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Aesonders hervorgehoben soll werden: Dcr die Arb.-
Gem. nilt dem seither getibten Ausstellungsschwindel,
nur Spiheiileistiingen zu zeigen, zu brechen gewillt
wor, so wurden nur Arbeiten ciuSgestellk, die mit der
gunzen Klcisseiileistung belegt waren. So sind über
280 KlcissenlLiskungen in besonderen Mcippen zu
jederiiinnns Einsichlnnhine nusgelegen, wovon relch-
llch Gebrauch geingcht worden ist.
Aei der Fülle des Gebokenen war es deshalb nicht
verwunderlich, weim sich über die Ausstellungstcige
(2s.—30. Oktober) ein oft gercidezu beängstigendeS
Leben und Trelben in den Sälen des Kunstgebäudes
enkwiclielte. Eltern, Schüler von ncih und sern unter
der Führung ihrer Lehrer, Künstler und Lehrer jeder
Ggktung beliundeten ihre lebhgfke Ankeilnahine und
äuszerten ihre Zufriedenheit mlt dem Gebotenen.
Auch die Presse berichtete warin und durchaus
gnerlrennend über die Aorkräge und Ausstellung.
Die Ministeriglgbkeilung für die Höheren Schulen
und der Ev. Oberschulrat wurden in besonderen Fiih-
rungen eingehend mit den Zielen und Wegen des
neuzeitlichen Zeichen- und Kunstunterrichts an Hand
des umfassendeii Anschguungsmaterials vertraut
gemachk.
Zum allgemeinen Aedauern muszte die Ausstel-
lung, zu deren Zuscimmenstelliing uns nur wenige
Tage zur Aerfügung standen, nach nur 7tägiger
Dauer geschlossen werden, da über die Aäume be-
reits anderweitig verfügt war. Schade, nicht blosz
wegen der grohen Zugkraft,' dle sie auf alle Kreise
dec Bevölkerung ausübte, sondern auch wegen des
klingenden Lrfolges, der den wenigsten Unkernehmen
ähnlicher Ark in unserer geldarmen Zeit beschieden ist.
BesonderS hervorzuheben ist noch, dasz Staat und
Stadt durch die Aerwilligung sehr namhafter Aei-
träge zur Deckung der Unkosten die Ausstellung
möglich gemacht haben. Wir stellen dies gerne fest
mit dem Ausdruck unseres herzlichsten Dnnkes.
Ein nicht gesprochenes Schlußwort zu der Lagung /^s§.ec
für Kunsterziehung in Stuttgart vom 22.-28. Oktober 1929
Von P. Sperling,
3ch wili, was uns bewegt, in vier Worte zusam-
menfasseii. Es handelt sich um viel mehr als Kunst-
erziehung, es handelt sich um den „D urchbru ch
ües Lebens".
Ilnser Aolk droht in Mechanei zu fallen. * ** Sie
kennen sie alle. Sie kennen aber nlcht alle den gan-
zen Ernst der Auswirkung dieser Lebensstarre. Wir
vermögen die Zahl unserer Skerbenden nicht mehr
zu erseszen. Woher sollte mechanisiertes Leben auch
den Drang sich forkzupflanzen, nehinen? Die groszen
Städte bringen nur 2 oder 3 Kinder für fünf Aer-
storbene auf. Mir sind soweit, zu berechnen, wie
lange das Land noch diesen Ausfcill decken kann. Es
ist nur noch eine kurze Spanne.
„Aom Leben und Slerben unseres Aolkes" hal
Oberregierungsral Aurgdörfer im Stakistischen
Aeichsamt seine beziigliche Arbeit genannt.
Not harter Tatsächlichkeit umbrandet unser Leben
unü trifft den Einzelnen in täusendfacher Form. Wird
da der Durchbruch des Lebens, den wir in der Entdek-
kung derunerhörtenLebenskräfte in denKindern sehen,
als solcher erkannt werden, wenn wir ihn nicht- selbst
so iiennen. Auch ich habe mit Kunst zu kun: doch es
lst mlr selbst schon so gegangen, dasz ich mich gegen
daS viele Kunst- und Kulturgeschwäh aufgelehnk
habe. Gerade gesunde und kiichtige Männer und
Frauen, die die Nok der Zeit stark erleben, können
das nicht hören. Es dünkt sie spielerisch und obenhin.
Flucht vor der Wirklichkeit. Stil ist zunächst Wahr-
heit. Mo die Aot eS heischhcha greise inan an. Dann
wird unS nngeivollk der neue Skil'zuwachsen.
' Es ist fiir u»s wcrlvoll, nnseic Bestrebimgen nnd unsere Ar-
bcit beurtcilt zu seheu veu Persiinlichkeiteu, die nujzerhnlb uuseres
Fachcs stchcn. Die Schristl.
" S. Leo Frobenius — Paideuimi — L. tz. Veck, Munchen.
Von grnndsnhlichcr Vedentnng snr die Keuntuis des volkhasten
Lebensvorgangs.
„Vom Leben nnd Sterbcn unscres Aolks" vo» Bnrgdorsfer,
Übcrregicrnngsrat im Statistischcn Neichsamt. — Vcrlag Voden-
rcsori». Mk. V.Sü.
Der Durchbruch des Lebeus, das ist üaS Baiiiier,
üie Streiter des Lebeus zu sammelii, das Nichtmal
üer Fortentwicklung imserer Arbeit. Nur unter eiiiem
eicheu, das diesen Aufbruch der Kraft als Nuf deS
ebens in es stellt, werden wic die nötige Gefolg-
schaft finden.
Das Wichtigste, das uns jene sprudelnden, spren-
genden Kräfte schenken sollen, ist ein neuer Sinii
sür das Leben. „D e n S i n n", wie ich ihn schlecht-
hin neniie. 2enes guellende, rassige Empfinden, das
das Leben überall erspürt und jich seiner freut. Das
llberall aus das Leben auS ist. — Die lehken Ab-
schlüsse werüen in Leben aufgestellt.
Leben entzündet sich an Leben. Doch eS ist auf-
schluszreicher an Stelle von leben — wesen zu
sehen. hn der Aollebendigkeit völkischer Jugendzeii
war der Gebrauch von „wesen" für leben Ausdruck
von Tatsächlichkeit. Das Leben, das lebendig um
uns flieszt, Menschen und Dinge verspinnt, ist ein
„Wesen": das „du und ich", daS entbannt, das sieht,
ergreift, das wesenklich erspürt und in Fühlung
kommt, versteht und Aerbindungen eingeht. Nur
„Wesen" ist eigentlich Leben. Das wundersame Kön-
nen, das die Ausstellung zeigt, ist ein weikerer Ae-
weis, dasz das könnende Aollbringen und Aermogen
im Leben beschlossen liegk. So heiht denn wesen den
Schlüsfel lebendigen Lebens finden. henes Anerhört'
Unfaszlicheii, das „kann u n d weisz und
s ch a s f t". Des Quells alles Schöpferischen, Lösend-,
Aermögend-, Aeglückenden. Der gestaltenden, mei-
sternden Krafk des adligen Priiizips.Wo der
Schöpfungsborn so offenbar geworden ist, mag der
* Wir verstehen nnter dein adligen Prinzip da s zweite, mei-
sternd vercdelnde Geseiz des ersten der Srhaltnng und Vollent-
saltnng der lebendigsn Krast. S. anch die ausgezeichneten Aus-
siihrungcn in August Lammles „Unser Volkstnm, Stuttgart,
Verlag Silberbnrg, iiber diese im gesnnden Volkstnm liegenden
Meisterkräste. Man versänms nicht, so tiese Kenner der Volksseele,
wie Lümmle, siir dis Arbsit der Volksschast zn gewinuen.