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auf noch erhaltenen Werken öfters Joannes et Antonius
Muriano gezeichnet haben. Daß er sich, wie Lanzi an-
gibt, auch Giovanni d'Alemagna unterschrieben, habe ich
nirgends gefunden und scheint ein Versehen zu seyn.
Es bleibt daher noch zweifelhaft, ob derselbe ein Maler
aus Deutschland war, wie selbst in Italien angenommen
wird, oder ob er der in jenem Lande, namentlich in
Piemont ansässigen Familie de Alemanis angehört, wie
dieses bei dem Berner Nicolaus Manuel, auch Alleman
genannt, der Fall zu seyn scheint. Ich halte indessen
die erstcre Annahme für die richtige, indem die Gemälde,
von Ioh. Alamanns und Antonio Vivarini ausgeführt,
eine von der alt-venetianischen Schule und selbst! der
später» Vivarinischen abweichende und dem älter» deut-
schen Style nahe verwandte Darstellungsweife zeigen;
dieses besonders durch die großartigen, wenn auch etwas
schwerfälligen Formen und die Tiefe und Sättigung der
Färbung.

Das früheste mir bekannte Altarblatt von Johannes
Alamanns kam aus der Kirche S. Stefano zu Venedig
in die Sammlung der dortigen Akademie. Es stellt die
Krönung Mariä dar. In einem weiten Throne sitzen
Gott Vater und der Sohn mit dem h. Geist im Begriff
die h. Jungfrau zu krönen; unter ihnen die unschuldigen
Kinder und zu den Seiten viele Heiligen, unter denen
die vier Evangelisten und die vier lateinischen Kirchen-
väter. Inschrift: Joanes et Antonius Mnriano f.

mccccxxxx. Die Zeichnung der nackten Kinder ist
für jene Zeit schön und voll, die Modcllirung weich, die
Färbung nicht ohne Schmelz. Die Heiligenscheine und
Verzierungen sind erhöht ausgetragen und vergoldet.

In S. Zaccaria zu Venedig haben unsere Meister
viel gearbeitet, wovon jedoch durch einen Brand meh-
rcres zerstört, anderes auch übermalt worden ist. Noch
stehen von ihnen zwei Altäre, beide vom Jahr 1445,
aber nur der eine ist in gutem Zustande; er ist in sechs
Tafeln mit Goldgrund gctheilt und mit einem Schnitz-
werk im Spitzbogenstyl umgeben. Das Mittelbild der
untern Reihe zeigt die h. Sabina, zu den Seiten den
h. Hieronymus und einen jungen Märtyrer. Die ober»
Felder die h. Margaretha und Agatha, die halbe Figur
eines Engels in der Mitte. Inschrift: Johanes et An-
tonius de Muriano itinxerunl — 1445 m. octobr hoc

ops. f. fieri vcrabilis d. doina margarila doata moialis
isli« ecclcsie sti zacharie. An diesem Gemälde scheint
Antonio mehr als Johannes gearbeitet zu haben, da
das allgemeine Ansehen mit der Art der Vivarini über-
einstimmender ist, als mit den andern hier beschriebenen
Werken.

Bei weitem das wichtigste und sehr gut erhaltene 1
Werk, an welchem Johannes den größten Antheil gehabt, :

ist ein zweites Altarblatt in der venezianischen Akademie.
Maria auf einem Throne majestätisch unter einem von
Engeln getragenen Baldachin sitzend, ist von den vier
lateinischen Kirchenvätern, den H. Hieronymus, Ambro-
sius, Gregor und Augustinus, umgeben. Die Inschrift
lautet: Ml46 Johannes Alamanus — Antonius de Mu-
riano f. Die Tafel kommt aus der Scuola della Caritä.
Die Figuren haben mehr als Lebensgröße. Die Anord-
nung ist großartig, die Färbung von außerordentlicher
Pracht und Tiefe; die Charaktere sind zwar würdig, aber
nicht von großer Tiefe. Im Allgemeinen steht dieses
Bild der alt-kölner Schule am nächsten.

Moschini in seiner Guida di Venezia 1815 erwähnt
noch in Sta. Fosca eine Tafel, die gleichfalls eine Maria
auf reichem Throne im deutschen Style darstcllt und wo
gleichfalls vier Engel den Baldachin halten. Es habe
die Inschrift: Joannes Aleinanus et Antonio de Mu-
riano p.

Ferner gibt derselbe Schriftsteller in S. Pantaleone
noch einen Altar an, welcher die Krönung der Maria
darstelle, mit Gold sehr verziert und mit vieler Liebe
ausgeführt fey. Das Helldunkel an den Engeln und
überhaupt die allgemeine Disposition erscheint ihm sehr
lobenswerth. Inschrift: Crisloforo da Ferrara intaja,
Juan et Antonio de Muran pense 1444. —. Einen

Kupferstich hievon habe Grammaria Sosso für die Ve-
nezia Fittrice gefertigt.

Moschini behauptet bei dieser Gelegenheit, Johannes
gehöre der Familie der Vivarini an und er habe ein
Gemälde „Joannes Vivarinus“ gezeichnet gesehen. Diesem
wurde jedoch widersprochen und behauptet, jene Inschrift
sey unecht; Lanzi habe recht, ihn Giovanni de Alemania
zu nennen und ihn für einen Deutschen zu halten.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom September.

Pauwcrkc.

Heilbronn, 4. Sept. Die Schiffsladung Bausteine für
den Kölner Doin, die den Steinbedarf für eines der großen
Fenster enthalt und die der Stuttgarter Dombauverein den
Kölnern schenkt, liegt hier vor Anker und wartet auf hdhcrn
Wasserstand, um nach ihrem Bestimmungsort abzugehen.

Köln, 9. Sept. Im Amtsblatt der Regierung findet
sich ein interessanter Rückblick auf die bisherigen baulichen
Leistungen am Dome. Es sind beinahe zwölf Jahre, daß
man an den äußern Herstellungsarbeilcn am Hochchore be-
gonnen hat, welche nun mit bedeutendem Kostenattfwande
und eiserner Ausdauer beinahe vollendet sind. Es war ei-
gentlich nicht ein bloßer Reparaturbau, sondern meistens ein
Umbau, namentlich der kühn gespannten Strebebogen und
Pfeiler, welche an keinem andern Bauwerke in solchem Reich-
thum und Prachtaufwande Vorkommen, obgleich ihre Anlage
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