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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0041
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s.

2d

Kunstblatt.

Wienstag, den 2. Februar 1841.

Weiträge zur Kenntuiß der alt-nie-erlän-ifchen
Malerschulen des 15»"un-16""Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

Johann Memling, auch H c in I i n g genannt.

1462 — 149g.

Ueber seine Herkunft, die Rechtschreibung seines
Namens und die Richtigkeit der ihm zugeschriebenen
Werke ist man noch keineswegs völlig aufgeklärt. Da
ich in erstercn Beziehungen keine neue Documente auf-
gesunde», muß ich mich indessen beschränken, hier nur
diejenigen Gemälde anzugcbcn, welche ihm mit Recht
zugeschrieben werden.

Die zwei einzigen durch Inschriften beglaubigten
Bilder unseres Meisters sind bekanntlich diejenigen im
Johanneshospital zu Brügge, beide mit der Jahreszahl
1470 bezeichnet. Sic tragen zum Theil noch das Gepräge
eines Schülers des Rogier von Brügge, besonders das
kleinere der Anbetung der Könige, während das große
der mystischen Vermählung der h. Katharina durch eine
gewisse Grazie im Ausdruck der Köpfe, durch mehr Fülle
und größere Schönheit der Zeichnung des Nackten, und
durch mehr Schmelz der Farben einen bedeutenden Fort-
schritt in der Entwickelung seiner Kunst gn h^den
ist jedoch die Carnation zart, im Auftrag der Farben
sehr flüssig gehalten und nicht so pastös wie bei seinem
Meister. Einzelne Theilc indessen erinnern noch an
Rvgicr's Art, namentlich hat der Kopf Johannes des
Täufers mit dem im Frankfurter Bildchen die größte
llebereinstimmung. Ist nun auch zuzugeben, daß Mem-
ling bei seiner weitern Ausbildung sich noch eigenthüm-
licher entfaltet hat, so unterliegt cs doch keinem Zweifel,
daß sehr viele vortreffliche ihm zugcschriebcnc Gemälde
zu verschiedenartig unter sich sind, um einem und dem-
selben Meister angchören zu können. 'dch kennen wir
noch manche Namen berühmter Maler jener Schule,
wie z. B. Meister Martin und Ludwig von Löwen, von

deren Werken wir noch keines wissentlich aufgefunden
haben, aber vielleicht später unter den uns noch erhal-
tenen entdecken dürften. Bei der Kargheit der Nach-
richten über Memling und seiner beglaubigten Werke
wäre zur näheren Bestimmung der echten Gemälde und
des Entwickelungsganges der Kunst unseres Meisters
nöthig, eine große Anzahl der Bilder, die seinen Namen
tragen, neben einander, oder doch sehr schnell nachein-
ander zu untersuchen. Da dieses aber bis jetzt noch
nicht geschehen, so wage ich nicht über viele derselben
zu urtheilen.

1) Als ein Werk, das dem Bilde der Anbetung der
Könige in dem Hospital zu Brügge am nächsten steht,
nenne ich das Altarbild mit demselben Gegenstände und
zwei Flügelbildern» auf denen Johannes der Täufer und
der berühmte h. Christoph, ehedem in der Boisseräcschen
Sammlung, jetzt in der Münchner Pinakothek.

Mit dem großen Altarbild im Jvbanneshospital zu
Brügge stehen dagegen folgende Bilder in naher Ver-
wandtschaft:

2) In der Florentiner Galerie ein kleines aber
köstliches Madonncnbild. Maria, in einen rothen Mantel
gehüllt, sitzt ans einem Throne und hat das nackte
Christkind in den Armen. Zwei Engel stehen zu den
Seiten, von denen der eine die Violine, der andere die
Harfe spielt. An der Architektur der Umgebung sind
Engelknaben angebracht, welche Laubgewiude festlich halten.
Den Grund bildet eine von Figürchcu belebte Landschaft.
Besonders auffallende Aehnlichkeit im lieblichen Aus-
drucke des Gesichts hat der Engel links, mit dem, welcher
die Orgel spielt, im großen Hospitalbild. Vielleicht ist
unser Bildchen dasjenige, welches Vasari ohne nähere
Angabe als im Besitz des Herzogs Cvsimo zu Careggi
angibt. Das andere von Vasari erwähnte Bildchen,
wclche-s Memling dem Portinari für die Kirche St. Maria
Nuvva gefertigt, nachmals gleichfalls dem Herzog Cvsimo
gehörig und die Leidensgeschichte Christi darstellend,
scheint nicht mehr vorhanden.
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