Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI Artikel:
Dworaczek, Wilhelm: Wien: Die Herbstausstellung im Künstlerhaus
DOI Artikel:
Nießen, J.J.: Köln a. Rh.: II. Ausstellung Kölner Künstler
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0103

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 6

Die A u n st - L) a l l e.

85

Zn der gleichfalls im ersten Stock enthaltenen Kollektiv-
Ausstellung der Galerie D. peinemann in München-
Nizza marschiren die großen Meister in geschlossener
Linie auf. Ls ist schwer, jedem vollkommen gerecht zu
werden. Pans Thoma, Stuck, Hettenkofen, Bartels,
Larl Marr, Gabriel Max, F. A. Kaulbach, Firle,
Z. F. Miller und endlich Segantini das sind Namen,
bei welchen junge und alte, aber vornehmlich große
Kunst unfehlbare Wirkungen erzielt. Freilich kann man
gerade an der pand der großen Meister wieder einmal
studiren, daß es zu allen Zeiten und unter den ver
schiedensten Malweisen Schönes und Bedeutsames ge-
geben hat, und daß das wahrhaft künstlerisch Empfundene
auch jene Strömungen der wechselnden Kunstanschau-
ungen überdauert, die alles Schwächliche und Mmder-
werthige Hinwegschwemmen. Nur ein Bild möchte ich
noch besonders nennen. Ls ist Lenbach's berühmter
„Bismarck". Lin Stück gemalte Welt- und lebendige
Kunstgeschichte. Ls gehört wohl zu dem Größten, das
ich kenne!
Paul Wilhelm.

Mn 3. All.:
II. Mriellung Kölner Künrllsr.
Von I. I. Niesten, Köln.

^^^iese alljährlich wiederkehrenden Ausstellungen von
Werken in Köln geborener Meister werden von einer
Vereinigung von Künstlern beschickt, welche in ihrer Vaterstadt
in regelmäßigen Zeiträumen gewissermaßen Rechenschaft über
ihr Schaffen ablegen wollen. Die Vereinigung hat dieses Mal
auch einige hervorragende Vertreter des heimischen blühenden
Kun st g e w erb es zu dieser vom 29. Nov. ^902 bis Ian.
zyOZ dauernden Ausstellung zugelassen.
Zunächst ist ein Mort über die zweckmäßige Ausstattung
der Ausstellung zu sagen. Die Leitung des Kunstgewerbe-
museums hat den als Ausstellungsraum dienenden schönen
Lichthof des Gebäudes mit Teppichen ausgelegt, das von oben
einfallende Licht mit einem Velum abgeblendet, die Meffnungen
der umgebenden Loggien mit sehr schönen Gobelins ausgefüllt,
Möbel aus den Beständen des Museums hergegeben und auf
diese Meise einen vornehmen Rahmen für diese Veranstaltung
geschaffen. Diese Ausstattung kommt den zur Schau gebrachten
Werken sehr zu statten; sie sind für das Vans des Privatmanns
zur Ausschmückung seiner Wohnung bestimmt, und ihre Wirkung
in der späteren bestimmungsgemäßen Umgebung läßt sich besser
beurtheilen, der Eindruck auf das Publikum richtig hervor-
bringen und verstärken mit pülfe einer schönen Ausstattung.
Im Interesse einer schnell zu gewinnenden Uebersicht und einer-
dauernden Einprägung sind die Bilder der einzelnen Künstler
Zusammengehängt, eine in diesem Falle geschickte Anordnung.
Ihr folgend ist der Besprechung der Gang vorgeschrieben; sie
wird die Künstler einzeln betrachten:
An erster Stelle ist Sch reu er zu nennen. Er giebt in
seiner bekannten Technik Szenen aus dem Leben der Großväter,
schildert ihr Leben im Pause und in der Veffentlichkeit und
besonders gern ihr Leben auf der Reise. Das Reiseleben der
Landstraße, insbesondere rastende Reisegesellschaften ziehen ihn

an und beanspruchen einen großen Raum in seinem Schaffen.
Zunächst fällt auf seine „Rast im Posthofe", ein von ihm
beliebter und wiederholt behandelter Vorwurf; diesmal bringt
er ihn im größeren Format und thut damit der Wirkung des
Bildes ein wenig Abbruch; aber es ist sehr fein in der Farbe,
pervorragend gut sind auch die Reisebilder: „Auf der Land-
straße", „Reisegesellschaft" und „Aus der Reise". Von Interieurs
hat er ausgestellt: Ein Mädchen am Flügel „n la ckmboimb",
und ein „Trio", ein kleines Bild mit äußerst geschickt an-
gewandten Lichteffekten. „Ein Speisesaal in Alt-Köln", eine
behaglich „Beim Stecken alt" in dem pofe einer Bierwirthschaft
sitzende Gesellschaft von Spießern und Soldaten und eine „Wach'
stube" sind weitere Pervorbringungen der Schrener'schen Eigenart.
In seiner Technik ist er ein Vertreter des Virtuosenthuins im
guten Sinne, der sich von jeder Manieriertheit freigehalten hat.
Er arbeitet weit mehr ans die Flecken- als auf die Farben-
wirkung; selbst in seinen farbigen Sachen tritt die farbige
Wirkung hinter jener zurück. Dabei arbeitet Schreuer ganz
außerordentlich schnell, was man ihm bei der Vielheit seiner
Einfälle und der flotten, durch sorgfältiges Nacharbeiten und
Feilen nichts von ihrer Ursprünglichkeit einbüßenden, Darstellung
nicht übel nimmt. Schreuer zunächst hängt Schneid er-D idam.
Er giebt ein Porträt des Malers perzog, ein sehr tüchtiges
Bild, eins von den Portraits, bei denen selbst der Fremde den
Eindruck der absoluten Aehnlichkeit empfängt, dank der
Lebendigkeit und Unmittelbarkeit im Ausdruck ües Dargestellten.
Ein anderes Perrcnporträt spricht in seiner etwas brutalen
Behandlung nicht gerade angenehm an. Die Porträtstudie von
Knaus enttäuscht ebenfalls, weil inan an Schneider-Didam's
erwiesene Fähigkeit weit höhere Ansprüche stellt.
Bei Westendorp wie bei dein später zu besprechenden
Neven-du-Mont zeigt sich besonders, wie stark der Einfluß, sei
es der Umgebung, sei es eines Landes oder eines anderen
Künstlers, auf den Künstler einwirkt. Damit soll durchaus nicht
von Nachahmung gesprochen sein, aber Neven-du-Mont ist, fast
widerstrebend, Engländer geworden und der deutsche Westendorp
inalt Flandern mit der pingebung des Einheimischen. Die
Westendorp'schen Bilder sind merkwürdig verschieden und
ungleichen Wertstes. Während seine beiden Winterlandschaften
„Winter in Flandern" und „Ein Stück Alt-Düsseldorf" (das
einzige nicht flandrische Motiv) trocken und etwas langweilig
in der Farbe erscheinen, gewinnen seine Frühlings- und Sommer-
landschaften selbst den an sich manchmal nüchternen Motiven
gerade durch die Feinheit der Farbe einen besonderen Reiz ab.
Die „Mondnacht in Knocke" scheint sogar etwas zu farbig. Ein
„Sommermorgen" ist ein sehr feines, sonniges Bildchen. Bei
dem „Blick auf Brügge" wird die Wirkung durch die häßlichen
und langweiligen Gewächshäuser im Vordergründe beeinträchtigt.
Deusser vermeidet jede Banalität in der Farbe. Er geht
darin manchmal soweit, daß er nüs Extrem verfällt; seine
Sachen wirken tsteilweise fast schmutzig im Ton. Er wurde
bei Gelegenheit der „Meister der Percherons" genannt, und das
mit Recht; seine Gäule sind Prachtexemplare ihrer Art. Eins
berührt auffallend: da sind 5 Bilder von Deusser und außer
den „Kürassieren" finden wir beständig das gleiche Motiv, das
Pferd in der stets gleichen beschaulichen Ruhe der Arbeitspause
als Mittelpunkt des Bildes, jedesmal gleich brillant gemalt,
aber dem Beschauer unwillkürlich den Gedanken aufnöthigend:
ein so leistungsfähiger Künstler würde ebenso gut, zumal als
Thiermaler, ein neues Motiv beherrschen, wenn er es nur in
Angriff nehmen wollte. Von Stibbe finden wir eine einzige
Landschaft aus der Bretagne, pardt bringt breit und sicher
 
Annotationen