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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 11.1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.13628#0311
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299

zum Ruhme würde gereicht haben, nicht zur Ausführung
gekommen ist!

Mit der sichern und bestimmten Zeichnung verbindet
der Künstler ein kräftiges Colorit; die Gestalten treten
in festen Umrissen und deutlichen Formen heraus, eine
Deutlichkeit und Kraft, die an Bacchus, Ariadne, einigen
Bacchanten, Nymphen und Kindern sich zur Anmuth er-
hebt, hingegen bei andern z. B. Eilen, den Faunen, Sa-
tyrn und rasenden Weibern in's Derbe und, wenn der
Ausdruck von- dem Tone des Cvlorits gelten mag, in's
Grotesk - Komische übergeht.

Doch genug von diesem interessanten Kunstwerke.

(Die Fortsetzung folgt.)

Resultate der Nachgrabungen des Fürsten von
C a n i n o.

Im Kunst blatte ist mehrmals den wichtigen Un-
tersuchungen des Fürsten von Canino die gebührende An-
erkennung zu Theil geworden. Ebendieselben veranlaßten
den gelehrten Alterthumsforscher Raoul--Rochette zu
einer vor der Ac. des Inscriptions gelesenen Notiz über

den Catalogo di sceltc antichitä clrusche trovate negli
scavi del principe de Canino, 1828 — 1829. Das Re-
sultat der Notiz ist der unmittelbar griechische Ursprung der
von andern Gelehrten für etruscisch gehaltenen Vasen.

Die mit dem Pinsel gemalten Inschriften auf den
Vasen von Canino theilt H. Naoul-Röchelte in drei Klas-
sen: l) in Bezug auf Künstler. Zu den sieben oder
acht bekannten Namen kommen ganz neue: Heson, Sohn
NearchS, Andolides, Phitias oder PhintiaS, Aeschylos,
PhidippoS, Chakylion, Hieron, Euphronios, Zeuritheos,
Euthymiades, Panthöos, Pvsl'don, Echftchias [sic], Py-
thon , Hippaichmos, andre ungerechnet, welche nicht deut-
lich genug zu erkennen sind. Auf denselben Vasen findet
der Vf. Besonderheiten, die für den griechischen Ur-
sprung entscheiden. Bisher halte man neben dem Na-
men des Künstlers nur das Wort ETPAOSEN oder
EÜOIESEN gesehen und konnte glauben, beide Wör-
ter hätten einerlei Bedeutung. Auf vielen Sachen von
Canino dagegen findet man zugleich die Namen eines
Künstlers mit dem Worte ErPAdiSEN und den eines an-
dern Künstlers mit ElssOIESEN, woraus man schließen
kann, daß die beiden auf einer und derselben Sache ge-
nannten Künstler einen verschiedenen Antheil daran
genommen haben, der eine als Zeichner, der andre als
Maler, Verfertiger des Modells oder wenn man will
als Fabrikant. Da es nun, wie Millingen bemerkt,
Vasen ohne Malerei gibt, worauf man EII01ESEN
liest, so schließt sich der Vf. an die einfachere Erklärung

„Fabrikant" an. Wie dem aber auch sey, aus der In-
schrift und den Künstlernamen geht hervor, daß die Va-
sen in griechischen Fabriken, von der Hand grie-
chischer Arbeiter verfertigt wurden. Wenn sie in Etru-
rien durch Etrusker gearbeitet wären, wie der Fürst von
Canino annimmt, so könnte man nicht begreifen, warum
die Inschriften und Namen nicht etruscisch sind, wie
auf so vielen andern Denkmälern, wo die griechischen
Wörter eine etruscische Form annehmcn. H. Raoul-
Rocbette schließt daraus, daß jene griechischen Vasen durch
Handelsverbindungen nach Etrurien gelangten, und waS
den Weg betrifft, welchen sie nahmen, so gibt die zu Gir-
genti gefundene, den Vasen von Canino in Styl und Ar-
beit ganz ähnliche Vase des Nicosthenes eine Andeutung.

Die zweite Klasse begreift die mythologischen
und heroischen Arbeiten. Auf diesen historischen
Vasen besonders, deren die Sammlung von Canino so
viele enthält, zeigen die hellenischen Mythen und die grie-
chischen Inschriften, daß man sie mit Unrecht für etrus-
cisch hielt. Der heroische Cyclus wird durch die, in den
Besitzungen des Fürsten entdeckten Werke sehr bereichert.
Unter den seltensten und merkwürdigsten Darstellungen er-
wähnt der Vf. den Mythus der Thetis und des Pcleus,
besonders eine Darstellung mit dem Namen 0ETIS,

TIELEVS, ElONTMEAA (sic) , statt IlONTO
MEAA (eine Secnymphe), und XIPON. Bei dem
fünften Worte ÜATPOKAIA ist A0AA oder ein ähn-
liches Wort zu suppliren, und dieß kann sich alsdann auf
Leichenspiele zu Ehren des Patroklos beziehen, bei welchen
dergleichen Vasen als Preiße vertheilt wurden. Ferner
Darstellungen in Bezug auf Achill: acht Gemälde, worun-
ter sechs mit Namen versehen, zeigen den Streit Achills
undAgamcmnons,No. 1757; den Tod des Patroklos mit den
homerischen Namen 3>ONIXS (sie), ANTILOXOS ,
AlOjyiEDES, IPIS, IlATPOKLOS, AIAS,
NESTOP, AINEAS, HiniSOS (sic), außerdem
[Z] ETXSI0EOS EÜOIESE , No. 1120; den Tod
des Troilos, den Kampf Achills gegen Hector in Gegen-
wart Minerva's oder Mercurs, Achill, der Hectors Leich-
nam schleift, Priamvs zu den Füßen Achills; endlich eine
herrliche Darstellung, der Tod Achills, mit den Namen
I1APIS, MENELEOS (sic), AXILEOS (sie),
AIAS, NE. ITTOAEMOS, AINEAS, N.
IPIOS (sic). Am häufigsten kommen auf den Vasen von
Canino die homerischen Helden Odysseus, Diomedes,
Menelaos, Paris, Hector, Priamos vor. Auf denselben
zeigen sich die Wörter KALOS, KALE. Die meisten
Eigennamen deuten in der unrichtigen Form, welche sie
durch die Arbeiter erhielten, auf griechischen Ursprung
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