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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0335
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324

Kopenhagen> 2. August. Unter den Arbeite», welche
Thorwaldsen unter alle» Zerstreuungen seiner jetzigen
Verhältnisse hervorgebracht hat, nennt man eine ans Nysee
modellirte Statue, welche den Künstler selbst vorstellt, wie
er sich auf de» kindlichen Genius der Hoffnung stüzt: „Ich
habe die Hoffnung gewählt," soll Th. geäußert haben, „und
nicht, wie Manche cs vielleicht passender finden indchten, die
Erinnerung, weil ich noch fest der Hoffnung lebe, i» meiner
Kunst Bvllkommneres zu leisten, als bisher."

io. August. Thorwaldsen arbeitet jcjt an einem für
die Frauenkirche bestimmten Basrelief: Christus Gang nach
Golgatha. Der bereits fertige Theil zeigt Christus, der
fein Kreuz trägt, Simon, der ihn unterstüzt, und eine
Gruppe trauernder Frauen dar.

Dresden, August. An den Statuen und Reliefs,
welche das Innere unseres neuen großartige» Schauspiel-
hauses zieren sollen, wird von R ietsey el und Han e l fleißig
gearbeitet.

JUrtin, 2. August. Unter den im Verkaufslokale der
Gebrüder Gr 0pi us ausgestellte» Werken französischer Bild-
hauer zeichnet sich eine 2 Fuß hohe und 2',', F. breite Gruppe
von Tb. Gechter, einem Schüler Bosio's, ans, von dem
man schon treffliche Werke, z. B. die Gruppe von zwei Gla-
diatoren in Bronze (5824), einen Faun (5827) :c. kennt.
Jene Bronzegruppe stellt Karl Martell dar, wie er in der
Schlacht von Poitiers den Anführer der Saracene», Abdcr-
rahman, mit dem Streitkolbe» niederschlägt. Das Pferd des
Saraccnen liegt bereits, durch einen Lanzenstich des Franken
niedergcstreckt, am Boden. Die Figuren sind trefflich mo-
dcllirt und, mit Vermeidung alles Kleinlichen, detailltrt aus-
gcführt.

London, 4. August. Der florentinische Bildhauer Boz-
zoni, ein Schüler Pignatelli's in Rom, arbeitet gegen-
wärtig an 58 lebensgroßen Statuen, die zwölf Apostel und
vier Märtyrer darstellend, mit dazu gehörigen Basreliefs.
Sic sind von Herrn Constable Maxwell für dessen Landsitz
Eveniugham-Park in Porkshire bestellt und solle» dort zur
Verzierung einer Kapelle dienen.

Druffel, i. August. Herr Simonis in Rein hat von
der Regierung den Auftrag erhalten, die Büste des verstor-
benen Bildhauers Kessels anzuferligen, welche in der vom
Staat angekauften Sammlung der Kesselsschen Werke aus-
gestellt werden soll.

Paris, 52. August. Desboeuf bat die kolossale Statue
der heil. Anna für die Magdaleneukirche vollendet, und ar-
beitet jezt an einem den Krcuzzug predigenden h. Bernhard
für das Versailler Museum. Dan tan (der Bruder des
bekannten Bildhauers) hat in der lezte» Zeit überaus viele
Arbeiten geliefert, nämlich die kolossale Statue der h. Agathe
für rie Magdaleneukirche, die Büste des Komikers Poitiers
und die Statuetten des Grafen Demidoff, Guizots, Batta's
(des Violoncellisten), Beriol's und Gaulier's. Er arbeitet
jezt an einer großen Statue Pärs für das Jnstilut und an
inehrcr» kleinern Büste».

Es hat sich hier ein Verein für eine Statue des pror
„cncalischcn Dichters Bertrand de Born gebildet, von welchem
auch David Mitglied ist, der die Statue verfertigen wird.

Livorno, 28. Juli. Die schöne Statue de» Matliema-
tikers Galileo Galilei von Demi, welche die hiesige Kauf-

mannschaft an sictssgcbracht hatte, um sic als eine Handels-
waare nach England zu verkaufen, ist nun von der Geburtsr
stadt des große» Mannes, Pisa, erstanden worden, wo sic
auf einem öffentlichen Platze ausgestellt werden soll.

Mctallguß.

Paris, 11. August. Am 8tcn wurde die kolossale Statue
des auf der Bresche von Konstantine gefallenen Obersten
Combes in Bronze gegossen. Die Form ist ein Werk des
Bildhauers F oy ati c r. Der Guß gelang aufs Vollkommenste.

Die kolossale Statue des Obersten Combes. von Foyatier
modcllirt, ist durch die HH. Alex. Dumvulin ». Komp,
gegossen worden und vollkommen gelungen.

Dcriin, 28. August. Die Subscription zur Ausführung
der K i si'fchen Amazonengrnppe in Erz betrug am 5 4. dieses
20,248 Rthlr.; cs sind also bereits über zwei Drittel der
erforderlichen Summe gedeckt.

In der hiesige» Zinkgicßerci des Herrn Geiß ist vor
Kurzem ein Abguß der K i ß'schcn Amazonengruppc i» Zink,
bestellt von unserm Kronprinzen für dessen Lustschloß Char-
lottcnhof, in etwas kleinerem Masistabc als das in Bronze
auszuführcnbe Kunstwerk, ausgestellt worden. ES ist die»
nicht die erste Statue, welche aus derselben Anstalt hervor-
gcht. Herr Geiß hat bereits de» Apollino, de» sögcnanntcu
Adorans uuscrcs Museums, die Venus von Capua, den
faruesischc» Herkules und die sogenanntcHumboldt'schc Nymphe
in demselben Metall gegossen, das sich so fügsam zeigt, alS
der GypS. Der Zink gibt ohne Nachhülfe des Meißels die
zarteste» Formen des Modells wieder, und die unvermeid-
lichen Lbthnngcn brauchen nur mit dcr Feile übergangen zu
werden, um dem Auge vollkoinmcn unerkennbar zu werde».
Durch wiederholten Anstrich mit einer Vitriolauflösung hat
das Bildwerk einen dauerhaften Uebcrzug von Kupfer erhal-
ten, der nach und nach eine grüne Patiua annchmen wird.

Plastik.

denk27 Karls 'd!s'Küh^n und^der M

<7„d j,„ , „ "l'nen lind der Marie von Burgund

-r.ge r,des ouvre, iind zwar zufällig an demselben

d^r flw ^ b'e Kathedrale in Brügge, in

Sil ' Smmü befinden, theilweise abbrannte. (Siehe

seachrichtcii vom Juli, Bauwerke).

r ^crrn Karl W agner'S, eines gebornen Ber-

, Werkstatt allhjer hervorgegangenes ausgezeichnetes
Kunstwerk ist eine silberne Amphore, die der Herzog von
-uyneS bestellt hatte, und welche, obwohl nur circa 1000
yrauken an Silber werth, 5,0g FricdrichSd'or kostete. Sie
war auf dcr lezte» Kunstausstellung zu sehe» und wird jezt
„ W" gestochen. Im schroffe» Gegensätze zu diesem
Kunstwerke stehen die Gold- ,,»d Silberarbciten, wie sic jetzt
von der Mehrzahl prunkliebcnder Personen geliebt und bestellt

'"bei» man bei ihnen lediglich auf» Gewicht fiti*
»nb dem Goldschmied kaum ,0 Proccnt für seine Mühe i"'
gestehen will. I,, der Tlgenthüincr glaubt nicht eher ftsi
an den Werth seines Schatzes, als bis er ihn einmal auf
das Leihhaus geschickt hat, »>» zu erfahren, was sich darauf
borgen lasse.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.
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