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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 11.1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.13628#0312
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Durch Fehler, welche der Vf. aus der griechischen Aus-
sprache erklärt, z.B. XEI30O08 für KLEQSO$OS
und KAIBVLON statt KLEOBOTLOS.

Den dritten Beweis liefern die Inschriften mit
Formeln und Sentenzen , z. B- KALOS EI auf vier
Vasen, wie bereits auf einer campanischen bei Hamilton.
XAIPE XV auf zwei Vasen, wie schon auf mehreren
Büchern von Nola. Deßgleichen IIPOSArOPEVO
(■7rp:Gix.yopEbiö), wie auf einer campanischen Vase in der
Sammlung des Hrn.v. Witte znParis. KALELlOUOX
(Tr«?;), HIE886E Qn-häe). Endlich größere Inschrif-
ten, die Gerhard, Bull^tino ©. 143 f., mit vielem Scharf-
sinne erklärt.

Nach andern Erörterungen kehrt der gelehrte Vf. zur
näheren Bestimmung seiner allgemeinen Ansicht zurück:
die große Reihe gemalter, mit griechischen Darstellungen
und griechischen Inschriften geschmückter Vasen in den
Begräbnissen des alten Etruriens gehört einzig und allein
Griechenland. Sie sind nicht in Etrurien nach griechischen
Vasen ausgeführt: Material, Form, Fabrication, Firniß,
Alles zeigt die Identität der Vasen von Canino mit den
sizilisch-griechischen. Sie konnten nur zur Zeit der
größten Entwickelung griechischer Kunst ausgeführt werden,
ebne Zweifel zu einer Zeit, die nicht fern war von der
Vervollständigung des griechischen Alphabets' durch die
langen Buchstaben H und S1 und die Doppelbuchstaben £
und 'P, denn Sl kommt nirgends auf jenen Vasen vor
und H nur alö Hauch; die erwähnten Doppelbuchstaben
stehen nirgends, sondern dafür X8 oder X8, und TIS.
Im Laufe des fünften und vierten Jahrhunderts vor un-
serer Zeitrechnung verfertigt, wurden jene Vasen durch den
Verkehr nach Etrurien gebracht, zur Zeit als die griechische
Kunst ihren Einfluß auf die etruscischen Alterthümer
auszuüben begann.

„Indem ich aber meine Analyse beendige," erinnert
der Vf. „und wenn ich von einigen Ansichten des Fürsten
von Canino abweiche, so ist es doch für mich eine ange-
. nehme Pflicht, in meinem Namen und ich darf sagen
im Namen der Academie, den Dank auszudrücken, den
alle Freunde des Alterthums diesem Fürsten schuldig sind.
Der Eifer des Fürsten eröffnet eine der wichtigsten archäo-
logischen Fundgruben, die seit dem Wiederaufleben der
Wissenschaften eröffnet worden sind. Durch Entdeckung
der alten Stadt Tusculum, unter seiner Leitung und auf
seine Kosten, hatte der Fürst von Canino den Bereich der
Geschichte und der römischen Alterthümer erweitert. Aber
die Sammlung der gemalten Vasen, die unter seinen
Augen gefunden sind und fortwährend entdeckt werden,
ist eine der größten Bereicherungen, welche die Archäolo-

gie noch erhalten konnte, und die Bekanntmachung alles
Entdeckten durch den Fürsten von Canino wird äls eines
der schönsten wissenschaftlichen Denkmäler unserer Zeit ge-
rühmt werde»."

Vermischte N n ch r i ch t e n.

Die Kathedrale in Meanr besitzt bewundernswür-
dige Copien der CartonS, welche Leo x. von Raphael
hatte mahlen lassen, um mit den danach gefertigten Teppichen
den Vatikan schmücken zu lassen.. .Dieser Copien sind
nenne, von den Originalien befinden sich sieben in der Gallo-
ne der königlichen Residenz zu Hamptonconrt. Die Copien
wurden der genannten Kirche von Maria Leszinka ge-
schenkt; jedoch sollte dieses.Geschenk nur als Depositum
betrachtet werden. Die sechs Copien, auf den Befehl
LudwigSXIV. von Mpnard, Boullogne, Blanchet und andern
Mahlern jener Zeit für die königliche Gobellinmanü-
saktnr. verfertigt, sind heut zu'Tage sehr verdorben.
Dem Vernehmen nach werden die Copien durch die Ka-
thedrale zu Meanr dieser Manufactur geliehen, und die
General-Direktion der schönen Künste will demnach die
in der Gobellinmanufaktur wieder Herstellen lassen.

Im Museum zu Vienne, im Departement d'Jsere,
wurde jüngst ein antikes Mosaik aufgestellt, welches in der
Stadt bei dem Graben eines Kellers aufgefunden wurde.
Dieses Mosaik ist eines der schönsten, welche man im gan-
zen südlichen Frankreich entdeckt hat. Es bildet ein Viereck,
wovon jede Seite 14 Fuss lang ist. Die Zeichnung ent-
hält in dem Mittlern Theile eine zirkelförmige Einfassung,
welche ein zwei und einen halben Fuß hoher Kopf des
Neptun einnimmt, unter dessen Barte Fische Hervorkom-
men. Im Aeuffern entsprechen vier halbkreisförmige Ab-
theilungen den vier Seiten des Haupt-Mosaiks. In ei-
ner jeden ist ein Delphin. Alle andern Verzierungen,
wie Vasen und Einsatzvascn, bilden ein durchaus vollstän-
diges Ganzes.

' f* *

Man beschäftigt sich damit, die gemahlten Plafonds
des Schlosses zu Versailles wieder herzustellen, was schon
vor 50 bis 40- Jahren einmal geschehen ist. Diese Restau-
ration geschah damals an Ort und Stelle; gegenwärtig hat
man darauf gedacht, die Plafonds nach Paris zu bringen,
ohne Zweifel darum, weil dort die Wiederherstellung manche
Vortheile hat. So viel ist jedoch gewiß, daß dadurch, daß
man so kostbare, durch die Hand eines Lebrun, Philipp
von Champagne, Coppel u. a. bemalte Leinwänden los-
macht, zusammenrollt und wieder aufrollt, zuletzt nichts
mehr von den Gemälden übrig bleiben kann.
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