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solcher Darstellungen. — Fues in Nürnberg zeigt sich
in seiner „schwäbischen Kirchweihe" gewandt, launig,
frisch, doch etwas manierirt, die Figuren, Köpfe, Trachten
nicht sprechend schwäbisch, sondern von einer gewissen
rundlichen Allgemeinheit. — Göser in Biberach hat
außer drei kleinen, braven Bildern noch ein großes, reiches,
— der „Auszug der Zillerthaler" eingeschickt, dessen Au-
genfälliges, Lebenvvlles, Bewegtes die allgemeine Aufmerk-
samkeit in Anspruch nahm- Die Scene ist aber so man-
nichfaltig und so stvffreich, daß der Meister eine mehrere
Seiten lange Beschreibung dem Bilde mitzugeben für
nöthig erachtete, was freilich von einem andern Stand-
punktaus gegen das Unternehmen spricht. Nicht zu leugnen
ist, daß das Bild frappirt, daß es nicht ohne alle Haltung,
obwohl ohne wahre kunstgerechte Beleuchtung ist, daß es
eine Menge wackerer Figuren aus dem Leben hat. Doch
war die Unternehmung für des Malers Talent der Kom-
position, Zeichnung, Kolorirung, Beleuchtung:c. zu groß.
Das Ganze bedarf eines Kommentars, statt sich selbst
zu erklären. — Kaltenmoser in München malt mit
ängstlichem Fleiß. Zn dem Büchsenschlvß eines Tyroler
Scharfschützen brauche er, meint man, so lange, als ein
Büchsenmacher. Kleineres gelingt ihm besser, als Größeres.
Manches ist trefflich nach der Natur studirt. 2m Ganzen
möchte man doch die Gebirge wilder, die Aelpler weniger
geleckt wünschen. — Leibnitz von hier, jezt in Rom,
hat in seiner „Kapuziner-Fcldpredigt" einen großen und
erfreulichen Vvrschritt gezeigt. Er hat früher den be-
kannten süditalischen Erntewagen von Robert sehr fleißig
auf Stein gezeichnet und augenscheinlich hat dies seine
Komposition, als eine Art Pendant, veranlaßt. Es ist
ein wohlkomponirtes und gezeichnetes und harmonisch
durchgeführtes Bild. Auf das Fell der Thiere dürfte
noch mehr Studium verwendet werden. — Des Bildes
von Müller aus Wolfegg entsinne ich mich nicht mehr.
Es mag wohl nicht besonders anstoßend gewesen seyn.—
Pflug in Biberach hat einen Namen; doch wiederholt er
sich in seinen Köpfen mit den winzigen Mausäuglein
und sein Kolorit hat nicht die Kraft der Oelmalerei.
Sonderbar, da Pflug in München Studien gemacht hat,
aus welcher Zeit man treffliche Kopien nach Niederlän-
dern: Netscher rc. von ihm besizt. — Stolz in Stutt-
gart hat stets Aufträge, Pferdestücke rc. Porträts von
Reitern rc. zu machen. Er schreitet hierin und namentlich
auch in der landschaftlichen Umgebung, den Lüften rc.
merklich vor. — Paul Th ourec widmet sich der Theater-
malcrei und ist jezr in Mailand. Er zeigte sein Talent
in einem „Schloßhvf" und der „St. Dionysiuskirche in
Eßlingen." — Albert Wagner von hier hat bedeu-
tendes Talent für Genremalerei, nur bängt er mit seinen
Erfolgen nocl> zu lehr vom Gegenstand ab. Er hat schon
zu gleicher Zeit Gelungenes und Verfehltes gemacht. So

hat uns sein „todtgcschossencr Tyrolcr" mit dem verzwei-
felnden Vater immer widrig angesprochen. Sv ein äußerster
2ammer ist geschmacklos. 2m Leben hat jedes Unglück
noch seinen Trost; aber die religiöse Beschwichtigung ist
kaum zu malen. Wagner hat sieben Bilder geliefert,
darunter auch zwei Landschaften: „Sturm zu Land und
See," die, wie alles Ucbrige, auf Naturbcobachtung hin-
deuten. — Einen besonders heitern Eindruck machten die
kolorirten Zeichnungen des Architekten Etzel von hier:
„Raphaclische Arabeske" und fünf „Dekorationsstudien"
— durch den Geschmack und die Festigkeit der Zeichnung
und den geläuterten Farbensinn im Aufträge. — Dasselbe
kann man von des Architekten Elsäßer drei Blättern
rom „Dianentempel in Eleusis" sagen. — Karl Nörd-
linger von hier, der in Paris Kupferstecherei studirt,
hat von da eine getuschte Zeichnung, «Maria mit den
Kindern" — nach einem älter» italienischen Meister —
eingeschickt, die man, freilich abgesehen von dem uns
nicht bekannten Original, ein vollendetes, meisterliches
kleines Werk nennen muß, dessen Struktur und Technik
selbst die Kunstverwandten geheimnißvvll fanden. — Das
„Theater in Kannstadt" von Baumeister Zandt kam erst
nach meinen Besuchen. — Von Prof. Wagner dahier
und dem verstorbenen Weit brecht sind schon früher
plastische Werke lobend anerkannt worden, eben so von
Hofgraveur Hirsch, der diesmal die „Schillersstatuc"
in Karneol geschnitten. Graveur He in del von hier hatte
die „Porträts 22- KK. Majestäten" kennbar in Stahl
gegraben. Neuberts in Tübingen höchst gelungene
Wachsbildnereieu entziehen sich durch den höchst vergäng-
lichen Stoff, die realistische Darstcllungsweise und den
untergeordneten Zweck der Kunstbeurtheilung. Die eigent-
liche Kunst gibt, oft mit den beschränktesten Mitteln, mit
Kritzelstrichen rc. da-s Leben; die Wachsbildnerei stellt im
täuschendsten Vehikel doch nur den Tod dar. Laß eine
Venns noch so fleißig der Natur nachgebildet seyn, der
Leib, das 2nkarnat und gar der Kopf sind doch immer
graffer Tod.


Nachrichten vom August.

Plastik.

Paria, «. August. Herr Duclanr, der Verfertiger
der vielbewunderte» Kortardcitcu auf der lezten Ausstellung,
yat von dem Kriegsministerium de» Auftrag erhalten, nach
Konstautinopel zu reise» und diesen Ort i» Relief auSzu-
führen.

Berlin, U. August. Aus der hiesigen Fcilncr'sche»
Fabrik sind neuerdings wieder drei gothische Portalbctteiduugeu
Register
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