste".
Im Kunstgewerbe schießt Gabriel Hermeling ^Inhaber
Kleefisch) den Vogel ab mit einem ebenso originell wie prächtig
ausgestatteten, für einen Privatmann ausgeführten Schachspiel.
Die vergoldeten Figuren der einen Partei zeigen in tadelloser
Ausführung ägyptische Typen, die mit hervorragend feiner
Emailarbeit geschmückt sind, die silbernen Figuren der anderen
Parthei römische Typen. Besonders hübsch sind die Königs-
figuren auf der ägyptischen Seite und der römische Imperator.

Die Seiten des Kastens sind mit mehreren seinem Inhalte ent-
sprechenden Darstellungen geschmückt; der Deckel trägt das
Familienwaxpen des Bestellers und vier kostbare Beschläge.
Hermelings moderne Goldschmiedearbeiten, eine Jardinisre und
zwei Leuchter mit massiven Elfenbeinfiguren, erreichen weder
in Form noch Ausführung die Arbeit des Schachbrettes. Ferner
finden wir unter den kunstgewerblichen Gegenständen hübsche
Zinnsachen sowie Modelle neuer Arbeiten von L. Kayser und
der Grivit-Aktien-Gesellschaft und endlich die bekannten schönen
Gläser aus den Köln-Lhrenfelder Glashütteuwerken.
Aus dem Vorstehenden mag der Leser erkennen, daß die
Ausstellung als Veranstaltung einer jungen Vereinigung mit
beschränkter Mitgliederzahl zwar keine Gesammtübersicht dessen
bietet, was in Köln und von Kölnern gemalt und gemeißelt
wird, sondern nur ein Zeugniß ablegt von: Schaffen tüchtig
strebender Kölner Künstler, die allerdings, abgesehen von Voqts,
alle nicht in der Heimath schaffen, die ihnen die nöthigen
Bildungsmittel nicht gewähren kann. Aufnahme ist in der
Vorrede zum Katalog jedem Künstler kölnischer Verkauft ver-
sprochen, der sich den Bedingungen einer nur künstlerischen, aus
Mitgliedern der Vereinigung bestehenden Jury unterwerfen
will und nichts Mmderwerthiges anbietet. Posten wir, daß
durch diese Einrichtung auf dem Boden strengster Selbstzucht
die Vereinigung stetige Stärkung und Ausbreitung finden möge,
auf daß ihre Mitglieder vor ihrer Vaterstadt allzeit Ehre ein-
legen und in jedem Jahre in der Lage sind, eine in der ihr
gewiesenen Beschränkung stolze und wcrthvolle Schaustellung
zu bieten!

Zerlin:
VI. Runrtsurrtellung Ser 5ererrion.
I.
kN tiehiesige „Sezession" hat abermalsumWeihnachten
> eine Schaustellung von graphischen Werken ver-
anstaltet, und durch die Betheiligung mehrerer
französischer Graphiker, Theophil Stein len an der
Spitze, erhielt das Unternehmen weit mehr inter-
nationales Gepräge als das vorjährige. So günstig
ich auch dieses Mal die überreichlichen Darbietungen
von 766 Nummern beurtheile, kann ich mich leider für
internationale graphische Ausstellungen im Allgemeinen
dennoch nicht begeistern. Don fremden Bildhauern und
Malern werden die unserigen unter allen Umständen
immer etwas lernen; von den Zeichnern draußen aber
sollten sie möglichst nichts annehmen. Denn mit der
Zeichnung, sei sie Skizze oder bildmäßiges Blatt, hat cs
eine eigene Bewandlniß. Sie giebt uns am unmittel-
barsten den Lindruck von Lrschautem oder Erlebtem,
spiegelt das flüchtige örtliche Lieben oder die Seelen-
stimmungen eines Künstlers wieder, ohne das Hinderniß
einer schwierigen Technik. Die Zeichentechnik genialer
Meister erscheint ihnen wie angeboren, persönlich und
eigenthümlich wie eine Handschrift, aus der der Graphologe
 
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