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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 11
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Rapsilber, M.: Von Berliner Kunst
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Unsere Abbildung
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Vorschriften bei öffentlichen Wettbewerben für Bildhauer
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Nr. U

Die Kunst-Halle.

l69

strengen Stil und eine meisterliche Malerkraft sich zu
eigen gemacht hat, weit hinaus über die bewegliche
Grazie und Virtuosität, die ihn bislang kennzeichnete.
Durchaus neuartig sind diesenigen Bilder, deren Motive
auf nubischem und sudanesischem Boden, zwischen Assuan
und Gmmdurman, konzipirt sind. Zuvörderst die Wüsten-
bilder und die nubischen Nächte, von einer Berghöhe
am Westufer des Nil haben wir in mehrfachen Schil-
derungen das großartige Schauspiel der gegen den
Strom andrängenden wüste, des goldgelben ewig
rieselnden und hochaufbäumenden Ungeheuers, welches
die Gebirge in das Leichentuch der wüste einhüllt und auf
ewig begräbt. Nur hie und da streiten noch die schroffen
Porphvrfelsen gegen die kolossalen Sandfluthen, die in
messerscharfen Gratlinien zusammengeweht sind. Die
gelbgleißende Einsamkeit in den endlosen Horizonten,
unter dein erstickenden Sonnenbrand und unter dem
ewig blauen, sammetweichen Firmament forderte gewiß
zu einem großen Stil der Darstellung heraus. Auf
den nubischen Nachtbildern steigern sich beim ungewissen
Licht der schrill funkelnden Sterne die Linien und
Massen in eine feierliche Uebergröße, das Schweigen
des Todes schwebt zwischen Himmel und Erde, selbst
der Strom erstarrt zu einer gläsern spiegelnden Ruhe
und auf ihm liegt in langem, leis erzitternden Licht-
streif der Widerschein des Abendsterns. Die im Schlaf
zusammengeballten Flamingos am Ufer schauen aus
wie ein exotischer Rosenflor. Lin anderes Bild zeigt
die Felsenkolosse von Abu-Simbel, die berühmte?: Felsen-
tempel des großen Ramses, der gegen den Strom hin
in steinerner Majestät und in vierfacher Gestaltung
thront, gegen deren Füße der traumselig rauschende Nil
unterthänigst anfluthet. Die Schilderungen von Thartum
stehen im Zeichen tropischen Sonnenbrandes. Auf dem
Topfmarkt inmitten der Stadt herrscht ein wimmelndes
Treiben von Arabern, Nubiern, Sudanesen und Negern,
hinter den Sonnensegeln sitzen die Trödelweiber in ihren
indigofarbenen Gewändern und die fensterlosen Ziegel-
hütten ducken sich scheu vor dem zittrigen Gluthhauch
des Lichtes. Draußen am Zusammenfluß des blaue?:
und weißen Nil breitet sich der regsame Stapelplatz für
die Erzeugnisse des innersten Afrika, in gewaltiger
Breite herrscht der grün-gelblich fluchende Strom und
in violetten Glanzlichter?: spielt die Sonne auf der tief-
braun schwärzliche?: Haut der Sudanesinnen, pracht-
voll hochgewachsener und üppig plastischer Gestalte?:,
die ihre Gewänder in: Nilschlamm wasche?: und während-
deß in der landesüblichen Unschuld Aktstudien von
frappirender Ligenart ermöglichen. Auch dieses Motiv
gestaltete Rabes in große??: Stil. Dazu kommen noch
Landschaften der Nilufer, Szenen aus Assuan und Kairo
und Charakterbilder, an denen der Künstler seine
ethnographische Kenntniß und eine malerische Virtuosität
von Neuem darthut. Zn Sizilien war es die Felswarte
Accicastello bei Tatania, die in merkwürdig schlanker
Steilheit gegen das Meer ragt, und der aus der Maien-
glorie gigantisch aufsteigende Aetna, welche den Anlaß
zu großen Bilder?: darboten. Dan?: setzte der Künstler
nach Tunis und Algier über. Die Studie?: und Bilder
veranschauliche?: die Trümmer von Karthago, die Noth-
gluth der Mohnfelder, die üppige?: Heimlichkeiten des
Harems, die romantische Felsschlucht von Konstantine
und das gallisch kokette Leben und Treibe?: in Algier.
Aus diesen: Bereich stammt ei?: großes Bild des Souika-
platzes von Tunis, das für den pariser Salo?: bestimmt
ist. Ueber Tunis liegt eine prachtvolle Monumental-
größe gebreitet, so wenigstens, wie sie Rabes erfaßt
hat. Das kommt daher, weil sich Alles in ein blendendes
weiß kleidet, die Häuser am großen Platz, die dahinter

aufragende Hauptmoschee und die Araber in ihre??
Burnussen, und in dem flimmernden Sonnenglanz steigert
und vergeistigt sich Alles ins Ungeheure und Unfaßbare
und zur Märchenpracht des Orients.
M. Rapsi Iber.
W

Unsere MilZung.
Als Nachklang gleichsam zur Moritz von Schwind-
Feier kommt das den? heutigen Hefte der „Kunst-Halle"
beigegebene Blatt, welches der zunge Berliner Maler und
Illustrator Herman Sandkuhl für unsere Zeitschrift ge-
zeichnet und de??? Andenken des von der Nation verehrten
Meister Schwind als künstlerische Huldigung gewidmet hat.
Die Federzeichnung Sandkuhl's veranschaulicht recht glücklich
die köstliche Märchenpoesie Schwind's, die, vor: Minne und
Waldeszauber umflossen, in innigem Tone zum Beschauer
redet.


Vorrcüristen bei öffentlicben Vettbeverben
für ZMslier.

(D^)uf Anregung der Berliner Bildhauervcreinigung, und
unter Zustimmung sowohl anderer deutscher Bildhauer-
vereine, wie auch des Seuats der Kgl. Akademie der
Künste ii? Berlin, sind neuerdings nachstehende Vorschriften für
die Praxis bei öffentlichen Wettbewerben um Aufgaben der
Bildnerei empfohlen worden:
ß Die Mehrzahl der Preisrichter muß aus bildenden
Künstler?: bestehen; mindestens müssen jedoch zwei Bildhauer
dem Preisgerichte augehören.
K 2. Die Preisrichter sind in: Programm zu nennen.
Aenderungen in der Zusammensetzung des Preisgerichtes sind
sofort bekannt zu gebe?:. Die Preisrichter müssen das Pro-
gramm vor der Veröffentlichung gebilligt und sich zur An-
nahme des Richteramtes bereit erklärt haben. Die Ausübung
des Richteramtes hat de?: Ausschluß von der Preisbewerbung
und sonstige:: Betheiligung an den Konkurrenzarbeiten, sowie
von der Ausführung des Auftrages zur Folge.
ß 3. Das Programm darf an Skizze:: und Modellen, an
Plänen und Berechnungen nicht mehr verlangen, als zur
klaren Darlegung des Entwurfes erforderlich ist. Der Maß-
stab ist genau vorzuschreiben; für die Hauptffgur darf jedoch
nicht weniger als ein Viertel und nicht mehr als ein Drittel
der Lebensgröße verlangt werde?:. Für plastische Entwürfe ist
eine Abweichung von dein vorgeschriebenen Maßstab bis zu
s Prozent nach obei: oder nach unten gestattet.
§ 4. a) Ist im Programm ei?: bestimmter Herstellungs-
preis angegeben, so ist diese Bestimmung für die Theilnehmer
an der Konkurrenz in der weise bindend, daß eine Ueber-
schreitung des angegebene?? Preises den Ausschluß von der
Konkurrenz zur Folge hat, es sei denn, daß das Progamm
die Ueberschreitung für zulässig erklärt, b) Das Programm
muß entweder das Material genau vorschreibe?: oder ausdrück-
lich die Wahl des Materials dem Künstler überlassen.
§ s. Bei allgemeinen öffentlichen Konkurrenzen sind Preise
auszuwerfen, welche zusammen:
 
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