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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0294
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283

Formschneidcrn des I6ten Jahrhunderts bekannt gewesen
sei), welche cs wahrscheinlich aus dem Grunde anfgegeben
hatten, weil es ihnen zu schwer gefallen, sich hinlänglich
große Stöcke für die Ausführung ihrer ansehnlichen Holz-
schnitte zu verschaffen; eine Behauptung, welche wir
einem so geübten Praktiker, einem so feinen Kenner und
einem so gewissenhaften Manne, wie Herr Breviere, aufs
Wort glauben. Papillen, welcher, wie viele sonst sehr
achtungswerthe Menschen, vom Geist der Routine ver-
blendet war, nrtheilt sehr absprcchcnd über jenes neue
Bewick'sche Verfahren, welches einige Jahre später der
Holzschneidekunst wieder zu ihrem alten Glanz verhelfen
sollte. In, zweiten Theil seiner historischen und prakti-
schen Abhandlung über die Formsä-neidcrei S. 216 er-
zählt er: „Vor einigen Jahren (1766) kam ein Fremder
nach Paris, welcher mit dem Grabstichel in Hirnholz
schnitt und Wunder meinte, was er mit diesem Kunst-
stückchen ansrichten könne; aber dieser Mann sprach ohne
alle Prinzipien und ohne allen Kunltverstand in den Tag
hinein, und wußte nicht einmal, daß man mit keinem
Werkzeug rein in Hirnholz schneiden kann; denn der
Grabstichel nimmt bloß das Holz weg und schneidet kei-
neswegs die Striche rein und lebendig aus, ja noch mehr,
er macht sie alle tupsig, westhalb sie beim Drucke schmie-
ren; übrigens sind die mit dem Grabstichel gemachten
Kceustaillen, welche beim Abdruck weiß zum Vorschein
kommen, nicht zulässig; und andererseits kann der Grab-
stichel nicht leicht das Hirnholz wegnehmen und ausschnei-
dcn, weil die Härte der Fasern ihn selbst bei der größten
Vorsicht stets unter die Taillen bringt; diese Methode
kann all0 keine Beachtung verdienen, wie man sie auch
anfaugen mag, und sie widerlegt sich schon hinlänglich
von selbst." Was würde Papillon heutzutage sagen, wenn
er eine mit dem Grabstichel auf Hirnholz geschnittene
Vignette von Ncsbit, Thompson, Harvev, Clennell rc.
sähe? Die ersten Versuche Bewicks waren allerdings
noch nicht so vollkommen, als die bewundernngswürdigen
Arbeiten der ebengenannten, aus seiner Schule hervor-
gcgangencn Künstler, welche in Absicht auf Vollendung
und Grazie mit den Kupferstichen wetteifern können;
allein Herr Breviere sagt, man bemerke selbst in diesen
Vewick'schcn Anfängen eine Leichtigkeit und Ungezwun-
genheit der Ausführung, eine Kraft der Wirkung und
einzelne mit solcher Reinheit behandelte Details, daß man

darüber staunen müsse.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Juli.

Pamvcrkc.

Stuttgart, 10. Juli. Der Obcrbaurath Hübsch in
Karlsruhe hat, auf Veranlassung des Bischofs von Roltcnburg,

v. Keller, den Entwurf eines dort zu erbauenden Doms
im bpzanltniscvcn Siyle mit 2 Thürmen von 200- Höhe an-
geftrtigt. Vor der Hand kann indeß dieser Bau nicht aus-
geführt werden, da die Kammer der Abgeordneten die dazu
erforderlichen 8v,ooo bis 100,00» fl. in der gestrigen Sitzung
abgeschlagen hat.

Straßburg, 4. Juli. Unser Münster feierte Ende Juni
sei» viertes Säkularfest, indem die Wieteraufbauung der Me-
tropolitankirche zwar schon im Jahr 101 s vom Bischof Wern-
her begonnen, aber erst in der Woche Johannes des TäuftrS
im I. 1 /i 59 das Kreuz und die Bildsäule der heiligen Jung-
frau den Münster krbnte». Die Spitze des herrlichen Ge-
bäudes war am 2 4. Juni, auf Veranstaltung einer frommen
Stiftung, prächtig erleuchtet.

Lasse!, 15. Juli. Seine Hoheit der Kurprinz und Mit-
regenr von Hesse» haben dem Hofbaudirektor Rnhl den ehren-
vollen Auftrag zu ertheilen geruht, das Schloß Octogon über
Wilhclmshbhe, ein Denkmal aus der Zeit des Landgrafen
Karl theilweise hcrzustcllcn. Es ist mit den Arbeiten bereits
begonnen worden.

Lorenz, 1. Juli. An die äußere Ausschmückung des
Palazzo dcgli Uffizi, wo die große Galerie ist, hat man in
»euerer Zeit ernstlich gedacht, indem man in den 28 Nischen
der langen Fagabe Statuen aufstcllen will. Es sollen die
ersten Männer Italiens, sowohl Gclcbrtc als Künstler, Dich-
ter, Musiker und Regenten, hier ein Monument ihrer Tbaten
finden. Die Idee ist großartig, und der Ort, wo sie in Aus-
führung gebracht werden soll, vielleicht der schönste in Italien.
Michael Angeld stellt, von Santavelli beinahe vollendet,
Ichon in Marnror, so auch Dante von E. Demi, Leonardo
da Vinci von Pampaloni und Lorcnzo de' Medici von
Grazini im Entwurf da. Die Uebrige» sollen nach und
nach ausgeführt werden.

Paris, g. Juli. Die kleine Stadt Dole läßt ein Theater
bauen, dessen Kosten auf 120,000 Fr. ftstgcstzt sind und für
dessen Plan eine Konkurrenz ansgestzt ist; der Preis beträgt
1000 Fr. Dcßgleichen sollen zu Langres öffentliche Spring-
brunnen errichtet werden, und für den gekrönte» Entwurf
sind ebenfalls iooo Fr. ansgeworfcn.

Skulptur.

Wien, 29. Juni. Unter den Werken, welche der jezt
hier anwesende Mailänder Bildhauer Pompeo Marchcsi
hierhergebracht hat, zeichnen sich folgende hauptsächlich ans:
Ei» Medaillon mit dem Bilduiffe des Kaisers Franz I. Der
Marmor ist durchsichtig gehalten, und die Wirkung im Dun-
keln, bei Beleuchtung von der Rückseite, wahrhaft magisch.
Das Medaillon ist für I. M. die Kaiserin Mutter bestimmt.

— Zwei Basrelief, die Frömmigkeit in den Köpfen der Ma-
donna und des Erlösers versinnlichend, für die Bcttschemcl
I. M. der Kaiserin und I. k. H. der Erzherzogin Sophie.

— Eine Marmorgruppe, „Venus den Amor eulwaffncnd,»
für die Kuustkapellc des Belvedere bestimmt. Die Büste des
Mcekönigs Rainer für den Erzherzog Ludwig. Außerdem
macht Marchcsi der hiesigen Akademie der schönen Künste ein
Geschenk mit der von ihm gearbeiteten kolossalen Büste des
berühmten lombardischen Malers Appiani.

Mailand, 20. Juli. In Marchesi's Atelier befinden
sich gegenwärtig in Arbeit: die bereis im Kunstblatt beschriebene
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