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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Schmidt, Karl Eugen: Der Salon der "Artistes Franc̨ais", (Schluss) [2]
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Gustav, Leopold: Die Ausstellung im Glaspalast 1903, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0393

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Nr. 22

Die Kunst-Halle.

3^3

Amerikaner Georg Aid, das ausgezeichnete Dreibild
von Andernach und der Dom von Speyer von Mannfeld
und eine vorzügliche Abendstimmung, Bauernhof mit
beleuchteten Fenstern, massige Laubbäume gegen den
Hellen Abendhimmel, von dem Belgier Henri Suykens.
Bon den Franzosen, die im Allgemeinen auf dem Gebiete
der Griffelkünste lange nicht auf der Höhe stehen, die
sie in Skulptur und Oelmalerei behaupten, nenne ich
nur Leon Salles, der außer einem vorzüglichen männ-
lichen Porträt eine sehr gute Nachbildung des schönen
Gemäldes „Der Abend" von Lucien Simon ausgestellt
hat.
In der kunstgewerblichen Abtheilung ist dank der
durch die Geschichte der gefälschten Tiara des Saita-
pharnes im Louvre verursachten Reklame der kleine
Sarkophag des russischen Liseleurs Ruchomowski der
Brennpunkt des Interesses. Vom künstlerischen Stand-
punkte verdienen die Arbeiten des Tiseleurs wenig
Beachtung; der Mann ist einfach ein sehr geschickter
Arbeiter, wie es deren in jeder großen Stadt zu Dutzenden
und zu Hunderten giebt, und seine Kunst ist nicht viel
mehr als bedeutende Handfertigkeit. Ich nenne hier
noch den schwedischen Grafen Nils Barch der gegen-
wärtig der einzige Kunsttöpfer in Frankreich ist, der wie
vor ihm Tarries seine Arbeiten mit Scharffeuer brennt.
Fast alle anderen Kunsttöxfer begnügen sich mit etwa
der halben Hitze, die Tarries und Barck anwenden, und
deshalb haben ihre Erzeugnisse bei weitem nicht die
Härte und Widerstandsfähigkeit und auch nicht die tech-
nische Vollkommenheit, welche die jetzt so selten ge-
wordenen Arbeiten von Tarries und die seines Nachfolgers
Barck auszeichnen. Lalique, dessen Kleinodien dieser
Abtheilung zur besonderen Zierde zu gereichen pflegen,
hat Heuer nichts Bedeutsames ausgestellt, und auch sonst
ist hier kaum etwas zu vermerken.


Ducken:
Die Mckeliung im glsrpslsck ISOZ.
Von Leopold Gustav, München.
II.
^^Ifm schwierigsten fällt es, von den Sälen der
Is hiesigen Künstlergenossenschaft einen sichten-
den Ueberblick zu geben, zumal sie verschiedene
Ausländer in ihre Reihen aufnahm, wie den Holländer
Mesdag, den Franzosen Baugnies und sogar den nicht
mehr lebenden Russen Aiwasowski. Lenbach sehen
wir diesmal ausschließlich als Frauenmaler; von einem
Familienbild ausgenommen, auf dem sein eigener Kopf
erscheint, dominirt das elegante, tonschöne Frauenbild,
wie wir es in vielen Exemplaren kennen, und bei dem
die Farbenwirkung die in erster Linie gesuchte ist, wie
hier schon die Titel einiger Porträts („Gabriele Lenbach
in Rüstung") ahnen lassen. Jedenfalls zeigen die
Gemälde, daß der lange unfreiwillig feiernde Meister
wieder in alter Schaffensfreude, mit so festem Strich
wie ehedem, den Hinsel führt. Auch Fritz August v.
Kaulbach ist mit Frauenporträts vertreten. Ruhige,
selbstsichere Schönheit ist seine Stärke. Die Reize fein-
geschnittener Ovale in satter und doch vornehmer
Koloristik zu schildern, wird er nicht müde. Auch das

Bildniß der alten Dame wirkt in seiner Ruhe aus-
gezeichnet. Bewegungsmotive widerstreben ihm; die
Tänzerin wirkt nicht sehr lebendig, hier vermißt man
doch eine differenzirtere Malweise von Luft und Licht.
Dann wäre Haxperitz zu nennen; bedeutungsvoller
als sein Negentenbildniß ist die Dame mit Hund, welche
all' die bestechenden Vorzüge dieses Künstlers zeigt;
feiner wirkt noch ein auch tiefer gefaßter, weiblicher
Kopf, der in wenigen Farbentönen gehalten ist. Lüszlö,
der internationale Modemaler, ist mit zwei seiner von
der Hariser Weltausstellung bekannten Arbeiten:
Leo XIII. und Rampolla, vertreten; man wird hier die
feinen Abstufungen des Roth am meisten bewundern
dürfen. Elegante Auffassung verrathen ferner
Rienäcker in einem Frauenporträt, dann Bongo,
Bauchs, der Hrinz Ernst von Meiningen in dem
schon im Kunstoerein gezeigten Bildniß seines Vaters
Georg II., und Wimmer, der einen oft zu kräftig
wirkenden Kolorismus liebt. Dann wäre noch Karl
v. Stetten zu nennen, der den Hrinzregenten als
Hubertusritter gemalt hat. Sensitives Temperament
spricht aus den Bildnissen Julie Wolfthorn's.
Helene Schulz, die früher ganz in der Weise
R. Schuster-Woldan's malte, scheint jetzt in Weiß auf
weiß und Rosa koloristisch ihre eigene Note gefunden
zu haben.
Technisch fast allein steht Theodor Alt, der
lange vergessene, seit Kurzem wieder aufgetauchte
Freund Leibl's, der auch diesem in künstlerischer Be-
ziehung so nahe steht. In der Unbestechlichkeit seines
Blickes und der absoluten Zuverlässigkeit der Zeichnung
steht er seinem Studiengenossen kaum nach. Ver-
schiedene Bilder wird auch ein besserer Kenner ge-
radezu für Leibl's halten. Es sind übrigens nicht nur
Studienköpfe und Porträts, welche uns Alt bietet, in
gleicher malerischer Sicherheit schildert er uns das
„Atelier von R. Hirth", bringt er uns einen Halbakt,
Stillleben und vor Allen seinen auch in dem Zusammen-
klingen der Farbentöne famosen „Siebenschläfer". Nahe
steht ihm Lrdtelt, dessen Selbstbildniß in der gleichen
soliden Technik „gemauert" ist und außerdem so lebens-
sprühend wirkt. Erwähnen wir noch besonders Klam-
roth und Fuks, ein beachtenswerthes, technisches
Talent, so können wir unseren Ueberblick über die
Horträtkünstler beschließen.
Hugo Vogel's „Hamburger Senatoren" sind
schon früher gewürdigt worden. Die Komposition steht
auf respektabler Höhe, indem sie in ungezwungener
Anordnung, ohne Hose die zahlreichen Stadtväter der
Hansarepublik sehen läßt. Die schwarze Amtstracht ist,
dank der guten niederländischen Muster des f7. Jahr-
hunderts, koloristisch malerisch behandelt. Mithin ist
das Resultat ein Repräsentationsbild im besten Sinne
des Wortes. Dagegen erhält man bei Hermann
Linde's „Indischem Festzug" nicht Die Ueberzeugung,
daß der Künstler in solchem Riesenformat zu uns
sprechen müßte. Das Bild hat trotz vieler gelungener
Details doch gerade koloristisch schwache Stellen, was
bei der farbenfreudigen Welt des Orients besonders
auffällt.
Als gutes Altarbild, von tüchtigem Können
sprechend und innigem, wenn auch nicht stark eigen-
artigem Empfinden, ist Flesch-Brunningen's Tri-
ptychon „Maria" zu nennen. Auch in einem drei-
getheilten Bilde schildert uns Frank Kirchbach auf
biblischer Grundlage das „Menschenloos". Das Ge-
dankliche ist bei ihm das primäre, dem er erst Ver-
körperung zu geben sucht. Das Werk ist mit sichtlicher
Liebe ausgearbeitet, so daß man die farbenschwere,
 
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