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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Harrach, Max: Die Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in Cronberg a. T.
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Gustav, Leopold: Die Jahresausstellung im Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0338

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LZ-,

Die A u n st - ipi l l e.

Nr. ,Y

Man muß den Maßstab eines Ortes von kaum 3 bis
FOOO Bewohnern an die ganze Veranstaltung legen,
will inan nicht ungerecht sein und die Prätension eines
verwöhnten Kunstzentrumsmenschen außer Betracht
lassen. Von diesem Standpunkt aus fällt die einfache
und geschlossene Wirkung der Ausstellung angenehm
auf. Lin geräumiger Oberlichtsaal, mit matt gelb-
lichem wandbespann versehen, umfaßt die Arbeiten fast
aller zur Zeit in Lronberg lebenden Maler, und von
den Verstorbenen fehlen z. B. der Meister der melan-
cholischen Waldlandschaft Zakob Meurer, der Maler
des hessischen Dorfgenres Zakob Fürchtegott, Dielmann,
der Münchener Hugo Kauffmann, die in den sechziger
und siebziger Zähren hier thätig waren.
Zn der Zahl und dem Format der Bilder nach
sind Ferdinand Brütt, Anton Burger uud Adolf
Schreyer am markantesten vertreten. Schreyer, der
kürzlich verstorbene Meister der pserdedarstellung, ruht
draußen auf dem stillen, idyllischen Tronberger Friedhof,
inmitten der rauschenden grünen Wälder, die er so sehr
geliebt. Der Florentiner Bildhauer T. Hilgers hat sein
Grabdenkmal in Form einer antiken Stele mit einem
Bronzerelief geschaffen. Zn der Ausstellung sehen wir
von Schreyer eine große Darstellung: Pferde, die zur
Winterszeit auf eisigem Saumpfad mühsam dahin-
traben und eine Szene aus der Walachei: „Pferde an
der Tränke". Die Pinselbravour, die nie in's Detail
geht und doch nicht dekorativ wirkt, fällt eigentlich
ganz aus dem Nahmen der technischen Kunstanschauung
der übrigen Tronberger. Anton Burger, der nahe
Achtzigjährige, zeigt eine Frankfurter Schirne, eine
Herbstlandschaft und ein paar kaum handgroße Bildchen;
nicht alles gut in der Farbe, aber in der Zeichnung
subtil und gediegen. Brütt, der in der Tradition des
guten Düsseldorfer Genres wurzelt, zeigt außer eiuem
frisch behandelten Selbstporträt ein feines Beleuchtungs-
problem: „Konferenz", ferner eine Frühlingsfee, die
über den Wassern schwebt, von Putten umgaukelt, und
ein paar Entwürfe für seine bekannten Gerichtssaal-
szenen.
Zm Porträt bringt Norbert Schrödl ein lebendig
aufgefaßtes Porträt von Geheimrath Dettweiler in
Schlapphut und Mantel; Friedenberg malte ebenfalls
einen älteren Herrn und Amrongen, ein taubstummer,
nun in Karlsruhe lebender Künstler zeigt, etwas in
Trübner s Technik, eine alte, lesende Frau.
Gut und zahlreich sind die Tronberger Landschafter.
Nelson Kinsley ist namentlich in Winterstimmungen
sehr poetisch und koloristisch feinsinnig; Bertrab malt
mit besonderem Geschick Gartenmotive und tonige
Znterieurs, der junge Wucherer liebt das frische
Sommergrün der Taunuswälder und Heinrich
Winter ist ein treuer Beobachter des Arbeitspferdes.
Fresenius, Zosephine Schalk, Zda Braubach, Frau
Spielhagen, anscheinend Burgerschülerin, sind noch
weiterhin nicht gerade bedeutend vertreten.
Die Schwarzweiß - Abtheilung umfaßt vor-
wiegend Radirungen von Tosomati, der ein paar
interessante farbige Nadirungen mit Motiven aus der
Nähe Frankfurt's und venezianische Veduten, sowie
Exlibris radirte. Das Gebiet der Plakat- und Zllu-
strationsentwürfe bestreitet Reinhardt pfaehler, der
über gute Techuik und Zdeen verfügt und u. A. auch
die Originallithographie für das Ausstellungsplakat
gefertigt hat.
Beim Verlassen der Ausstellung wird der Beschauer
von einem herrlichen Panorama entzückt, das dem
ganzen Unternehmen ein wirksames Relief verleiht.
Wenige Städte werden einer Ausstellung einen solch

prachtvollen, natürlichen Rahmen bieten können, wie
gerade Lronberg. Ueber den Hügelabhang hinab
schweift das Auge über die neuangelegten Parkanlagen
mit dem stillen Gewässer und dem Kaiser Friedrich-
Denkmal. Links auf der höhe ragt Schloß Friedricbs-
kron, wo Kaiserin Friedrich starb, aus dunklem Tannen-
grün hervor; in der Mitte ein Kranz malerischer Villen
und weiterhin die fernen blauen Waldberge und grüne
Malten. Man begreift, daß Tronbcrg eine Künstler-
kolonie wurde.
Max har rach.


Mnclien:
Die MezAtiLLtelliiiiI im tzlA5psIsLt.
Voii Leopold Gustav.

I.
heurige Ausstellung präsentirt sich zweifellos
günstiger, wie die vorjährige, eigentlich nur aus
dem Grunde, daß ein Weniger an Zahl ein Mehr
an Wirkung ergiebt. Von der Abtheilung der „Scholle"
abgesehen, konnten die Bilder dieses Mal luftig und
einreihig gehängt und für die Ausstattungen der Räume,
u. a. des Vestibüls, des großen Saales der Genossen-
schaft Umfassendes erübrigt werden. Auch iu München
hat eine gestrenge Zury rücksichtslos ihres Amtes ge-
waltet und damit nach oben Zustimmung, nach unten
manche Erbitterung gefunden.
Einen recht vortheilhaften Eindruck lassen wieder
die Säle der „Luitpo ldgruppe" gewinnen. Man hat
hier sogleich die Empfindung, sich in der guten Ge-
sellschaft von Malern zu befinden, die für vornehme,
sublime Abgetöntheit eine Passion haben. Nur etwa
Fritz Baer und der frühere Sezessionist Philipp Klein
tragen so etwas wie Kampfesstimmung in die Räume.
Reichlich von letzterer vorhanden ist bei der „Scholle",
an deren seltsame Effekte inan sich erst gewöhnen muß,
wenii man dein Ganzen Gerechtigkeit widerfahren
lassen will.
Nicht so übersichtlich, aber auch nicht schlecht ge-
hängt, sind die Gemälde der „Genossenschaft". Düssel-
dorf ist wieder sowohl durch die „Kunstgenossenschaft",
als auch durch die „freie Vereinigung" gut vertreten,
ebenso die Karlsruher durch ihre beiden Korporationen.
Sympathisch wirken die Beiträge des Frankfurt-Tron-
berger Künstlerbundes, die gesunde heimathkunst
der „S ch l e s w i g - h o l st e i n e r" und die Gruppe
„Apelles" in Weimar. Wenig hervorstechendes bieten
diesmal die Leute von Glasgow und Edinburgh; da-
gegen sind die „Gruppe italienischer Künstler" und
die Ks8O6ia,2iou6 clsAli ch^guurelliZtü (Rom), die ihre
süßliche Verkaufswaare dies Mal zu Hause ließ, sehens-
werth. Auch die beiden Münchener Korporationen,
„Verein für Originalradirung" und der „Bund zeichnender
Künstler", besitzen in eigenen Sälen tüchtige Arbeiten.
Sonderausstellungen haben Lenbach, unter dessen
Bildern erfreuliche Beweise seiner Wiedergenesung,
Orlik und der lange vergessen gewesene Genosse Leibl's,
Theodor Alt; ferner sind Kollektionen bedeutender
verstorbener Meister vorhanden von Syrius Eberle,
Ludwig Hartmann und am erschöpfendsten von Hans
 
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