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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0094
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84

was mit der alterthümlichen Einfachheit des Ganzen nicht
zu stimmen scheint. Zu verwundern ist es, daß man
nicht auf jene gewichtähnlichen Wecken geachtet, die an
dem untern Ende einen ähnlichen Eisennieth zeigen und
für das Ganze eine geeignete Zierrath darzubieten scheinen.

Der figurenreiche Fries, welcher die erste Anzeige
des Vorhandenseyns dieses Monuments gegeben hatte,
läuft oben umher. Die Vorstellung ist roh, zeigt aber
von einer gewissen Fertigkeit der Steinarbeit. Zu einer
feinen Ausführung war der poröse Travertinstein außer-
dem nicht geeignet. Man sieht auf der einen der drei
erhaltenen Seiten die Arbeiten in einer Mühle darge-
stellt. Zwei Mühlsteine werden durch Esel in Bewegung
gesezt. MehrereMühlknappen sieben das gewonnene Mehl
durch, dessen Feinheit ein Aufseher in der Hand zu un-
tersuchen scheint. — Aus der schmalen Seite werden die
Brodkörbe aus einer großen Wage gewogen. Drei Ma-
gistratpersonen führen die Aufsicht über dieses Geschäft.
Nach der Seite hin, wo diese sich befinden, d. h. dem
Beschauer zur Rechten eilen die Bäckerjungcn, ganz den
noch heute üblichen römischen Cascherini entsprechend,
hinweg, während andre ebenfalls mit Brodkörbon auf
den Schultern herbeistürzen. — Die dritte Seite scheint
eine Art von Knetemaschine, welche durch einen Esel,
wie die Mühlen, getrieben wird, darzustellcn. Der Teig
wird von mehreren Bäckergesellen aus zwei Tafeln zube-
reitet und von einem Bäcker in den dabeistehenden Ofen
geschoben.

Es ist Herrn Grifis Verdienst zuerst auf die Reste
von Stucco aufmerksam gemacht zu haben, mit denen die
Basreliefs namentlich und ferner auch das ganze Monu-
ment überzogen gewesen. Die Reliefs scheinen aus diesem
Wege ihre Vollendung erhalten zu haben. Dieser Ueber-
zug war außerdem gefärbt. An den Korben auf den
Schultern der Bäckerjungen will man Spuren von gelber,
an dem Wagebalken von rother Farbe entdeckt haben.
Auch an den Seilen und dem oberen Würfel sollen sich
ähnliche Spuren von einem rothen Anstrich gefunden
haben.

Das Alter dieses Grabgebäudes anlangend, so kann
es nicht uralt seyn, wegen des Vorkommens des Upsilon
in dem Namen des Eurysaces, und nicht später als der
Aguaduct des Claudius, weil nach einem Gesetz, das uns
Frontinus aufbewahrt und an das Hr. Grifi paffend er-
innert, jedes Gebäude, das in der Nähe von Brunnen,
Wasserleitungen rc. errichtet werden sollte, wenigstens 15
Fuß entfernt seyn mußte. Das Monument des Cury-
saces hält nun diese Distance nicht; es steht viel näher
an dem prachtvollen Wassercastell des Claudius. — Wenn
man sich darüber hat wundern wollen, daß Claudius
feinem kolossalen Prachtbau gegenüber ein so meskines
Grabdenkmal habe dulden können, welches jenen immer

auf eine einigermaßen unvortheilhaste Weise verdeckt, so
hat man das alte Gräberrccht zu wenig beachtet, welches
auch in den Kaiserzeiten volle Geltung behalten zu haben
scheint.

Die Entdeckung dieses Monuments ist eben so über-
raschend als interessant. Für die Kenntniß der alten
Sitte sowohl, als für die Kunstgeschichte ist seine Erschei-
nung von Wichtigkeit. Obwohl es mehr in seiner gänz-
lichen Regellosigkeit und man kann sagen, in einer gewissen
Rohheit originell auftritt, so bietet es auf der andern
Seite viele Elemente einer ganz eigenen Gattung dar,
nach denen man sich anderweitig vergebens umsehen
würde.

Die Abbildungen, welche die vorliegende Abhandlung
begleiten, zeichnen sich eben nicht durch Genauigkeit aus.
In den Basreliefdarstellungen finden sich sehr viele grobe
Nachlässigkeiten vor, die so weit gehen, daß man an eini-
gen Stellen sogar ganze Figuren vermißt, welche das
Original darbietet. Dabei geben sie indessen einen hin-
reichenden Begriff von dem Ganzen.

Carlsrnher AunstnnssteUung. September 1838.

(Fortsetzung.)

„Ein Kind mit seiner Wärterin,« von August van
der Embde. Das Bild spricht an durch das schöne
Gesicht der Wärterin, und durch die vielen gutgemalten
weißen Baumblüthen, welche sich vor das Fenster ziehen,
woraus Mädchen und Kind schauen, kommt ein beson-
derer Ausdruck des Zarten in des Bild. Soll ihm eine
Idee unterliegen, so wäre es die, ob Unschuld oder Schön-
heit mehr gefallen könne.

„Eine Beduinen-Attaque," von Monten in Mün-
chen. Der Orientalismus in diesem Bilde überrascht.
Kühnheit und Geist walten wie in einem Sturme. Man
hört die Pferde schnaufen und träumt sich in eine Gei-
sterschlacht.

„Ein Mädchen aus Wettersbach,« von Weber in
Mannheim. Di- Manier Webers im Genre ist zu loben.
Es gefällt, wenn man einen Portraitmaler auch in einem
andern Felde der Kunst tüchtig findet.

„Bauernmädchen vor einer Hütte," von Krcul.
Naiv, gemüthlich, schöne Ausführung. Wenn sich das
Innere eines Künstlers mit schönem Charakter aussprichr,
zieht es auch andere Gemüther unwiderstehlich an.

„Zwei männlichePortraits," von Epple. Nicht ohne
gewisse Tüchtigkeit.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Schorn.
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