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Nachrichten vom Juli.

Panwerke.

Paris, iä. Juli. Der Neubau des Stadthauses soll in
den nächsten 5 Jahren vollendet werden. Die Unternehmer,
die Stadtbaumeisier Gobbe und Lesueur, haben 500.000 Fr.
Bürgschaft zu stellen. Der Bau wird 8 Millionen Franken
kosten.

In St. Remy im Somme-Departement stürzte am
verflossenen Sonntage der schbne Glockenthurm ein. während
der Gemeinderath eben versammelt war, »m über dessen
Ausbesserung zu berathschlagc».

Frankfurt g. M.. 2. Juli. In der Sitzung der gesetz-
gebenden Versammlung ain 28. v. M. wurde der Antrag
des Senats vom 21. März d. I.. wegen Freimachung des
südlichen Domportals 2»8o fl. zu verwilligen. verworfen.

Malerei.

üerli». Zur Geschichte des in der sehr alten Kirche zu
Tempelhof befindlichen Altarbildes, welches lange Zeit für
rin Werk von Lucas Kranach aalt, verdient bemerkt zu
werden, daß fich in der Bildersammlung des gothischcn Hau-
ses zu Wörlitz genau dieselben Compvfitivnen befinden, und
daß die Wörlitzer Tafeln wahrscheinlich die Originale des
Tempclhofer Bildes find.

Die Berlinischen Nachrichten Nr. i8i vom 17. Juli
geben eine interessante Mittheilung über drei in Nieti im
Hause des Ritters A. M. Ricci befindliche Gemälde, die
höchst wahrscheinlich von der Hand Raffaels hcrrübrcn.
Das erste ist die Verkündigung, das zweite die Anbetung
der drei Könige, und das dritte die Darstellung Christi im
Tempel. Sie find von gleicher Größe, nämlich jedes 6% Palm
breit und 1 Palm hoch, und mit einige» Abänderungen den
Gemälden im Batican. welche Raffael als Staffel der Krö-
nung Mariä, für die Familie Oddi in Perugia malte, völlig
gleich. Diese Bilder find vortrefflich erbalten und haben nie
eine Restauration erlitten. Nur vor mehreren Jahren wur-
den fie von oem Künstler Gagliardi. unter der Aufficht
des damals noch lebenden Canova. mit neuer Leinwand
gefüttert. Nach einem authentischen Jnvcntarium vom Jahr
1858 befanden fie fich schon damals in dem Befitzc der Fa-
,nilie Ricci, und darin werben fie ohne Weiteres dem Pie-
tro Perugino zugcschrieben. obgleich fie nicht das Trockene
dieses Meisters haben. Der Prof. Giovanni Emili sagt in
einem Briefe an den verstorbenen Grafen Leopolde Sicognara
<abgedruckt in der pisanifchen Zeitung F. 5. St. 5. 1822.),
daß er diese Bilder für die schönsten Copien nach dem gött-
lichen Raffael, von Giv. Batt. Salvi. genannt Sasso
Fcrrato. halte. Diese Meinung wird von O.natremöre
-ohne nähere Untersuchung in dem Leben Raffaels wiederholt,
tst aber leicht ,u widerlegen, wenn man nur einen Vergleich
mit den Gemälden im Vatica» anstcllt, wo fich auf den
erste» Blick wesentliche Verschiedenheiten ergeben, welche
kein Copist in der Welt vorzunehmen wagt. Die ganze
Behandlung ist für eine Copie zu frei, und endlich wäre cs
doch eigen, warum man in dem genannten Jnvcntarium
von 1858 dem damals noch lebenden ausgezeichneten Sasso
Ferrato (ff. 1688) das Verdienst nehmen wollte, diese Bilder
gemalt zu haben und fie dem Perugino zuzuschreiben. Daß
aber Perugino und Raffael, in seiner ersten Manier, oft
verwechselt worden, ist bekannt, doch find dis jezt alle Kenner
der Anficht, diese Gemälde sehen unstreitig von dem großen

Meister selbst und eine Wiederholung der bekannte» vatica-
nischen Bilder. Diese Meinung wurde von dem Cardinal
Fesch, von Canova. dem Vicepräfidenten der Akademie von
St.Luca. Ritter A. Pozzi. dem Prinzen S. Santacrocc.
Hrn. Theodor Pelissier (gegenwärtig Director in Hanau).
Hrn. Balthard und vielen fremden und einheimischen
Künstlern und Kennern bestätigt. Es hat fich schon oftmals
darum gehandelt, diese Bilder für irgend eine fürstliche Gal-
lerie zu gewinnen, und man hat der Familie bereits 1000
Louisd'or für jedes geboten, ohne daß fie dieselben überlassen
wollte, und so bleiben diese Schätze wahrscheinlich noch lange
in dem entlegenen kleinen Städtchen Rieti versteckt.

Paris. Eugen Roger's Bild: „der Körper Karls des
Kühnen, nach der Schlacht von Nancy gefunden." ist „c
dem Museum der Stadt Nantes, und das Bild desselben
Künstlers: „das Innere des Justizpalastcs i» Siena" von
der Societe des amis des arts erworben worden. Für das
Museum zu Versailles malt Hr. Roger ein großes Bild:
„Karls des Großen Uebcrgang über die Alpen." Zu gleicher
Zeit hat der Künstler vom König die große goldene Medaille
erhalten, und wird jezt nach Italien zurückkehren, um dort
seinen fünfjährigen Cursus zu vollenden.

— Die vier Peudentifs unter der Kuppel des Pantheon,
deren Bemalung der verstorbene Go rar d übernommen hatte,
find beendigt. Bei seinem Tode waren nur einige Stellen
der Gründe und der Drapirungcn zu vollenden, die nach
seinen Skizzen vollends ausgcführt worden find. Jezt find
nur »och die Vergoldungen an den architektonischen Umge-
bnngen übrig, weshalb die Gemälde noch nicht so bald ficht-
bar setz» werden. Der Künstler hat in den vier Räumen
folgende Gegenstände vorgcstcllt: den Tod. bas Vaterland,
die Gerechtigkeit und den Ruhm. Die Figur des Todes
nimmt einen Menschen in seinem besten Alter hinweg, indem
er ihn mit der Linken ergreift und mit der Rechte» »ach
seiner zum Himmel schwebenden Seele zeigt. Unter dieser
Gruppe fieht man ein Weib, ein Kind und einen Greis,
welche durch den Tod des Menschen bewegt und betrübt
scheinen. — Die Figur des Vaterlandes fleht mit einem
schwarzen Schleier bedeckt an dem Grabe eines großen Mannes,
dem fie die leztc Ehre zu erweisen scheint. Ucber dem Grabe
schwingt fich die Fama empor, um den Ruhm des Verstor-
benen z» verbreiten. x Zur Linken nahen fich ein Krieger,
ein Handwerker und ein junger Student. dem Vaterland
ihre Dienste anzubietcn. Im untern Tbcile des Peudentifs
fieht man einen Landmann, welcher die Bevölkerung Frank-
reichs repräscntirt. Ein Kreuz, nicht weit von der Figur
des Vaterlandes aufgerichtet, bezeichnet, daß. diese Scene
unter den Anspicicn der Religion vorgeht. — Die Gerechtig-
keit hält Schwert und Wage und verbietet der Eitelkeit, der
Verleumdung, dem Neid und der Lüge, fich dem Pantheon
zu nahen. Zu den Fügen der Gerechtigkeit fieht man die
Tugend, die Hände auf den Rücken gebunden; fie scheint
das Opfer der häßlichen Wesen geworden zu seyn, die fie
umgeben. — Der Ruhm zeigt dem Kaiser Napoleon, welcher
neben ihm steht, die Religion, und diese selbst weist den
Helden auf den Himmel, als den wahren Gegenstand der
menschlichen Wünsche hin. Zur Linken fieht man einen Adler,
welcher den Siegeskranz tragt, und darunter die Fama,
welche den beweint, den fie so lange begleitet hat. Ein
gallischer Soldat unterhalb dieser Gruppe bedeutet das frau-
zöfische Heer.

flcnrdig. Im Palaste Marccllo hat man kürzlich einige
sehr werthvolle Kunstgcgenstände entdeckt, darunter ein herr-
liches Gemälde von Tizian. Es stellt die Hcrodias dar mit
dem Haupte Johannes des Täufers in einem Becken.

Verantwortlicher Redakteur: Di-. S chorn.
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