Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0180
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

Familienbegräbniß ihres Gemahls, Messer Simone de'
Vardi, in Sta. Maria sopr' Arno. Dagegen sieht man
in dem Corridor neben der neuen Spitalkirche immer
noch das Basrelief eingemauert, welches die alte Die-
nerin des Hauses, Mocca Tessa, darsscllt, die zuerst
der Krankenpflege oblag, wobei ihr Folco's wohlthatiger
Sinn zu Hülfe kam. Dies Relief und die Inschrift sind
übrigens aus spaterer Zeit. Im Langschiff der jetzigen
Kirche, vor dem Hochaltäre, ist die Familiengruft der
Portinari, und man liest auf zwei großen, in den
Boden cingcfügten Marmorplatten: Sepulchrum gcntis
de Portinaris. Die Familie behielt das Patronat des
Spitals bis zum Jahr 1617, wo Odoardo Portinari,
der letzte der Nachkommen Folco's, eS dem Großhcrzog
Ferdinand II. mittelst gerichtlichen Actes abtrat. Ihr
Palast kam an die Herzoge Saloiati, dann an die Ric-
ciardi. — Da mir kein Stammbaum der Familie zu
Gebote steht, so kann ich nicht sagen, wie cs sich mit
einem zweiten Folco verhalt, welcher der von Passa-
vant bezeichnete seyn müßte, und für dessen Bildniß
das im Palast Pitti (Stanza di Prometteo; nach dem
Catalog Nr. 336) befindliche Bild gilt. Es ist mir un-
bekannt, worauf die betreffenden Angaben beruhen.

Nom, Februar 1841.

Alfe. Reumont.

Nachrichten vom März.

Literatur.

Montpellier. Renouvicr; Monumcns divers pris dans
quelques ancicns dioceses du Bas - Languedoc, dess. et lilhogr.
paf J. B. Laurens. 4. 1l/2 B. tt. 8 Kpft.

Lyon. !>Iartiu-Daussiguy; Debüts entre la pein-
sure eueaustique et la peiuture a l’liuile 5 c»u lettre d’un
Voyageur cn Grecc. 8. 5 B.

Nekrolog.

Porig, 14. März. Der (in den Nachrichten oom Fe-
bruar bereits angezeigte) Tod des Grafe» L. N. Phil. Aug.
v. Forbin, geb. 1779 zu La Roquc i»i Departement der
Rhonemündungcn, Geucraldirectors der königliche» Museen,
veranlaßt Künstlern und Kunstfreunden einen cinpflndlichen
und schwer zu ersetzenden Verlust; denn in ihm vereinigten
sich hohe Geistesgabcn mit einer vollkommen durchgebildetcn
Humanität, und er widmete sich seinem Berufe mit seltener
Treue und Liebe. Nach den Unglücksfällcn, welche auch seine
Familie während der Schreckcnszeit der französischen Revo-
lution betrafen, widmete der Verstorbene, der von Natur
Anlage zur Malerei besaß, die besten Jugendjahre dem
Studium dieser Kunst, und ward David's Schüler. Als

solcher bildete er sich nicht nur zu einem tüchtigen Künstler,
sonder» lernte er auch, im Umgang mit den ersten Männern
seines Faches, jenen nach Unabhängigkeit strebenden und ihr
Alles opfernden Künstlergeist kennen und schätzen, der den
echten Künstler bezeichnet.

Auch Graf Forbin besaß diesen Geist; er nahm als
Maler eine selbstständige Stellung ein, und wußte seinen
poetischen Schöpfungen durch ein magisches und kräftiges
Colorit einen eigcnthümliche» Reiz zu gebe». Seine meisten
Gemälde füllen in öffentlichen und Privalsammlungen ihren
Platz würdig aus.

Als ei» Nachkomme jenes mächtige» Palamebes von
Forbin, der zu Ludwig'- xi. Zeit so zu sagen als König der
Provence galt, machte Graf Forbin dem alten Adel seines
Geschlechts durch die feinsten Sitten und die Abwesenheit
alles Hochmuths Ehre, so daß er als das Muster eines echten
französische» Edelmanns gelten konnte, und da sich mit diesen
persönliche» Eigenschaften eine Fülle der mannigfachsten Kennt-
nisse in ihm vereinigte, so war er für die Stelle eines Ge-
neraldircctors der königlichen Museen wohl der geeignetste
Mann. Schon der Kaiser hatte ihn geschätzt; aber erst unter
der Restauration ließ man ihm volle Gerechtigkeit widerfahren.
Gegen das Ende des Jahrs isis erhob ihn Ludwig xvm.,
der den Werth der Künste richtig zu schätzen wußte, zu dem
Posten, den er bis an seinen Tod behauptete. Seiner Ge-
wandtheit und Festigkeit verdankt Paris den Besitz manches
ausgezeichneten Kunstwerks aus alter und neuer Zeit, welches
sonst wieder in's Ausland zurückgewanbert sehn würde.

Bis zum Jahr i85v erwarb er sich zumal ei» großes
Verdienst dadurch, daß auf seinen Vorschlag und durch seinen
Eifer der Civilliste so bedeutende Jahresbeiträge zum Besten
der Museen hinzugefügt wurden. Diese Gelder zur Anf-
munterung und Belohnung der Würdigsten zu verwenden
war sein stetes Bestreben. König Ludwig Philipp erkannte
seine großen Verdienste an, und ließ de» Grafen in seiner
Stelle, obwohl schwere Kdrperleiden ihn zu den Geschäften
derselben damals fast unbrauchbar machten. Die letzten Lebens-
jahre des Verstorbenen waren weniger durch körperliche Leiden
getrübt, und er entfaltete in denselben wieder die ganze
Thätigkeit seiner besten Jahre, daher sein Verlust nun um
so herber gefühlt wird.

Als Schriftsteller hat sich Graf Forbin namentlich durch
sein im I. 182Z erschienenes Werk: Souvenirs de ln Sicilc,
durch das Prachtwerk: 11» mois a Vcnisc (1 s24 — 1925,
Fol. mit 15 Kpfrn.) und durch das große Werk über das
Morgenland: Voyage dons le Lcvont bekannt geinacht, da-
nn I. 1819 mit einem Atlas von so Lithographien erschien
und auch in's Deutsche übersetzt worden ist.

Kremen, 12. März. Vorgestern starb hier, sehr bejahrt,
der ausgezeichnete Porträtmaler G. F. A. Schöner, ge-
boren zu Mansbach am 25. Dec. 1774. Er galt für einen
der besten Schüler Anton Graff's, und hatte in Berlin
und Paris seiner Kunst mit großem Flciße vbgclegen.

Eisenach, 8. März. I» diesen Tagen starb hier der
Bildhauer und Lehrer an der Gewcrbsctzule, Rath Hesse,
der noch in seinem hohen Alter^ die Kunst des Bildschnitzcns
in Holz mit großem Erfolg übte. Blumen, Thiere und
Ornamente gelange» ihm ganz vorzüglich.

Verantwortlicher Rcdactcur: von Schorn.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen