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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Kunstbrief
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Jahresausstellung von Werken Frankfurter Künstler
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München: Kunstbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0086

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70

Die Kunst-Halle.

Nr. 5

der Schotten zugewandt; eine Mondstimmnng ist koloristisch
interessant, ein paar Landschaften sind dagegen so reizlos und
öde in der Auffassung wie nur möglich. Line Kollektion von
Earl Schlösser-London war nicht gerade übermäßig inter-
essant, aber sie gab uns wieder einmal den Beweis, daß der
engliche Geschmack selbst eine vom Festland importirte Kunst —
Schlösser ist geborener Darmstädter — in charakteristischer Weise
zu beeinflussen vermag. Das große Genre: „Unverbesserlich" —
ein Ehemann, der reumüthig die Gewissensqualen seiner Ver-
gangenheit empfindet, ist mit einer an Uerkommer erinnernden
Schärfe der Lharakteristik dargestellt. Auch in den übrigen
Genres und in ein paar sizilianischen Landschaften verrätst sich
der in den Bahnen der alten Schule wandelnde Geschmack
des Malers.
von den übrigen hier ausgestellten Serien sind zu nennen:
die Taunuslandschasten von Fritz Wucherer, die durch zarte
Stimmung auffallen; ein paar gut beobachtete, aber zum Theil
etwas frei behandelte Veduten von I. G. Mohr; einige
originell und anspruchslos arrangirte Stillleben und Wald-
motive von Kath. Neidlinger. Line Reihe sorgfältig durch-
geführter Kleinmalereien aus Alt-Frankfurt von Paul Ando rff-
panau bestechen durch die malerische Behandlung des Archi-
tektonischen und die geschickt arrangirte Staffage. Mit größeren
Kollektionen sind ferner vertreten: Max Roßmann-Frankfurt,
der im landschaftlichen Fache eine gesunde Naturanschauung
mit gediegenem Können verbindet; Rob. bs ofsmann- Lronberg,
der in seinen modernen Stimmungen ein bemerkenswertstes
koloristisches Feingefühl verrätst und Perm. Baumeister, der
die von Baisch beeinflußte Karlsruher Schule repräsentirt.
rr.


IV Mrersurüellung von Werken
frankfurter Mnrtler.
schreibt uns:
Zum vierten Male veranstalten die Frank-
surter Künstler eine gemeinsame Ausstellung
im Kun st verein, um dadurch über die neuesten Lei-
stungen der heimischen bildenden Kunst öffentlich Zeug-
nis abzulegen. Durch ein Zusammenwirken der hiesigen
Künstlervereinigungen (Kunstgenossenschaft, Künstlerge-
sellschaft, Frankfurt-Kronberger Künstlerbund und Bild-
hauerverein Frankfurter Küustler) mit dein Kunstverein
hat sich im Laufe der letzten vier Jahre dieser jeweils
zu Beginu des Monats November eröffnete „Frankfurter
Salon" in seiner Organisation so sehr gekräftigt und
in seinem künstlerischen Gehalt so sehr gehoben, daß er
mit Recht die öffentliche Beachtung beanspruchen darf.
Alljährlich ist bisher im unmittelbaren Anschluß an
die Ausstellung das Programm sorgfältiger Prüfung
unterzogen und, unter Berücksichtigung gemachter Er-
fahrungen und vorgebrachter Wünsche, von der Aus-
stellungsleitung für das nächste Jahr neu festgestellt
worden. Die Einladungen zur Beschickung ergingen
jeweils schon im Frühjahr und hatten das erfreuliche
Resultat einer stets gesteigerten Theilnehmerzahl von
ausstellenden Künstlern. Durch die Jury zugelassen
wurden:

im Jahre (899: 9? Künstler mit (7ft Werken
„ (900: (25 „ „ 2(A „
„ „ (90(: (55 „ „ 227
„ (902: (59 „ „ 255 „
nach vorläufiger Zählung.
Line zukünftige weitere Erhöhung der Zulassungen
ist nicht geplant. Die vorgesehene Beschränkung im
Umfang ergiebt von selbst, daß die Jury alljährlich
strengere Anforderungen stellt. Das vertrauen derKünstler-
schaft hat in diesem Jahr zur Ausübung dieses ver-
antwortlichen und mühevollen Amtes berufen die perren
Prof. W. A. Beer, Prof. F. Brütt, R. Forell, I. Ko-
warzik, Fr. Krüger, Prof. B. Mannfeld, Prof. N. Schroedl
und F. Wucherer. Eine Anzahl hiesiger Persönlichkeiten,
die zu der hiesigen Kunst und hiesigen Künstlern in
Beziehung stehen, bildet das Ausstellungs-Komite; die
Geschäftsführung ist dem Kunstverein übertragen, dessen
sämmtliche Räume, für die diesjährige Ausstellung neu
ausgestattet, zur Verfügung gestellt worden sind. Um
der Veranstaltung den Charakter einer heimischen Kunst-
ausstellung streng zu erhalten, wird, wie bisher, von
jedem ausstellenden Künstler der Nachweis der Zuge-
hörigkeit zur Fraukfurter Künstlerschaft oder zur Kron-
berger Künstler-Kolonie nach bestimmten Merkmalen
verlangt. Angemeldete Werke finden in folgenden drei

Gruppen Aufnahme: 1. Melgemälde und Aquarelle,
2. Plastik, 5. Graphische Künste, wobei vorgesehen ist,
daß, der Regel nach, in einer Gruppe nicht mehr wie
zwei und im ganzen nicht mehr wie drei Werke dessel-
ben Künstlers Aufnahme finden dürfen. Der illustrirte
Katalog ist, wie im letzten Jahre, hübsch ausgestattet
worden.

Am 1. November fand die festliche Eröffnung der
Ausstellung durch perrn Bürgermeister Dr. varrentrapp,
als Vorsitzender des Ausstellungs-Komites, statt; hierzu
wurden, außer den ausstellenden Künstlern, die Spitzen
der Behörden und sonstige Ehrengäste eingeladen. Die
Eröffnung für das Publikum erfolgte am 2. November.
Die Dauer der Ausstellung ist bis zum 50. November
bemesseu. Mögen die Bestrebungen der heimischen Kunst,
die hier in die Meffentlichkeit treten, die warme Aufnahme
der kunstliebenden Kreise finden, die sie in reichem
Maße verdienen.

Mucken: Xunrtbenckt.
(^8^er vom Prinzregenten Luitpold am 1. November
(901 ins Leben gerufenen Kommission für staatliche
5^-^ Monumentalbauten hat derselbe Heuer am gleichen
Datum — es ist der Namenstag des hohen perrn — eine
Zuwendung von 50 000 Mark gemacht und damit von
neuem seine unermüdliche Fürsorge für die Kunstpflege
Münchens erwiesen. Die Zusammensetzung der Kommis-
sion hat s. Zt. nicht in allen Künstlerkreisen befriedigt,
doch darf man hoffen, daß ihre Thätigkeit reiche Früchte
trage, vorerst erscheint es verfrüht, über ihr Walten
etwas sagen zu wollen, was über lokales Interesse
hinausgeht. —
Michael Zeno Diemer, der im Kunstverein eine
stattliche Kollektion zur Ausstellung bringt, war mir
als Figurenmaler noch nicht bekannt. An einem giganti-
schen Meeresfelsen ist eine Walküre gekettet, zu ihren
Füßen liegt ein erschlagener Recke, die Versinschrift kün-
det, daß Odin solcher Art sündige Liebe rächte, vor
dem Felsen thut sich der mitternachtsonne-beschienene
 
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