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82.

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Donnerstag, den 10. Oktober 1839.

Stuttgart.

(Beschluß.)

Bildnisse hatten wir, wie alle Kunstausstellungen
der Welt, überwiegend viele, aber auch manche schöne.—
Vau mann von Weingarten, ein junges Talent, ver-
dient Aufmunterung. Er bestzt die Gabe zu treffen,
hat frische, warme Töne, war da und dort in guter
Schule und könnte einst ein wackerer Porträtmaler wer-
den. Am sorgfältigen Beobachten der unendlichen Nuancen
der Natur und am Studium der besten Meister mag
es nun erwinden. — A. Canzi hat von Paris aus das
Bild eines jungen hiesigen Architekten, E-, eingeschickt,
daS nicht nur trefflich aufgefaßt und nach Leben und
Geist getroffen ist, sondern das uns seinem Styl nach
auch in eine frühere Kunstzeit zurückvcrsezt- Bei den
Abbildungen seiner Angehörigen war er schon bedingter.
Im Kunstverein dagegen sehen wir das Brustbild eines
geharnischten Ritters nach einem alten Meister und das
Bild einer jungen Indierin in ganzer Figur, wohl auch
Kopie, aber beide sehr gelungene Bilder. — Holderd.J.
kommt seinem altern Bruder, dem mit Achtung genannten
und wohl unter die ersten gezählten Miniaturbildniß-
maler, immer näher. Lczterer hatte außer einem Por-
trät auch das verjüngte Nachbild eines Christuskindes
nach Guido Reni, dessen Original er selbst besizt, auf-
gelegt. Seme Kopien alter Bilder erregten immer bei
den Kennern und Künstlern viel Interesse. - Nachdem
ich von Prof. Leybold dahier längere Zeit kein Bildniß
gesehen, fand ich den Ton in den ausgestellten tiefer
genommen, als früher, der Naturwabrheic näher gerückt,
die Palette zurückgedrängt. Leider konnte ich das Ebenbild
der erlauchten Braut, welchem allgemeines Lob gespendet
wird, nickt mehr sehen. — Hofmaler Mors gab nament-
lich in einem seiner beiden Porträts, dem Arzte, die
sprechendste Nalurwahrheit. Es wird eines seiner besten
Werke bleiben. — Karl Müller von hier, jezt in Rom,

ein noch junger, auf dem Bildungswege begriffener
Künstler, überraschte die Kunstfreunde durch das lebens-
große Brustbild eines jungen Mannes, das wenigstens
eben so gut, als das oben genannte von Canzi, im Geiste
früherer italienischer Kunst aufgefaßt und durchgeführt
erscheint. Es dünkte Viele eine Zierde der ganzen Aus-
stellung. Wir wünschen nur, daß der strebende Künstler
in allwege auf solcher Bahn beharren und sich nicht so
bald durch die unsere moderne Kunst ganz durchdringende
und bedingende Konvenienz davon abbringen lassen möge.

— Bei Sophie Pilgram treten sogleich andere An-
sprüche ein; ihre Kindergrnppc fand man billig allerliebst;
wer hätte nicht seine Kleinen so hell-lebendig dargestellt
scheu mögen! — Sauter in Aulendorf gab ein männ-
liches Brustbild mit wallendem Barte, was man für ein
lebendes Original nahm und dem Landschaft- und Genre-
maler hoch anrechnete, da cs an recht gutes Altes mahnte.

- Stammbach, Konditor der hiesigen Fashionabels,
ist Dilettant im Miniaturporträt. — Bei Stirnbrand
dahier können wir uns, ob er wohl neuere Bildnisse re.
ausstellte, dennoch kurz fassen. Seine Virtuosität ist
unbestritten. Zuweilen ist sie durch konventionelle Rück-
sichten und Forderungen bedingt; zuweilen aber treffen
die Verhältnisse, Form des Originals, Geschick, der Kunst
Stich zu halten, Stimmung beider Individualitäten,
glückliche Wahl des Arrangements ic. günstig zusammen;
dann entsteht ein Bild, das Alle erfreut und seinen Zweck
aufs erwünschteste erfüllt.

Die Fr ü cht e n stü ck e von D a n ner in Ludwigsburg,
Maurer und Ne her von hier, sind nicht ohne Natur-
beobachtung gemalt. Danner ist der gewandteste; doch
fordert man nach der Kunsttheorie bei Blumen und
Früchten die höchste Vollendung, Saft und Duft der
Natur. Diese Bilder sollen aber am Ende nur freundliche
Zimmervcrzierungen, keine Kabinetstücke und Perlen seyn.

Wenn wir „Genrebilder« diejenigen nennen, wo
der sociale Maler ein Objekt aus der Geselligkeit für die
Gesellschaft darstellt, so finden wir eine ziemliche Anzahl
Register
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