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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Galland, Georg: Die deutsche Kunst auf der Weltausstellung in St. Louis
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Kiesling, Ernst: Anton Klamroth
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0245

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Nr.

Die ckl u n st - H a l l e.

schieds voll zu machen, wird der allen amerikanischen
Ambitionen entsagenden Mehrheit unserer Künstler
nach wie vor von einer wackeren fresse der edle Rath
gegeben: Setzt daheim eure Preise herab, denn das
Prinzip der zur Volksthümlichkeit berufenen modernen
Kunst fordert, daß sie wohlfeil sei wie Brombeeren.
Also Billigkeit zu Hause, fabelhafte Preise draußen.
Hübsch neidlos zuschauen, wie den Bevorzugten, den
Schützlingen einer hochlöblichen Reichskunstkommission
die riesigsten Einnahmen in die offenen Taschen stießen
— und dabei selber bescheiden bleiben, Hie Volkskunst
— hie Millionärskunst! Es lebe das zweifache Ideal
des deutschen Volkes!
Angenehme soziale und ökonomische Verhältnisse
werden also nicht unbedingt daraus entstehen, wenn das
von der Reichsregierung so energisch vertretene Recht der
deutschen Kunst auf der Weltausstellung zu St. Louis
den sehnlichst erhofften Lohn finden sollte. Mag die Gleich-
mäßigkeit des Erwerbslebens der Künstler schwinden, mag
in deren Kreisen statt Zufriedenheit kränkendes Zurück-
stehen gegen die Bevorzugten böse Leidenschaften entfesseln
— was schadet es, wenn nur der durch das Licht
einiger weniger entzündete Glanz der offiziellen
deutschen Kunst von am Mississippi den Glanz
der übrigen Kunstvölker um einige Nüanzen minder
hell leuchten lassen wird. Daß er die Umgebung gar
überstrahlen werde, zu so vermessener Hoffnung möchte
sich der heimische Optimismus doch wohl kaum versteigen.
Und die schöne Medaille hat noch eine zweite Kehr-
seite. wie wenn im Lalle unseres Erfolges der
amerikanische Kunsthandel sich schnell genug der
finanziellen Vortheile, die ihm unsere wohlfeile Volks-
kunst bietet, bemächtigt, wenn die Herren von drüben
es verstehen sollten, in Deutschland ü la bm886 kaufen
zu lassen, um drüben a la lmu886 an ihre Kundschaft
zu verkaufen? Hätten wir dann nicht die Zeche ohne
den Wirth gemacht? . . . Aber es ist wohl noch nicht
an der Zeit, sich um das Fell des Löwen, solange der
lebt, zu streiten. Näher läge es einstweilen, sich um
die Zukunft unserer Volkskunst zu besorgen, die
hinausgeschickt werden soll, das große amerikanische
Geschäft zu erobern. G. G.


Mon Rlsinrotk.
(Hierzu die Abbildung.)
^^urch väterliche Autorität zum Architekten bestimmt,
besuchte An ton Klamroth, welcher als Sohn
deutscher Eltern in Moskau geboren war, vor Anfang
seiner Künstlerlaufbahn die technische Hochschule zu Berlin,
wo er sich zwar eifrig architektonischen Studien hingab,

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jedoch bei alledem durch seine Liebe zur Malerei so
viel Zeit fand, um nebenher an der Akademie der
Künste zu hospitiren. Durch verschiedene Arbeiten, die
seine Begabung für die Malerei immer deutlicher
heroortreten ließen, gelang es ihm schließlich, den gut
gemeinten Widerstand des Vaters zu besiegen und sich
von da ab seiner ausgesprochenen Neigung und natür-
lichen Begabung ganz hinzugeben. Als Schüler der
Berliner Kunstakademie besonders unter Thumann und
Hellquist thätig, hat Klamroth von dem Ersteren sich
namentlich die gewissenhafte Zeichnung, von dem
Letzteren die freie und gewandte Maltechnik angeeignet.
Bereits während seiner Studienzeit entschloß sich
unser Künstler dazu, vor Allem der Persönlichkeits-
schilderung seine ganze Kraft zu widmen. Sein ziel-
bewußtes Streben, in Verbindung mit der Fähigkeit,
das Wesen einer Persönlichkeit in ihrer individuellen
Tharaktereigenthümlichkeit rasch und sicher zu erfassen,
sowie ein ungewöhnlicher Fleiß haben Klamroth in
seiner Laufbahn als Bildnißmaler frühzeitige Erfolge
gesichert; denn bereits nach Beendigung seiner Studien-
zeit fand er zunächst in Meiningen günstige Gelegen-
heit sich zu bethätigen. Außer dem Bildniß des
Dichters Rudolf Baumbach, das als die beste Arbeit
aus jener Zeit gilt, schuf Klamroth neben anderen
Bildnissen auch noch dreißig Porträtzeichnungen von
Offizieren des 32. Regiments.
Gat Klamroth zweifellos auf dem Gebiete der Gel-
malerei sehr tüchtige Leistungen aufzuweisen, so hat sich
doch der Schwerpunkt seines künstlerischen Könnens,
und zwar frühzeitig, mehr in der Pastelltechnik zu er-
kennen gegeben, ja, man muß sagen, daß er diese
Technik in so virtuoser Weise zu meistern weiß, daß
seine Hastelle auch durch die Kraft des Tones von
keinem Oelbilde beeinträchtigt werden. Vor Allem
aber beruht das wohlthuende und zugleich künstlerisch
Werthvolle in Klamroth's Arbeiten in seiner frischen
Wahrheitsliebe, die sich in der Treue äußert, mit der
er die von ihm dargestellten Persönlichkeiten wieder-
giebt, ohne dabei an der Oberfläche zu haften. Denn
seine Bildnisse repräsentiren zugleich inhaltvolle und
lebenswahre Tharakterschilderungen, die auf eine
dauernde Theilnahme der Beschauer rechnen können.
Seit dem Jahre sZHH lebt der Künstler in Leipzig
und hat während dieser Zeit, außer einer stattlichen
Reihe Bildnisse von privaten, auch eine ganze Anzahl
Porträts bekannter Persönlichkeiten geschaffen; hierher
gehören u. A. die Bildnisse vom König Georg von
Sachsen, Prinzen Albert, -h Herzog zu Sachsen, Staats-
minister Vr. Freiherrn von Heim, Ober-Bürgermeister
Dr. Tröndlin, Rudolf von Gottschall, Vr. Hans Meyer,
Rudolf Bamberger, A. Nikisch (vgl. Illuftr.), paderewski,
Schmidt-Tabanis, August Niemann, Professor Dr. Fried-
berg. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, allen
Theilen des Bildes die gleiche Liebe der Durchbildung
zu Theil werden zu lassen, hat Klamroth in dem von
uns rexroduzirten Bildniß sein Hauptaugenmerk aus-
 
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