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2l- 21.

K « n

l a t t.

Dienstag, den 12. Mär? 1839.

Zur Kunstgeschichte,

i.

HUWr den unbekannten Meister aus Lat» bei Ghiberti.

Ich weiß nicht, ob Cicognara ehrlich zu 2i.-t’rfe ging,
als er in dem, was er uns ans dem Manuicript des
Ghiberti über den Meister von Cöl» mittheilte, verschwieg,
daß derselbe auch an seinem früher» Wohnort gemalt
hatte!* Die Sternchen nämlich, welche nach abitava aveva
folgen, vertreten bloß das Wort picto, welches, wie
alles im Mannscript, sehr leserlich geschrieben ist. ** In
einer andern, ebenfalls auf der Magliabecchiana befindli-
chen Handschrift, *** die Notizen über Maler u. dgl. ent-
hält, und nach den Schriftzügen zu urtheilen vom be-
kannten Vorghini herrühren dürfte, ist der aus Ghiberti
fast wörtlich entlehnten Stelle über den Meister von Cvln
folgendes vorangeschickt: «in Cöln, einer Stadt Deutsch-
lands, lebte ein Meister sehr erfahren in der Bildnerei
und von dem vorzüglichsten Genie, der Gusmin hieß,
und nicht allein in der Bildnerci, sondern auch in der
Malerei sich hervorthat, und ein außerordentlicher Zeich-
ner war« u. s. w. Ich vermuthe, daß hier ein anderes
als das jezt in der Magliabecchiana befindliche Manu-
fcript des Ghiberti vorlag, welches bekanntlich eine alte
Copie aus dem löten Jahrhundert ist. Nach der Art und
Weise, wie die Italiener schon von früh an, u»d nament-
lich Ghiberti, fremde Namen corrumpirten, wird es wahr-
scheinlich, daß bei diesen Auszügen das wirkliche Original

* Sloria dclla Scullura T. I. p. 368. 5G9. — Anderes,
was die Auffindung bedeutender Statuen betraf, habe
ich im verflossenen Jahr in dem Bnllettinv des archäo-
logische» Instituts zu Nom nachgctragen.

®° >st cs auch in der zweiten Ausgabe von Cicogn
<1. Sc. Octav. Bd. IV. S. 217 bereits abgcdruckt.

. Redaktion.

Llars. X\II. Nr. 17.

des Ghiberti benuzt, und etwa Goswin oder garGui-
lielm verstanden wird. Ich muß dahin gestellt sepn
lassen, wer hier gemeint sepn kann, und füge nur noch
die Bemerkung hinzu, daß in florentinischen Urkun-
den des täten Jahrhunderts hin und wieder deutsche
Künstler und Handwerker genannt werden. Der Ankauf
von flandrischen Teppichen wird in mehreren an die Me-
diceer gerichteten Briefen besprochen. Die Zunft der Tuch-
weber führt einige Male Weber aus Cöln an, die für
sie beschäftigt waren; die Republik empfiehlt im I. 1457
dem Cardinal Colonna einen Johannes, Heinrichs
Sohn, aus Deutschland, der nach Rom ging, und als
seultor egrogius preserlim in crncifixis e/fingendis be-
zeichnet wird. Im Allgemeinen aber bieten sich Bezie-
hungen der Art zu Deutschland, selbst bei sorgfältigstem
Quellenstudium, viel seltener dar, als man nach andern
historischen 'Andeutungen vermuthen sollte. — Dafür aber
kann ich hier das Werk eines deutschen Malers nennen,
welches ich noch vor einigen Jahren im Hause Puccini
zu Pistoja sah. Die Mitte desselben stellt eine Madonna
mit dem Kinde, von Engeln umgeben, dar, auf den zwei
Seitenflügeln sind im Innern der Stifter und die Stif-
terin des Bildes mit ihren Kindern, und außen, in einer
Art von Chiaroscuro, der Engel und die Verkündigte an-
gebracht. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich in dem
auf dem Bilde befindlichen Monogramme den
Namen Hugo van der Goes erkenne.

Zeigt doch das Ganze nicht allein in den
Hauptabtheilungcn, sondern auch in Auffas-
sung und Ausführung die Uebereinstimmung
mit der Tafel von Sta. Maria Nuvva in
Florenz.

II.

Francesco, Sohn des Ventile aus Fabriano.

Es ist mehr alv zweifelhaft, ob der berühmte Gen-
tile ans Fabriano auch den Namen Francesco führte.
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Dr. Gaye: Zur Kunstgeschichte. I. Ueber den unbekannten Meister aus Köln bei Ghiberti. II. Francesco, Sohn des Gentile aus Fabriano
 
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