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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 20.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.3207#0433
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418

Ungeheuern getragen werden, die kleine Bildsäule eines
sitzenden Frauenzimmers, ein sitzendes Kind und ein
Auerochs.

Ungleich mehr als die dildstcinernen gefallen die ans
Holz geschnitzten Figuren, theils im chinesischen
Kabinet, theils unpassend in dem Vorzimmer des Natu-
ralienkadinets aufgestellt. Wir wären versucht, eine und
die andere für Werke des Abendlandes zu halten, fänden
wir nicht in den Reisebefchreibungen die Technik der Chi-
nesen in jenem Materiale mit Lode erwähnt. Ein zu
Pferde sitzender und mit dem flachen kegelförmigen Hute
bedeckter Mann trägt einen Falken auf der Linken. Früher
erwähnten Werken ans Bildstein entspricht der ein vier-
füßiges Thier auf dem Arme tragende Chinese. Andere
essen ein froschähnliches Thier oder haben cs am Rücken.
Fischer begegnen uns zweimal im chinesischen Kabinet.
Der im Vorzimmer des Naturalienkabinets aufgestellte
Fischer, an dessen linker Seite ein Korb hängt, hebt mit
beiden Händen einen Fischsack empor. Auch der nieder-
hockende Chinese dürfte wegen des aus dem Wasser her-
vorsehenden Fischkopfes ein Fischer seyn. Jeder der zwei
Soldaten oder Kriegsmandarinen hält einen kurzen mit
einem Knopfe versehenen Stock. Von einem Chinesen,
der auf dem rechten Fuße tanzet, wird ein fächerförmiges
Buch gehalten. Ohne Kopfbedeckung zeigt sich ein Mann,
der beide Hände auf einen Krückenstock stützet. Die fol-
genden Männer sehen wir am Stocke gehen, auf den
Sonnenschirm sich stützen, den Wedel, eine Frucht oder
eine Flasche halten. Von zwei Männern ist der eine
mit dem Mantel umhüllt, der andere hält mit der
Linken den Bart und hat die Rechte auf den unteren
Gürtel gelegt. Wegen allzu lobenswerther Technik möchten
wir den auf einem Stuhle sitzenden und auf einengroßen
Stab sich stützenden Mann dem Abendlande zuschrciben.
Drei der aufgeführten männlichen Bildsäulchcn sind aus
Ebenholz verfertiget, welches aus Jsle de France nach
Wampou verführet wird.

Von zwei nebeneinander stehenden Mädchen legt das
eine die rechte Hand auf die linke Schulter des anderen.
Bei einem Frauenzimmer, welches sich auf eine Felsen-
wand lehnet, ist unten eine Katze. Die übrigen weib-
lichen Figuren haben bald ein Reh neben sich, bald halten
sie Körbe, Früchte, Kästchen oder den peitschenähnlichen
Wedel. Auch eine Tänzerin ist aus Holz geschnitzet.

Das seltsame Wohlgefallen der Chinesen am Ver-
krüppelten zeigt sich in acht aus Baumwurzeln geschnizten
unförmlichen Körpern mit menschlichen Köpfen.

Sehr unerhebliche Verzierungen sind an dem hölzer-
nen Amulet, welches Chan Chi Tungu Val Sulla, der
als chinesischer und persischer Gesandter an Kathari-
nens II. Hofe starb, am Halse trug. Mit Perlmutter
ist die kurze Schrift eingelegt.

Das Figürchcn eines bärtigen Chinesen, der sitzend
mit der Linken einen Wedel hält, eröffnet die Reihe der
aus Elfenbein verfertigten Kunstwerke. — Nicht genug
können die Fächer (cl)ä, auch chSn) und eines und das
andere der übrigen aus diesem Stoffe.gearbeiteten Geräthe
gepriesen werden. Zwei größere, d. h. geöffnet einen
vollständigen Kreis bildende Fächer ans Elfenbein und
noch ein sehr großer von gleicher Einrichtung, jedoch aus
Wallroßzahn bestehend, wurden an der chinesischen Grenze
für die Kaiserin Elisabeth von Rußland verfertigt, wie
Krone und Anfangsbuchstaben des Namens beweisen.
Die Erfindung der reichen, über alle Maße mannichfal-
tigen durchbrochenen Verzierungen und mehr noch die nie
irrende Sicherheit der Ausführung haben allezeit die Ve-
wunderung jedes Betrachters erregt. Sehcnswerth sind
auch der zwei ersten Fächer elfenbeinerne Scheiden. Land-
schaften mit Thurm und Kahn, auch kleinen menschlichen
Figuren, und anderes wurden hier zu Sujets gewählt.
Der dritte Fächer aus Wallroßzahn ist ohne solche Hülle
in die Sammlung gelangt.

Der kleineren Fächer ans Elfenbein von nicht gerin-
gerer Kunst liegen einundzwanzig vor.

Durchbrochen sind drei Fächer aus Schildkrötenscbaale
mit vielen menschlichen Figuren, dagegen mit Lackfarben
nur bemalet vier andere aus demselben Stoff. Der in
die Rundung gehende Fächer wurde wie obige elfenbei-
nerne der genannten Kaiserin verehret. Man verkauft
in China den Pic Schildkrötenfchaalc für 50 bis 4115 Taels.
Elcphantenzähne, drei auf einen Pic, kosten nur Zu bis
72 Taels. — Gebäude und viele menschliche Figuren
schmücken einen Fächer ans Perlmutter. Neben fünf
durchbrochenen Fächern von Bambus liegen noch vier ganz
durchsichtige ans verdichtetem gleißwasser, zum Thci! mit
kleinen Figuren bemalet.

Reiche Verzierungen erhielten drei Theekaste», ein
vier Zoll langes und durchbrochenes Kästchen und zwei
viereckige Vüchschen. Wie diese Geräthe bestehen auch
ein rundes, auf dem Deckel mit vier Figuren geschmücktes
Döschen und eine Nadelbüchse aus Elfenbein. Jenes
umschließt gravirte Spielmarken aus Perlmutter; diese
ist mit Bäumen, Häusern und vier menschlichen Figuren
verziert.

Bei den zulczt beschriebenen Gegenständen sollte eine
elfenbeinerne im Vorzimmer des Naturalienkabinets un-
tcrgebrachte Dose aufgestellt seyn. Das die Mitte des
Deckels verzierende Schiff wird von zwei Ruderern in
Bewegung gesezt. In der ringsum sich ziehenden Fläche
wechseln Tbicrfigurcn mit Mensche» ab: Baum, Vogel,
Ziege, Elephant. — Thurm, Mandarin, Soldat. — Zwei
storcharlige Vögel, Affe neben einem Baume. — Sitzende
Frau mit einem Kinde. Ein Mann und ein Knabe. —
Die Mitte des Bodens nehmen ein Thurm und zwei
Register
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