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Durch einen längeren Aufenthalt in Italien hatte
sich Herr Preller mit der südlichen Natur so vertraut
gemacht, daß er es unternehmen konnte, eine Reihe von
landschaftlischen Gemälden in diesem Charakter frei zu
erfinden. Herr Dvctor Härtel in Leipzig wünschte, daß
in dem schönen Hanse, welches er nach dem Entwurf des
Architekten Hrn. Hermann vor dem Petersthor hatte
bauen lassen, * ein großes Parterrezimmer, dessen Fenster
sich nach dem Garten offnen, von unserm Künstler mit
einem landschaftlichen Cyclus ans der Odyssee ausgemalt
würde. Das Zimmer bot eine Hauptwand für ein großes
Mittel- und zwei Seitengemälde, und außerdem zwischen
Thüren und Fenstern noch vier ansehnliche Pfeiler, jeden
für ein Bild, dar, so daß über einem vier Fuß hohen
Sockel sieben viereckige Bilder angebracht werden konnte»
von 6Fuß Höhe und 4 bis 8 Fuß Breite. Die Flächen
der Gemälde legte man in vertieften Feldern an, welche
mit vergoldeten Leisten und rothem Grund umgeben und
durch verzierte Pfeiler gesondert wurden. Zur Ausführung
der Bilder brachte Herr Preller die Temperamalerei in
Vorschlag, eine Technik, welche in neuerer Zeit nur wenig
mehr geübt, von den älteren Landschastmalern aber, wie
Poussin u. A., häufig angeweudet worden war. Bekannt-
lich werden hier mit reinem Wasser abgeriebene Farben
durch eine Mischung gebunden, welche aus dem rohen Ei
und Essig zu gleichen Theilen besteht und ihnen eine
gelinde, für den Auftrag aus trockenen Kalkgrund sehr
geeignete Flüssigkeit ertheilt. Bei der Leichtigkeit, womit
diese Farben trocknen, gewähren sie den Vortheil, daß
man sie sogleich in ihrer Wirkung sieht und oftmals ein-
zeln und in Massen übergehen kann, während in der auf
frischen Kalk aufgetragenen Frescomalerei die Farbe lang
feucht und dunkel bleibt, ein stückweises Male» in schar-
fen Ansätze» nöthig, und alles Retouchiren (es müßte
denn nach dem Trocknen in Tempera geschehen) unmög-
lich macht. Vortheile der Frescomalerei sind, daß ihre
Farben frischer, naturgemäßer und transparenter aus-
sehen, eine weit größere Tiefe erhalten und daher sowohl
das hellbeleuchtete glänzend, als das dem Licht entzogene,
dunkle klar und kräftig darstellen; die Temperasarben
dagegen nehmen leicht eine gewisse Schwere und matte
Undurchsichtigkeit an, welche nur durch große Uebung zu
vermelden ist.
Dessen Loggia, von Peschel und Haag mit Fresken
verziert, bereits i» der Allg. Bauzeitmig Erwähnung
gesunden hat.
(Die Fortseyung folgt.)
Wer Triumphbogen de l'Etoile ;u Paris.
(Mit einem Kupferstich.)
2» Bezug auf den neulich in Nr. 84 u. ff. des
Kunstblatts vom vorigen Jahre enthaltenen Aussatz über
die Bildhauerarbeiten an dem Triumphbogen de l'Etoile
zu Paris liefern ivir hier einen Aufriß dieses merkwürdi-
gen Monuments, und zwar der gegen Paris zugewende-
ten Seite. Das Tropäum zur Rechten, von R ü d e ge-
arbeitet, stellt die Abreise der Freiwilligen im Z. 1792,
das zur Linken, von Cor tot, die Rückkehr und den Sieg
im 1.1810 vor; das Basrelief zur Rechten, von Lemaire,
die Bestattung des Generals Marceau; das zur Linken,
von Seurre d. Ae., die Schlacht von Abukir. Die bei-
den große» Renommee» sind von P radier; der Fries,
an welchem Brun die Mitte, Laitis die rechte, und
Iacquvt die linke Seite ausgeführt, stellt die Verthei-
lnng der eroberten Fahnen am Altar des Vaterlandes
und die Abreise der nördlichen und italienischen Armeen
dar. Die Attika ist mit eilf Schildern geschmückt, aus
welchen folgende Namen eingegraben sind: Valmi, 3C'-
mappes, Fleurus, Moutenotte, Lodi, Castiglione, Arcole,
Rivoli, Pyramides, Abvukir. Zürich. Darüber ist noch
der kolossale Adler angedeutet, welcher als Krönung des
Ganzen im Vorschlag war.
Zu leichterer Uebersicht fügen wir die Sculptur-
Gegenstande der drei andern Seiten bei:
Seite von Nenilly (der obigen gegenüber); Tropäum
zur Linken, von Eter, der gewaffnete Widerstand 1814.
Tropäum zur Rechten, von demselben, der Friede 1815.
Die beiden Renommee» sind wieder von Pradier.
Basrelief zur Linken, von Champouiöre: Die Erobe-
rung von Alerandrien in Aegypten; das zur Rechten,
von F euchere: Uebergang der Brücke zu Arcole. Im
Fries: Die Rückkehr der Armeen; in der Mitte: Frank-
reich, von der öffentlichen Wohlfahrt und dem Ueberfluß
begleitet, den Heerführern Kränze zutheilend. Aus den
eils Schildern der Attika die Namen: Ulm, Austerlitz,
Jena, Friedland, Somo-Sierra, Eßling, Wagram, Mos-
cowa, Lützen, Dresde, Leipsick.
Seite von Roule: Am Tympanum des kleinen Bo-
gens Allegorien ans die Linien- und leichte Infanterie,
von Bra. Das große Basrelief darüber, von Gechter,
stellt die Schlacht von Austerlitz vor. Auf dem Fries
sieht man das Ende der Abreise und den Anfang der
Rückkehr der Armeen. Aus den Schildern der Attika die
vier Namen: Genes, Heliopvlis, Marengo, Hohenlinden.
Seite von Passy: Am Tympanum die schwere und
leichte Cavallerie, von Valvis. Zm großen Basrelief,
von Mar och et ti, die Schlacht von Iemappes. Im
Fries Anfang der Abreise und Ende der Ankunft der
mit Beute beladene» Heere. Aus den vier Schildern der
Durch einen längeren Aufenthalt in Italien hatte
sich Herr Preller mit der südlichen Natur so vertraut
gemacht, daß er es unternehmen konnte, eine Reihe von
landschaftlischen Gemälden in diesem Charakter frei zu
erfinden. Herr Dvctor Härtel in Leipzig wünschte, daß
in dem schönen Hanse, welches er nach dem Entwurf des
Architekten Hrn. Hermann vor dem Petersthor hatte
bauen lassen, * ein großes Parterrezimmer, dessen Fenster
sich nach dem Garten offnen, von unserm Künstler mit
einem landschaftlichen Cyclus ans der Odyssee ausgemalt
würde. Das Zimmer bot eine Hauptwand für ein großes
Mittel- und zwei Seitengemälde, und außerdem zwischen
Thüren und Fenstern noch vier ansehnliche Pfeiler, jeden
für ein Bild, dar, so daß über einem vier Fuß hohen
Sockel sieben viereckige Bilder angebracht werden konnte»
von 6Fuß Höhe und 4 bis 8 Fuß Breite. Die Flächen
der Gemälde legte man in vertieften Feldern an, welche
mit vergoldeten Leisten und rothem Grund umgeben und
durch verzierte Pfeiler gesondert wurden. Zur Ausführung
der Bilder brachte Herr Preller die Temperamalerei in
Vorschlag, eine Technik, welche in neuerer Zeit nur wenig
mehr geübt, von den älteren Landschastmalern aber, wie
Poussin u. A., häufig angeweudet worden war. Bekannt-
lich werden hier mit reinem Wasser abgeriebene Farben
durch eine Mischung gebunden, welche aus dem rohen Ei
und Essig zu gleichen Theilen besteht und ihnen eine
gelinde, für den Auftrag aus trockenen Kalkgrund sehr
geeignete Flüssigkeit ertheilt. Bei der Leichtigkeit, womit
diese Farben trocknen, gewähren sie den Vortheil, daß
man sie sogleich in ihrer Wirkung sieht und oftmals ein-
zeln und in Massen übergehen kann, während in der auf
frischen Kalk aufgetragenen Frescomalerei die Farbe lang
feucht und dunkel bleibt, ein stückweises Male» in schar-
fen Ansätze» nöthig, und alles Retouchiren (es müßte
denn nach dem Trocknen in Tempera geschehen) unmög-
lich macht. Vortheile der Frescomalerei sind, daß ihre
Farben frischer, naturgemäßer und transparenter aus-
sehen, eine weit größere Tiefe erhalten und daher sowohl
das hellbeleuchtete glänzend, als das dem Licht entzogene,
dunkle klar und kräftig darstellen; die Temperasarben
dagegen nehmen leicht eine gewisse Schwere und matte
Undurchsichtigkeit an, welche nur durch große Uebung zu
vermelden ist.
Dessen Loggia, von Peschel und Haag mit Fresken
verziert, bereits i» der Allg. Bauzeitmig Erwähnung
gesunden hat.
(Die Fortseyung folgt.)
Wer Triumphbogen de l'Etoile ;u Paris.
(Mit einem Kupferstich.)
2» Bezug auf den neulich in Nr. 84 u. ff. des
Kunstblatts vom vorigen Jahre enthaltenen Aussatz über
die Bildhauerarbeiten an dem Triumphbogen de l'Etoile
zu Paris liefern ivir hier einen Aufriß dieses merkwürdi-
gen Monuments, und zwar der gegen Paris zugewende-
ten Seite. Das Tropäum zur Rechten, von R ü d e ge-
arbeitet, stellt die Abreise der Freiwilligen im Z. 1792,
das zur Linken, von Cor tot, die Rückkehr und den Sieg
im 1.1810 vor; das Basrelief zur Rechten, von Lemaire,
die Bestattung des Generals Marceau; das zur Linken,
von Seurre d. Ae., die Schlacht von Abukir. Die bei-
den große» Renommee» sind von P radier; der Fries,
an welchem Brun die Mitte, Laitis die rechte, und
Iacquvt die linke Seite ausgeführt, stellt die Verthei-
lnng der eroberten Fahnen am Altar des Vaterlandes
und die Abreise der nördlichen und italienischen Armeen
dar. Die Attika ist mit eilf Schildern geschmückt, aus
welchen folgende Namen eingegraben sind: Valmi, 3C'-
mappes, Fleurus, Moutenotte, Lodi, Castiglione, Arcole,
Rivoli, Pyramides, Abvukir. Zürich. Darüber ist noch
der kolossale Adler angedeutet, welcher als Krönung des
Ganzen im Vorschlag war.
Zu leichterer Uebersicht fügen wir die Sculptur-
Gegenstande der drei andern Seiten bei:
Seite von Nenilly (der obigen gegenüber); Tropäum
zur Linken, von Eter, der gewaffnete Widerstand 1814.
Tropäum zur Rechten, von demselben, der Friede 1815.
Die beiden Renommee» sind wieder von Pradier.
Basrelief zur Linken, von Champouiöre: Die Erobe-
rung von Alerandrien in Aegypten; das zur Rechten,
von F euchere: Uebergang der Brücke zu Arcole. Im
Fries: Die Rückkehr der Armeen; in der Mitte: Frank-
reich, von der öffentlichen Wohlfahrt und dem Ueberfluß
begleitet, den Heerführern Kränze zutheilend. Aus den
eils Schildern der Attika die Namen: Ulm, Austerlitz,
Jena, Friedland, Somo-Sierra, Eßling, Wagram, Mos-
cowa, Lützen, Dresde, Leipsick.
Seite von Roule: Am Tympanum des kleinen Bo-
gens Allegorien ans die Linien- und leichte Infanterie,
von Bra. Das große Basrelief darüber, von Gechter,
stellt die Schlacht von Austerlitz vor. Auf dem Fries
sieht man das Ende der Abreise und den Anfang der
Rückkehr der Armeen. Aus den Schildern der Attika die
vier Namen: Genes, Heliopvlis, Marengo, Hohenlinden.
Seite von Passy: Am Tympanum die schwere und
leichte Cavallerie, von Valvis. Zm großen Basrelief,
von Mar och et ti, die Schlacht von Iemappes. Im
Fries Anfang der Abreise und Ende der Ankunft der
mit Beute beladene» Heere. Aus den vier Schildern der