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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Kunstbrief
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Kunstchronik
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Die A u n st - H a l l e.

Nr. (7

266

fast salonmäßig glatt gemalt, im Geiste Böcklin's und im
Kolorismus Makart's gehalten, aber ohne deren zwingende
Genialität, p. v. Habermann-München stellte sich gleichfalls
dem hiesigen Publikum kollektiv vor und sandte außer der
großen „pietu", die wir mit dem gleichfalls hier ausgestellten
„Selbstporträt" mit der zurückgeschobenen blauen Lawn-Tennis-
Mütze bereits vor Jahren in der Münchener Sezession sahen,
eine Anzahl weiblicher Studienköpfe und Porträts. Diese
führen meist ein und denselben Typus vor: Lin äußerst kühn
und scharf profilirtes Frauenautlitz mit dem outrirten Ausdruck
des hypermodernen Weibes. In koloristischer Pinsicht schwelgt
pabermann in schwarzen und tiesbraunen Tönen. Farben-
freudiger und heiterer giebt sich R. Gudden-Frankfurt in
seinen neuen Gemälden, von denen die beiden holländischen
Interieurs mit ihrer feinsinnigen Koloristik und den hübsch in
den Raum gestellten Figuren wieder vorzüglich gelungen sind.
F. Prölß-Nünchen ist durch Polzschnitt-Reproduktionen in den
deutschen Familien-Iournalen ein populärer Genremaler ge-
worden; seine Kunst verursacht keine Aufregungen und Emana-
tionen besonderer Art, selbst nicht in jenen Bildern, wo prölß
seine Postillone, seine vergnügten Tiroler Burschen und Bozener
Weinbauern in die Helle Beleuchtung des modernen Pleinairs
rückt; aber gut gemacht und liebenswürdig erdacht sind diese
Bilder, ebenso wie pugo Kauffmann's ähnliche Genres,
die freilich noch um eine Note delikater gemalt sind, weiter
zu nennen wären noch Prof. Peter Becker's Altfrankfurter
Aquarelle, die dem greisen Meister den Titel eines modernen
Nerian's verschafft haben; ferner Fritz Aug. Kaulbach's gut
charakterisirte Type der spanischen Tänzerin Guererra und
Segantini's Szene „Am Brunnen", die in der Empfindung
nahe an Lorot heranreicht. Line aparte Serie Lenbach's bildet
einen erlesenen Genuß für die Besucher.
Bei Goldschmidt dominirte eine Kollektion des fran-
zösischen Impressionisten Pissarro, die eine wirksame Folie
bildete zu der früher gezeigten Lourbet-Serie. peute ist die
Kunst beider freilich bereits überholt, aber für den künstlerischen
Entwicklungsgang werden ihre Werke bleibende Bedeutung be-
halten. rr.


Xtmrlckrouik.
* Auerbach. Der alte Schloßthurm aus dem
XI. Jahrhundert, ein Wahrzeichen der Stadt, soll abgetragen
werden.
* Berlin. Der Prozeß Geyger-Klinger hat dahin
seinen Abschluß gefunden, daß Klinger revozirte und die
Kosten des Prozesses tragen will. — Prof. p. Fechner malt
ein Porträt des Reichskanzlers Bülow für das Gffiziers-
Kasino der Bonner pusarcn. — Die Firma D. Troitzsch hat
ein Porträt des Ministerialdirektors Dr. Kügler farbig
reproduzirt, um aus dem verkauf des Blattes eine Stiftung
zu Gunsten der Volksschullehrer zu begründen. — Jin Kgl.
Institut für Glasmalerei (iuterim. Leiter: Maler Julius
Engel) sind soeben vier große farbenprächtige Fenster für die
Kirche in Georgsmarienhütte vollendet worden Es sind
Ehorfenstcr nach Gemälden von Prof. Plockhorst in gothischer
Architektur.
* Boston. Die Sammlung von Gipsabgüssen, die Kaiser
Wilhelm dem Germanischen Museum der Universität
schenkte, ist hier angelangt und wird z. Zt. im Museum auf-
gestellt. Ls sind Stücke.
* Liste den. Der Lutherverein beauftragte den Berliner
Maler w. Pape mit einem Gemälde: „Luthers Sterbestunde"
für das hiesige Sterbehaus Luther's.
* Lfsen. Die der Stadt vermachte Gemälde- und
Kunstsammlung des f Landgerichtsdirektors Lappell wird im
früheren Keßlerschen Pause am Bahnhof aufgestellt werden.
* Gießen. Man plant den Bau eines Liebig-Museums.
* Madrid. König Alfons XIII. hat sich von Moreno
Earbonero als Dberst seines preußischen 66. Infanterie-
Regiments (Magdeburg) malen lassen.
* Rom. Die alten Vverbeckschen Kartons „Die
7 hl. Sakramente" p8-t7 —;862) wurden von ihrer Besitzerin
Frau Weckbecker dem Papst geschenkt. — Die kapitolinischen
Museen präsentiren sich jetzt endlich in ihrer so lange hinge-
haltenen Neuordnung.
* (puedlinburg. Der neue Stadtverordneten-Sitzungs-
saal soll auf Veranlassung des Kultusministers mit Wand-
gemälden geschmückt werden.
* Schüttorf. Die in der reformirten Kirche entdeckten
alten Wandgemälde sollen für das Provinzialmuseum zu
Pannover kopirt werden.
* Silberberg (Schl.). Der alte Stadtthurm soll er-
halten bleiben; der Provinzialausschuß bewilligte dafür
tooo M.
* Wien. Fürst Joh. Liechtenstein hat dem Unter-
richtsministerium eine größere Anzahl moderner Gemälde zur
vertheilung an die öffentlichen Gallerten geschenkt. Der
modernen Gallerte wurden u. A. Gemälde von Ed.
von Gebhardt-Düsseldorf „St. pilarius" und von Pans
Thoma „Flußlandschaft aus parsifal" übergeben.

Unsere MilSung.
Line Sammlung von dekorativen plastischen Werken, die
von dem Dresdener Bildhauer Lrnst Pottenroth kürzlich
im Verlag von Earl Scholtze-Leipzig erschien, machte weitere
Kreise mit den eigenartigen Arbeiten dieses Künstlers bekannt,
pottenroth's Gebilde besitzen entschieden modernes sormales
Gepräge, zeigen aber vielfach Anklänge an spätgothische und
barocke Schmuckformen. Die vorliegende Sammlung enthält
sehr zahlreiche Details zu Dresden, Ehemnitz, Plauen u. s. w.
ausgeführter Bauwerke und Grabmäler, u. A. von der Kreuz-
kirche zu Dresden, dein Jentraltheater in Ehemnitz. wir
hoffen, daß der Publikation des obigen Verlags die ge-
bührende Würdigung der künstlerischen Fachkreise zu Theil
werde.


Mallungen.
i(. In Vorbereitung.
* Loblenz. Line Gemäldeausstellung wird vom
hiesigen Kunst-, Kunstgewerbe- und Alterthumsverein in der
Festhalle für September und Vktober vorbereitet. Ankäufe
zur Verlosung sind Seitens des Vereins beabsichtigt.
* Frankfurt a. M. Städtisches Institut: ^Die Ge-
dächtnißausstellung für Ludwig Richter soll im September
eröffnet werden.
Köln a. Rh. Ausstellung: Christliche Kunst seit ;85O,
besonders in der Rheinxrovinz. Baldige Anmeldung. Liefe-
rung: 20. Juni. Dauer Juli bis Ende September. Adresse:
Kunstkommission in Köln, Domhof 8.
* Salzburg. Iahresausstellung im Künstlerhause. Er-
öffnung: Juni.
2. Eröffnungen.
* Amsterdam. Die beiden Salons „Arti" und
„St. Lukas" wurden eröffnet. In ersterem findet man
längst berühmte Meister mit ihren Werken. St. Lukas hat
 
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