2V- loi.
Kunst-Dlatt.
--
Dienstag, den 19. December 1837.
Restaurationen im Schloss von Fontaine-
bleau.
(Beschluß.)
Aus den ovalen Hof hinaus geht ein allerliebster
Portikus, der wegen des Rcichthums seiner Verzierungen
das goldene Thor (la porte dore'c) genannt worden
ist. Dieser Durchgang ist vermittelst einer Mauer in
zwei gleiche Hälften abgctheilt; die Zwischenmauer ist mit
einer Thür durchbrochen, welche, wie die ausgchaucncn
Namenszüge in den oberen Feldern andeuten, in das Jahr-
hundert Ludwigs XIV. gehört. Die Mauerwande waren
mit verschiedenen mythologischen Darstellungen von Meister
Rour (i> Rosso), dem Hofmaler Franz I-, geschmückt.
Seit langer Zeit waren diese Fresken in völlige Verges-
senheit gerathen; kaum entdeckte man noch hie und da
einige Farbcnüberrcste. Die Erneuerung derselben wurde
Hrn. Picot übertragen. In vielen Theilen konnte der
Künstler die ursprünglichen Züge befolgen; in mehreren
andern aber hat er seine Zuflucht zu Kupferstichen neh-
men müssen, welche man nach langem Suchen wieder
ausgefunden und dem Künstler zur Benutzung übergeben
hat, damit er sich so treu als möglich an die strenge Art
des Meisters halten möge. Unter Franz I- führte eine
einzige Treppe von dem goldenen Thor zur Gallerie
Heinrichs H-; unter Ludwig XV. wurde eine zweite
Treppe gebaut, indem man die Decke eines prächtigen und
im Geschmack des 16. Jahrhunderts reichverzierten Saals
durchbrach, welcher unter dem Namen des Alerander-
saals bekannt war. Die Verzierungen und Malereien sind
aufbewahrt worden; leztere bestehen in vier großen Ge-
mälden und eben so vielen Medaillons von Primaticcio
und Niccolo, welche einige Züge aus dem Leben Aleran-
ders darstellcn. Die größtentheils sehr beschädigten Bil-
der hat Hr. Abel de Pujol wieder rcstaurirt, welcher
außerdem beauftragt war, die neu erbaute Saaldecke mit
der Apotheose Alcrandcrs zu schmücken.
Der Saal der Garden, eine Art Theaterfoper,
kann als vollkommen neu betrachtet werden; er enthält
nichts Altes, als die Decke mit hervortretenden Balken,
die mit Arabesken und den gekrönten Namenszügen Hein-
richs IV., Ludwigs XIII. und Anna's von Oestreich
bedeckt sind, und den Fries, welcher unterhalb der Decke
in einer Breite von 20 Zoll herumläuft. Dieser Fries
war durch eine Tapete verdeckt, und nicht ohne Erstaunen
hat man beim Herunterreißen dieser Fetzen auf Goldgrund
gemalte Trophäen und Waffen gefunden. Alle übrigen
Verzierungen des Saals sind mvdern, und von Hrn.
Mönch mit Talent ausgeführt. Das Getäfel enthält
die Medaillons mehrerer französischen Könige, mit ihren
Devisen und den Auszeichnungen umgeben, welche den
Kunstgeschmack ihrer Regierungsepochen charakterisiren.
Es war eine sehr glückliche Idee, auf diese Weise die
verschiedenen Kunstphasen unter den früheren Königen
von Frankreich zusammenzustellen. In eben diesem Saal
der Garden befindet sich ein Kamin aus der Zeit Hein-
richs IV., dessen Ueberreste seit Ludwig XV. auf einem
Speicher lagen. Es war nur noch die künstlich sculptirte
Einfassung davon übrig, welche Basreliefs cinrahmte,
worauf die Schlacht bei Jvry, die Uebergabe von Nantes
und das kolossale Reiterportrait Heinrichs IV. abgebildet
waren. Da die nöthige Höhe fehlte, um dieses uner-
meßliche Kamin in seinem ursprünglichen Zustande wie-
derherzustellen, war man gezwungen, die Figur Hein-
richs IV. in dem Saal des heiligen Ludwig unter-
zubringen und die dadurch veranlaßte Lücke mit einer
einfachen Büste auszusüllen. Der untere Theil des Ka-
mins ist ganz modern und reichlich mit den Namcns-
chiffern Heinrichs IV. und Ludwig Philipps versehen.
Das Zimmer: der erste Tapetensaal genannt,
ist mit einem Plafond in demselben Styl wie der Plafond
der Gallerte Heinrichs II. verziert worden; er ist von
Tannenholz, der Grund von Mahagvny, die Leisten
' schwarz und die Füllungen achteckig mit vergoldeten Ro-
setten. Die Dekoration dieses Zimmers steht mit der
Kunst-Dlatt.
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Dienstag, den 19. December 1837.
Restaurationen im Schloss von Fontaine-
bleau.
(Beschluß.)
Aus den ovalen Hof hinaus geht ein allerliebster
Portikus, der wegen des Rcichthums seiner Verzierungen
das goldene Thor (la porte dore'c) genannt worden
ist. Dieser Durchgang ist vermittelst einer Mauer in
zwei gleiche Hälften abgctheilt; die Zwischenmauer ist mit
einer Thür durchbrochen, welche, wie die ausgchaucncn
Namenszüge in den oberen Feldern andeuten, in das Jahr-
hundert Ludwigs XIV. gehört. Die Mauerwande waren
mit verschiedenen mythologischen Darstellungen von Meister
Rour (i> Rosso), dem Hofmaler Franz I-, geschmückt.
Seit langer Zeit waren diese Fresken in völlige Verges-
senheit gerathen; kaum entdeckte man noch hie und da
einige Farbcnüberrcste. Die Erneuerung derselben wurde
Hrn. Picot übertragen. In vielen Theilen konnte der
Künstler die ursprünglichen Züge befolgen; in mehreren
andern aber hat er seine Zuflucht zu Kupferstichen neh-
men müssen, welche man nach langem Suchen wieder
ausgefunden und dem Künstler zur Benutzung übergeben
hat, damit er sich so treu als möglich an die strenge Art
des Meisters halten möge. Unter Franz I- führte eine
einzige Treppe von dem goldenen Thor zur Gallerie
Heinrichs H-; unter Ludwig XV. wurde eine zweite
Treppe gebaut, indem man die Decke eines prächtigen und
im Geschmack des 16. Jahrhunderts reichverzierten Saals
durchbrach, welcher unter dem Namen des Alerander-
saals bekannt war. Die Verzierungen und Malereien sind
aufbewahrt worden; leztere bestehen in vier großen Ge-
mälden und eben so vielen Medaillons von Primaticcio
und Niccolo, welche einige Züge aus dem Leben Aleran-
ders darstellcn. Die größtentheils sehr beschädigten Bil-
der hat Hr. Abel de Pujol wieder rcstaurirt, welcher
außerdem beauftragt war, die neu erbaute Saaldecke mit
der Apotheose Alcrandcrs zu schmücken.
Der Saal der Garden, eine Art Theaterfoper,
kann als vollkommen neu betrachtet werden; er enthält
nichts Altes, als die Decke mit hervortretenden Balken,
die mit Arabesken und den gekrönten Namenszügen Hein-
richs IV., Ludwigs XIII. und Anna's von Oestreich
bedeckt sind, und den Fries, welcher unterhalb der Decke
in einer Breite von 20 Zoll herumläuft. Dieser Fries
war durch eine Tapete verdeckt, und nicht ohne Erstaunen
hat man beim Herunterreißen dieser Fetzen auf Goldgrund
gemalte Trophäen und Waffen gefunden. Alle übrigen
Verzierungen des Saals sind mvdern, und von Hrn.
Mönch mit Talent ausgeführt. Das Getäfel enthält
die Medaillons mehrerer französischen Könige, mit ihren
Devisen und den Auszeichnungen umgeben, welche den
Kunstgeschmack ihrer Regierungsepochen charakterisiren.
Es war eine sehr glückliche Idee, auf diese Weise die
verschiedenen Kunstphasen unter den früheren Königen
von Frankreich zusammenzustellen. In eben diesem Saal
der Garden befindet sich ein Kamin aus der Zeit Hein-
richs IV., dessen Ueberreste seit Ludwig XV. auf einem
Speicher lagen. Es war nur noch die künstlich sculptirte
Einfassung davon übrig, welche Basreliefs cinrahmte,
worauf die Schlacht bei Jvry, die Uebergabe von Nantes
und das kolossale Reiterportrait Heinrichs IV. abgebildet
waren. Da die nöthige Höhe fehlte, um dieses uner-
meßliche Kamin in seinem ursprünglichen Zustande wie-
derherzustellen, war man gezwungen, die Figur Hein-
richs IV. in dem Saal des heiligen Ludwig unter-
zubringen und die dadurch veranlaßte Lücke mit einer
einfachen Büste auszusüllen. Der untere Theil des Ka-
mins ist ganz modern und reichlich mit den Namcns-
chiffern Heinrichs IV. und Ludwig Philipps versehen.
Das Zimmer: der erste Tapetensaal genannt,
ist mit einem Plafond in demselben Styl wie der Plafond
der Gallerte Heinrichs II. verziert worden; er ist von
Tannenholz, der Grund von Mahagvny, die Leisten
' schwarz und die Füllungen achteckig mit vergoldeten Ro-
setten. Die Dekoration dieses Zimmers steht mit der