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2V- 22.

K tt n

l a t t.

Vonnerotag, den 34. März 1839

Kur Kunstgeschichte.

(Fortsetzung.)

III.

Das Orabmal des heiligen Domcnicus in Bologna.

Gewiß war cs nicht zum ersten Male, daß in unfern
Tagen dies Werk dem Niccola Pisano abgefprocheu wurde.
Schon Vasari, der sich ans seinem langen Wege nicht
immer des früher Gesagten genau entsinnen konnte, trat
im Leben deS Michel Angelo mit der Behauptung hervor,
daß dies Werk vom Giovanni Pisano herrühre; doch
zeigt das »como si disse,“ was er hinznfügt, daß hier
ein bloßes Versehen obwaltet. Ihm ungefähr gleichzeitig
war Pietro Lamo aus Bologna, ei» Schüler des Jno-
eenzv d'Jmvla, wie man meint, und Verfasser einer un-
vollendeten Guida, die jezt noch in Bologna in manchen
Häusern handschriftlich gefunden wird.* Unter die Menge
geradezu falscher >ind unhaltbarer Sachen, die Lamo zu
Tage gefordert, kann auch diese gerechnet werden, daß
das Grabmal einem noch altern Meister als Niccola
zugeschriebcn werden müsse. Wie man auch über das
Werk entscheide, für alter als Niccola wird es heut zu
Tage Niemand mehr halten. Einer nähern Kritik hat
ebenfalls Herr E. Förster in seinen Beiträgen zur neuern
Kunstgeschichte dieses Denkmal unterworfen, und darauf
ermitteln wollen, daß das Gepräge des Ganzen, das nach
Vasari unt 1231 fallen, nnd mithin Schöpfung eines
Jünglings sevn müsse, eben so wenig die Schärfe und
Entschiedenheit von Jugendwerken, als Uebereinstimmung
mit den andern Arbeiten des Niccola zeige, und deßhalb
nicht diesem, sondern eher einem andern, uns aus Pistoja
bekannten Meister beizulcgcn scp.

Was das frühere Leben unfers Künstlers betrifft, so
sind wir bekanntlich sehr schlecht über dasselbe unterrichtet.

Ich habe das Original benuzt, das sich jejt INI Besttz
des S)VK. Prof. Bianconi befindet.

Daß die Arbeit über der Seitenthür des Doms von Lucca
unter seine ersten Arbeiten gehöre, ist eine vielfach wie-
derholte Angabe; daß sie aber, wie Hr. Förster angibt,
urkundlich als ein Werk des Niccola Pisano vom
2-12 3 3 erwiesen scp, ist falsch. * Bekanntlich sind kunst-
j geschichtliche Urkunden aus so früher Zeit sehr, ich setze
j hinzu, aus den dreißiger Jahren des dreizehnten Jahr-
i Hunderts außerordentlich selten. Auch im vorliegenden
Fall widerlegen die angezogenen aie,»o,-io diese Erfahrung
keineswegs; kein Contract, ja nicht einmal eine Zahlung
berichtet uns Näheres über diese Kreuzabnahme. Und
würde die Arbeit eines neunundzwanzigjährigen Jüng-
lings geradezu ein Iugendirerk heißen können, «dessen
Bewegungen wie die eines Kindes linkisch sind, dessen
Auge aber durch Tiefe und Klarheit fesselt?" (S. 17.)
Neunundzwanzig Jahre zählte damals Niccola, wenn cs
anders irgend feststände, daß das genannte Werk vom
I. 1255 datirte. **

Nahm man einmal an, daß die lucchesische Arbeit
aus diesem Jahr herrühre, so mußte freilich die Angabe
des Vasari vom Grabmal des h. Domenico dazu in den
ärgsten Contrast treten. Dabei bleibt aber zu fragen, in
wiefern Vasari hier Glaube» verdient, und ob, wenn er
in einem chronologischen Jrrthum betroffen wird, dies
auf einmal ein Hauptargument gegen seine ganze Erzäh-
lung seyn kann? Ich will versuchen, zunächst auf die erste
Frage zu antworten.

Nichts hat mir von jeher so sehr seine Angabe zwei-
felhaft gemacht, als die erst im 2- 12 5a erfolgte Cano-
uisation des h. Domenico. Darstellungen von Einzelu-
heiten, Wundern u. dgl. and dem Leben eines Heiligen,

* S. 16 wird ohne nähere Angabe der achte Band der
Mcmoric ctc. citivt; inan sucht die Urkunde vergebens
i„ demselben.

-- Der Brunnen in Perugia, an welchen, Niccola in, Jahr
,2 78 viernndstebenzig Jahr alt genannt wird, und die
Werke Dermiglioli'S über denselben sind Hr». Förster
leider unbekannt geblieben.
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