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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0389
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376

ans der Construction selbst hervorgeht, und ihre Bestimmung
keine andere ist, als die Erhaltung und Sicherstellung des
kühnen, hiininelanstrebendcn Chorgewölbes. — Sobald das
hohe Chor in seiner Vollendung dastehen wird, soll auch zu
dem weitern Ausbaue der »ordern Kirchenräume geschritten
werden, wozu bereits die Vorbereitungen eingeleitet sind.
Die Restauration des hohen Chores und der thcilweise Fort-
bau der Hauptkirche, zu denen die jetzige Generation kräftig
initgewirkt, werden kommenden Geschlechtern als ermunterndes
Beispiel zur Vollendung des Werkes dienen.

Meiningen. Unsere neue gothische Fürstencapelle auf
dem alten, nun geschlossenen Friedhof naht ihrer Vollendung.
Dieselbe stellt sich äußerlich in einfacher Schönheit und als
eine wahre Zier der englischen Anlagen dar. Das von einem
Thürmchen gekrönte Portal schmücke» zwei Engel in Lebens-
größe. erfunden und ausgeführt von unserin junge» Hof-
bildhaucr F. Müller. Console» und Baldachine, nebst der
großen Fcnstcrrosette, arbeitete Bildhauer Thiem e aus Nürn-
berg. Neun Fenster, sämmtlich von Vdrtel in München,
zeigen in gelungener Glasmalerei die Bilder von Christus
und Johannes, Maria und Joseph, Elisabeth und Zacharias,
nebst den zwölf Aposteln. Letztere nach den Aposteln von
Peter Bischer. Jedes Fenster enthält zwei Figuren in go-
thischer Architektonik, und den übrigen Raum fülle» geschmack-
volle transparente Zierrathen aus.

Dresden, 2 7. Scpt. Seit einigen Tagen sind die von
R i e t f ch e l gearbeiteten Statuen Schillers und Gocthc's
am Eingänge des Theaters ausgestellt. Eine wesentliche
Nachbesserung des Aeußer» desselben ist die Bekleidung der
kahlen Felder mit Stuckaturarbeit, wie man hört, durch
Thorwaldsen's Rath veranlaßt. In einiger Entfernung
verschwinden jedoch diese Verzierungen dem Auge, so daß,
nach wie vor, die Flächen leer erscheinen.

Florenz, 16. Scpt. Gestern wurde, bei Gelegenheit der
Versammlung des italienischen Gclchrtenvcreins, der in dem
Gebäude des naturhistorischen Museums neuerbautc präch-
tige Saal zum ersteninale eröffnet. Er führt nach der darin
ausgestellten Statue Galilci's den Namen: Galerie des Ga-
lilei. Das Standbild ist von Prof. Cortoli gearbeitet.
Mehrere Fresken an de» Wänden beziehen sich auf das Leben
des großen Mannes.

Paris, 9. Sept. Gegenwärtig wird der zwischen dem
Dom und der Kirche der Invaliden wegen Durchführung der
irdischen Ueberrestc Napoleons voriges Jahr eingerissene präch-
tige Altar wicdcrhergestellt. Die sechs Säulen mit den
baraufstebenden sechs Erzengeln und der Baldachin werden
neu vergoldet und sie Mosaik - und Marmvrverzierungen
wieder aufgelegt. Die Laterne des Doms ist jetzt für das
Publicum wieder geöffnet, und man genießt von derselben
eine der schönsten Ansichten der Hauptstadt.

18. Sept. Der Minister der öffentlichen Arbeite» hat
Hrn. Vivet beauftragt, die zur Restauration der Sainte-
Chapelle nöthige cnkaustische Vergoldung (ävruro a I» cire)
ausz»führen. Diese Art der Vergoldung hat derselbe Künstler
bereits in den Paläste» von Fontainebleau und St, Cloud
im Großen in Anwendung gebracht.

2-. Sept. Das Innere der Magdalenenkirche ist nun
beinahe vollendet und wird täglich von mehr als 2000 Be-
suchern in Augenschein genommen. Die Kunstwerke, welche
diesen Tempel schmücken, sind folgende. Rechts beim Eintreten

sieht man rechter Hand in den Lünetten folgende Gemälde:
das Mahl bei dem Pharisäer von Co uder; Magdalena unter
dem Kreuze von Bouchot, und den Tos der Magdalena
von Signol; darunter die Statuen des h. Vinccnz von
Paula von Raggi, der Jungfrau Maria von Seurre und
des h. Augustin von Etex. Die Gemälde in den Lünette»
linker Hand sind: Magdalena in der Wüste von Abel de
Pujol, Magdalena Salbe» zu Christi Grabe bringend von
Coignet, die Predigt und Bekehrung der Magdalena von
Schu c tz ; darunter befinden sich die Statuen der h. Cloiilde von
Barry, Christus der das Abendmahl einsetzt, von Du re t und
die h. Amalie von Bra. Die Basreliefs an den Zwickeln und
Kuppeln sind von Pradier, Romans und Foyatie r, die
der Vorhalle von Euer senk, Leg uien und Br csson.
Die beiden Weihkcssel hat An ton in Mo ine, die Gruppe
in der Trauungscapclle Pradier, die in der Taufcapelle
Rüde gearbeitet. Das große, die Geschichte des Christen-
thums darstellende Gemälde in der Halbkuppcl ist bekanntlich
von Ziegler und die Malereien deS Halbkreises, welche
neun Heilige beiderlei Geschlechts darstellen, rühren von Ra-
ve r a t her.

London, 3. Sept. Der Grundbau des neuen Börsen-
gebäudes ist nunmehr vollständig beendigt, und die Baucom-
mission hat den Contract für die gänzliche Vollendung des
Baues abgeschlossen. Die Gesaiilmtkosten werden, wenn der-
selbe mit Portlandstein ausgeführt wird, ii8,9vo, wenn mit
Talkkalkstcin, wie bei den Parlamentshäusern, 124,700 Pfd.
Sterling betragen.

Christian»,, 6. Scpt. Am 2. Sept. wurde der Grund-
stein zu den »euen Universitätsgebäuden von dem fungircnden
Prokanzlcr Bischof Stdrenssen gelegt. Der Bau ist veran-
schlagt zu 210,000 Spthlr. Das Ganze soll in zehn Jahren
fertig seyn. Zur Vervollkommnung der Pläne hat Schinkel
in Berlin mit großem Wohlwollen und völliger Uncigcn-
nüyigkcit beigetragen. Nur in einer Hinsicht ist man von
seinen Vorschlägen abgcwichen, indem der Storthing die An-
wendung des Marmors zur Eonstruclion des HauplporlalS
verworfen hat, wodurch 25,000 Spthlr. erspart werden.

Moskau, 1. Sept. Der Palast im Kreml wird, bis
auf den getäfelten Fußboden, voUkoiiimen unverbrennbar auf-
geführt. Sogar der Dachstuhl wird aus Eisen hergestellt.

Dekoration.

Prcslau, il. Sept. Bei dem festlichen Einzuge des
Königs und der Königin am gestrigen Tage zcichncic sich
durch künstlerische Anordnung und Ausschmückung vorzüglich
die Ehrenpforte am Schweidniycr Thore aus, in welcher
180 Jungfrauen in alideulschcr Tracht das Herrscherpaar
bewillkommnctcn. Im golhischcn Styl errichtet, glich sie dem
Portal einer Kirche, aus zwei golhischeu Spitzbögen „,jt vier
Spiythürmen an den vier Ecken bestehend und über de»
Thürmen mit Fahnen geziert, welche die preußischen und
schlesischen Farben führten. I» der Mitte der Bogen befand
sich das Stadlwappcn; daneben standen. Victorien mit gol-
denen Kränzen und den Jahreszahlen 17 'i 1 und 1841. Die
Figuren der Liebe und Treue standen in den Nischen und
auf der Höhe der Bogen schwebten zwei goldene Kronen.
Ephcu-, Wein- und Blumenkränze mit den kdnigl. Namens-
zügcn schmückten den ganzen Bau.

Verantwortlicher Rcdactcur: von Schorn
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