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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 9
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Zimmern, Helen: Ueber die modene toskanische Malerei
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Kummer 9.

Wertin, 1. AeVruar 1904.

IX. Jahrgang

LeittclMt M und stuimgrwrchr
Organ für die Interessen aller Bildenden Künstler.

Inhalt: Neber die moderne toskanische Malerei (Schluß). Non kielen
Zimmern. — Die Revision des Kunftschutzqesetzes und die wünsche der Kunst-
gewerbler. Non Kugo Killig. — Non Münchner Kunst (Gallone Keinemann).
Non Georg Jacob wols.— Die geschichtliche und kunstästketische Bedeutung der
Reudeutschen Stickerei. Non A. Kenig. — Aus den Berliner Kunstsalons, von
M. Rapsilber. — Unsere Abbildungen: vier Muster Reudeutscher Stickerei.
Rach Prof. I)r. Kans von Weißenbach-Leipzig.
Uottzkntstcil. ----

erscheint am I. und IS. Zes Monat;. Abonnement pro Ouartal 2 Mk. — 2 Itr. 40 I)r. (bei direkter
Zusendung 2,56 Mk. — 2 Kr. 80 hr.) bei allen Luchbsndlungen und Postämtern, (postreilungs-preisiirle
No. 4456.) kinrelnummer 46 Pt. — SV t)r.
Insertionrpreis INr die dreigespaltene Donpareille^eile 26 pl. — 25 hr.
Verlag von siarrwitr Nachfolger. Berlin SW. §8, Friedrichstraße (6.

(Schluß.)
it ganz anderen Augen betrachtet Giovanni Costetti das
Leben. Er schaut nach tragischen Schicksalen und Konflikten der
Leidenschaft aus. Seine Typen sind kämpfende Titanen oder
Kamletfiguren, mit den feindlichen Gewalten ringend oder von der Ge-
danken Last zermalmt. Nicht „die Menschen" zeigt er uns, es ist „der Mensch",
und zwar so, wie er ihn für seine künstlerischen Absichten gebraucht.
Charaktere, wie er sie schildert, sind Kelden, und als solche an keine
bestimmte Epoche gebunden. Mb der Keld der Vergangenheit, der Gegen-
wart oder Zukunft angehört, ob er im augusteischen Zeitalter oder im
Cinquecento erscheint, ist für die Seele des Kunstwerks nicht ausschlag-
gebend. Ls kommt nur darauf an, daß nicht fehle, was die Person
zum Kelden stempelt, der heroische große Zug seines Wesens. Und dies
bringt Costetti fertig, mit einer Kraft und Farbenglut, die zuweilen an
das Zuviel streifen, wodurch er Gefahr läuft, seine Wirkung zu über-
treiben und damit über das Ziel hinaus zu schießen. Besonders geschickt
im Bildnißmalen, neigt er aber auch hier dazu, seine Modelle, selbst wo
sie gewöhnliche Alltagsmenschen sind, als Kelden aufzufassen. Andererseits
versteht er es aber auch, aus ihnen das Beste herauszuholen, was in
ihnen steckt.
Ihm ähnlich, doch sanfter und mehr sensitiv zeigt sich Oscar
Ghiglia. Lrwähnenswerth fand ich ein weibliches Bildniß von ihm,
ein junges Mädchen darstellend, zart und feingestimmt wie ein anmuthiges
Gedicht, Ghiglia verfügt weder über Costetti's Kühnheit in der Behand-
lung der Farbe, noch über dessen zeichnerisches Können, dafür besitzt er
aber eine bewundernswerthe Feinheit des Pinselstrichs und ein seltenes

Kerausgeber: Prof. Or. Leorg gallanci, Lharlottenburg.
celepbon Amt Lharlottenburg, Do. 1085.

lieber Sie moSerne toLksnstcke Merei.
von Ke len Zimmern, Florenz.
 
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