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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 4 (April 1926)
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Peres, Otto: Nochmals: Kunstblatt der Jugend
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0090
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81

Um Grünewald, den sie „kennen", beneide ich Sie
aicherordentlich, aber diese Bekanntschafk gibt Ihnen
kein Rechk, die farbigen Reproduktionen mikgroher
Geste abzukun, sie sind nämlich genau so gut und
bester als in anderen Kunsk-Zeitschrifken.

stn Nr. 5 ist von der „Zllustrierten Familienzeit-
schrift" die Rede. Wenn ich mir meine alten zer-
lesenen „Daheim", „Buch für Alle", Gartenlaube",
„Moderne Kunst" ansehe und das „Kunskblakt der
stugend" daneben anschaue, innen- und außenwendig,
so begreife ich nichk, wie der Herr Kritiker zu
diesem merkwürdigen Bergleich kommk, es beweist
aber die fakale Taksache, dah ihm vom Geist des
stugendblakkes leider noch nichks, rein garnichts auf-
gegangen ist.

stn Nr. 6 kommen „die Perlen: Wandern und
Schausn". Schon in Heft 3 begleiten die Schüler
ihre Manderfahrten mik eigenen Zeichnungen. Was
da für Klarheik, Frische, Wahrheik, Unverfälschtheit,
Lchtheit der Iugend herausströmt in Wort und Bild.
davon reden, liebe Kolleginnen und Kollegen, alle
Hefke eine erfteuliche Sprache. Es sind Kinder zu
Worte gekommen mit erstaunlichsten Nakurbetrach-
tungen und mit innerlichster Akkivität, Arbeiten, die
eines Dichters, eines Malers würdig flnd.

Und nun die persönlichen Anwürfe: 1. „Hinter-
treppenfirma", 2. „aus der Rolle fallen", 3. „der
Aufgabe nichk gewachsen", 4. „mik diesen Leuten nicht
ernstlich verhandeln", 3. „Fingernägel (schwarze)",
t>. „bedenkliches Zeugnis".

Herr Gerlach, ich habe keine Lust, mich eingehend
zu diesen gehäsiigen Anwürfen, die den Herausgeber
treffen sollen, zu äußern, sie sprechen für sich, aber
nicht für den Krikiker, sondern gegen ihn. „Das
sind unerhörke, beschämende Redensarten, Produkke
einer aller Beweisfähigkeit ermangelnden Lust zu
verlehen."*

Was aber das „bedenkliche Zeugnis" angehk, be-
trifft mich selbst: 3ch sage es ganz offen: Ich em-
pfehle das „Kunstblakt der 3ugend" immerzu, wo ich
nur kann, bei Schülern, Freunden, Bekannten und
Berwandken, mein Zahnarzt hälk es sogar auf mein
Zureden. 3ch sage Ihnen auch warum? (mik Zhrem
lehten Satz): „Wir sind das uns und unsern Schülern
schuldig." Und wer mik und in der 3ugend lebt, sie
selbst als Kunstquelle zu erkennen vermag, der macht
mik. Aber wenn Sie meine Empfehlung des „Kunst-
blaktes der Zugend" „bedenklich^ finden, da mutz
ich wirklich fragen, wie kommen Sie mir vor? So:
wie einer, der ein zartes Pflänzchen ausreitzen will,
weil ein Blättchen angewelkt ist, der das Kind mit
dem Bade ausschüktet, der den Ast, worauf er phk,
selbst absägt. Denn es ist kein Zweifel, datz unsere
also auch Zhre höchsteigenen 3nkeressen durch das
„Kunstblatk der stugend^ in schönster Weise in die
Schüler, in das Elternhaus, in die weite Welt ge-
tragen werden. Das „Kunstblatt der Iugend" ist eine
doppelte Offenbarung, flnnfällig gibt es die schöpfe-
rische Denk- und Sehweise der jungen Welk wieder
und läht ahnen, in welcher Weise dle künstlerischen
Führer der 2ugend am Werke sind. Wir können
aus Standesinkeressen nichts besseres tun, als mit-
zuarbetten und dem zarten Pflänzchen, das für uns
Blüten und Früchke tragen will, guten Boden und
bonnenschein wünschen.

- * ,?ul dtese Ausdrücke trifft dic vorhertge Anmerkung der
Dchnftleitung zu. K.

Erwlderung ^

von Gerlach, Sulzbach (Saar).

Zch bedaure, daß nun dieser Ton in unsre Zeit-
schrifk hineingetragen worden ist. Meine Ausfüh-
rungen waren wohl scharf geschrteben. 3ch habe das
in dielem Falle für gut gehalten. Da ich sedoch ntchk
die Äbsichk hatte, persönlich zu werden oder gar
irgend jemand zu beleidigen, so bin ich auch an keiner
Skelle persönlich oder beleldigend geworden.

Sehr leichk könnke man alle Einwände des Herrn
Peres widerlegen. Herr Peres machk es mir wirl-.
lich nicht schwer. Teilweise verstehk er mich falsch, teil-
weise unterschiebt er mir Aeußerungen, die ich nicht
gekan habe. Nur zu einem Punkk oemerke ich, datz
die Vertrekerversammlung des Landesvereins Preu-
tzens für mich nicht schlechkhin die Fachwelt ist.
Zur Sache hat sich die Dertreterversammlung im
Mitteilungsblatt Lberhaupt nicht geäutzerk. Sie nimmt
nur Skellung zum Ton meines Artikels vnd rüat.
datz ich in die Oeffentlichkeit gegangen bin. 3 ch anl-
worke hierauf, datz die Zeichenlehrer
und Zeichenlehrerinnen des Saarge-
biets sich schriftlich und mündlich an
die Schriftleikung des Kunstblattes
mik Besserungsvo rschlä gen gewandk
haben. Der Erfolg isk jedoch ausge-
blieben.

Die Einwendungen des Herrn Peres, wie auch die
Erklärung der preuhischen Vertreterversammlung
können meinen Skandpunkk zur Sache in keiner
Weise erschüktern. Ich nehme Abstand davon, Herrn
Peres eingehend zu ankworten, weil lch unserer
Zeikschrifk nicht zumuken möchke, mir dafür noch
wetter Raum zur Verfügung zu stellen. stch nehme
aber auch deshalb Abstand davon, weil ich auf diesen
Ton des Herrn Peres nlchk eingehen kann, wie ich
auch die wftklich beleidigende Form seines Arkikels
unbeachtet lassen will.

Wer in die Oeffenklichkeik ftltt, in unserem Falle
mik elner Zeitschrifk, der muß sich eine öffenkliche
Krikik gefallen lassen. Wer ein „Kunstblatt der
Iugend" herausgkbt, nimmt als Erzieher eine ün-
geheure Verankworkong auf sich. Dessen müßken
wir uns bewutzk sein. Wenn Kollegen so
ekwas unternehmen, dann haben sie däs vor der ge-
samken Zeichenlehrerschast zu verankworken. Wir
Zeichenlehrer haben deshalb nichk nur das Aecht,
sondern auch die Pfllchk, zu krikisteren. stch
werde immer stolz darauf sein, wenn Kollegen etwas
Gukes hervorbrinaen. Andererseiks wlrd mich äber
Nücksichk auf Kollegen niemalS von einer nokwendk-
gen ablehnenden Krltik zurückhatten Können.
Wir dürfen nichk dahin kommen, daß wir jedes Er-
zeugnis aus Kollegenkreisen gukheltzen müsten. Da-
mik schneiden wir uns alle EnkwicklungSmöglichkeik
ab. Es hak aber den Anschein, als wolle man jede
Kritik am Kunstblatt mik Gewalk niederschlagen.
(Man beachke nur die Ankwork auf den in vor-
nehmstem Ton gehalkenen Arttkel DSlkers.)

Ich bin nicht gegen den Gedanken des Kunst-
blakkes. Gegen den geschäfklichen, unpäda-
gogischen Geist, von dem es gegenwärkig ge-
kragen wird, und gegen dieses künstleriscke Nivean
aber werde ich imver Skellung nehmen. (Womit dke
 
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