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2V 101.

Kunst

Matt

Dienstag, den 17. December 1839.

Paris, 11. Oktober 1839.

Das Daguerrotyp.

Wir haben gestern einer Sitzung des Daguerrotyp
bcigcwvhnt, sind jedoch von den vor unseren Augen an-
gcstelltcn Versuchen nicht sehr erbaut worden,, weil die
erhaltenen Resultate, unseres Erachtens, mittelmäßig und
unbefriedigend ausgefallen. Unter allen Probestücken, die
uns bis jczt bei den hiesigen Kunsthändlern zu Gesicht
gekommen, haben wir nur ein einziges wahrhaft schönes
bemerkt: nämlich eine Ansicht vom Pantheon, welche bei
Girour ausgestellt war, und woran man die große Rein-
heit der Formen, die Zartheit der Details und die voll-
kommene Regelmäßigkeit der Ausführung bewundern
mußte. Der auffallendste Uebelstand bei diesen Dagucrrc-
schen Luftbildern ist der völlige Lichtmangel und die durch-
gängige Monotonie; zu ihrer Vervollkommnung bedürfen
sie der Nachhülfe einer kunstreichen Menschenhand, um
Licht und Schatten anzuzeigen, wie in den Zeichnungen
der alten Meister. So lange man keine anderen Resultate
erhält, als bisher, erscheint uns das Dagucrre'fche Ver-
fahren, so scharfsinnig und wunderbar es auch feyn mag,
sehr verwickelter, fast alchemistischer Natur, und die Er-
findung selbst noch in der Kindheit begriffen. Viele Leute
finden die blci- und aschgrauen Tinten der Daguerre'schcn
Bilder sehr barnivnisch, allein diese übertriebene Har-
monie bewirkt einen Mangel an Kraft, Warme und
Festigkeit, welcher ihrer Vollkommenbeic großen Schaden
thut. Wir wollen und können heute keineswegs diesen
Gegenstand erschöpfen, der eine gründliche Prüfung ver-
langt, und auf den wir noch öfter in diesen Blättern zu-
rückkommen werden; es ist uns diesmal nur darum zu
thun, im Allgemeinen das Verfahren Daguerre's anzu-
dcuten und die Resultate eines Versuchs zu besprechen,
welchen wir selbst mit angesehen haben.

Das Daguerrotyp ist bekanntlich ein Instrument,
wodurch man die in der Camera vbscnra erzeugten Bilder

i auf eine Metallplattc firirt, welche man mit Jod bestriche»
! hat. Dieses Aufstreichen von Jod macht die Oberfläche
| der Platte so empfänglich für die Einwirkung des Lichts,
daß sic die Bilder der darauf fallenden Gegenstände be-
hält. Die Zeichnung davon sieht man jedoch noch nicht,
wenn man die Platte aus der Camera odscura heraus-
nimmt, obschon sie vollständig darauf ausgedrückt ist;
sondern dieselbe wird erst durch O.uccksilberdämpfe zum
Vorschein gebracht. Man gebraucht dazu eine mit Silber
plattirte Kupferplatte, welche auf folgende Weise zube-
rcitet werden muß: man reibt die Platte zunächst mit
Olivenöl und ganz feinem Vimssteinpulver, wozu man
kleine Baumwollflocken nimmt, die aber vorher sorgfältig
ausgcpnzt und von allen fremden Bestandtheilen gereinigt
scvn müssen. Man reibt zuerst im Kreise, dann in gerader
Linie, damit die Platte recht schön sauber und braun wird.
Wenn diese Operation mit einem Theil Salpetersäure,
in scckszehn Theile destillirtcs Wasser aufgelöset, vorge
nommen ist, so wird dieselbe nochmals wiederholt, nach-
dem man die Platte, das Silber nach oben, ein wenig
mir einer darunter gestellten Spirituslampe gewärmt hat;
und dann erst wird Jod aufgcstrichen.

Mit einer im Voraus auf diese Weise zubereiteten
Platte wurde der Versuch gemacht, den wir mir angesehen.
Der Probirende heftete diese Platte auf ein kleines Brett
und verwahrte sic durch zwei kleine Verschlüge gegen das
Tageslicht, und legte sie darauf, daö Silber nach unten,
in den Deckel einer Schachtel mit Jod, dessen Ausdünstung
dem Silber nach Verlauf von 15 ~ 20 Minuten eine
gelbe Messingfarbc gab. Nach dieser Operation trat der
Probirende auf den Balkon vor seinem Fenster und legte
die Platte in die daselbst anfgestellte Camera obscura. Da
die Witterung nicht sehr günstig war und die Sonne
wenig Kraft harre, so fand er für guc, die Platte 25
bis 50 Minuten liegen zu lassen; als sic nach Ablauf der
halben Stunde herausgenommen wurde, war auch nicht
die leiseste Spur einer Zeichnung darauf wahrzunchmcn.
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