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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0392
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379

Nachrichten vom September.

Decoration.

Stuttgart, 27. Sept. Die heute früh enthüllte Festsäule
in der Mitte des äußern Schloßplatzes bildet den Mittelpunkt
der Decoralionen der zur Feier des 25jährigen Regierungs-
jubiläuins dks Königs festlich geschmückten Hauptstadt. Am
Eingänge und Ausgange dcS Platzes stehen auf igFuß hohen
Piedestalen, mit bekränzten Friesen, Statuen von 9 Fuß
Höhe mit Attributen: 1) Mcrcur, in den Händen haltend

den Schlangenstab und den Zollvercinsvcrlrag; 2) Apollino
mit Leyer und Schriftrolle; 5) junger Landmann mit Sichel
und Garbe; 4) weibliche Gestalt mit Wcbcrschiff und Garn-
strang. Die Grundform der Festsäulc bildet ein Achteck.
Die auf zwei Stufen ruhende Basis schmückt ein heraldisches
Band, die Wappen der Kl Obrramtsstäbtc. Auf zwei Stufen
erhebt sich der Sockel, welcher auf vier Hauptseiten ein die
Säule stützendes Kreuz bildet. Auf der Fläche dieser vier
vorspringcndcn Stützpunkte stehe» auf großen Armaturstücken
vier Victoricn, die mit der einen Hand neben dein Sieges-
zweig eine Schiefertafel halten, mit der andern die Namen
der Schlachten bezeichnen, welche die Württcmbcrgcr unter
Anführung ihres tapfer» Kronprinzen siegreich bestanden:
Brienne und Paris — Montereau und Fere Champenoise —
Epinal und Sens — Bar-sur-Aube, Arcis-sur-Aube und
Straßburg. Zwischen den Viktorien erscheine» auf den in-
ner» Seiten vier Inscbriftcn: „Dem furchtlosen Streiter, in
Krieg »nd Frieden, für Deutschlands Ehre und Recht." —
„ Dem edlen deutscbc» Fürsten, der dem Bürger die Hand
gereicht zum Landes - Grundvertrage." — „Dem treuesten
Freund und Wohkthäter seines Volkes." — „Dem geliebten
Könige. Seine dankbaren, allweg beständigen Württembergcr."
Uebcr de» Victoricn erscheinen an den acht Seiten eben so
viele Medaillons, bezeichnend die wohlthätigen Einrichtungen,
mit denen König Wilhelm sein Volk gesegnet hat. i)Ber-
fassuttgsvcrtrag — Abbildung der Verfassungs - Denkmünze
von 1819. 2) Wehrstand — ein alldeutscher Krieger an einer
Eiche lehnend. 5) Landwirthschaft — ein Bauer in idcali-
sirtcr Tracht mit Garbe und Sichel; Andeutungen des Wein-
baues daneben. 4) Wissenschaften — Minerva nebst Attri-
buten. 5) Schöne Künste — drei sich umfangende weibliche
Gestalten mit Attributen. e) Gewerbe — eine weibliche
Figur, ein Wcbcrschiff mit fliegendem Faden in der Hand
haltend; daneben Attribute anderer Gewerbe. 7) Handel —
Mcrcur mit Attributen des Handels, in der einen Hand den
Etab, in der andern eine Freiheitscharte cmporhaltcnd.
8) Wohlthätigkcitsanstalten — eine Charitas mit einem Kinde
auf dem Arme; ei» anderes drängt sich zur Pflege hinzu.
Auf diesen acht Medaillons liegt, sic miteinander verbindend,
ein Lorbeerkranz geschmückt mit der Namenschiffte des Königs
in achtfacher Wiederholung. Aus diesem Kranze wächst der
achtseitige Säulenstamm empor, an welchem eine üppige
Ziervegetation, bezüglich auf den Inhalt der verschiedenen
. Medaillons hinaufrankt; nach der Folge derselben: Eiche,
Palme, Korn, Lorbeer zweifach, Traube, Oelzweig, Obst.
Das Capitcll ziere» Oclzwcige, aus denen acbt Füllhörner
mit mancherlei Früchten sich emporwinden. Ueber dem Ca-
pitcll schwebt ein Genius, eine Tafel mit de», die Regie-
rungszeit des Königs bczcichneiidc» Jahreszahlen hoch empor-
haltend. Die Säule, deren Composition von Hofbaumcister
Knapp herrührt, hat eine Höhe von 85 Fuß.

Bildnern.

Hüfingen, 25. Aug. Heute ftüh acht Uhr wurde die
große Donaunymphe aus der Werlstatte des hiesigen Bild-
hauers Reich auf einem besonders gebauten Gcrüstwagen
nach der Donauquellc im fürstlichen Schloßparke Dvnau-
eschingen abgeführt. Die hiesigen Landwirthe rechneten cs
sich zur Ehre, diese nabe a» 500 Ctr. wiegende Kolossal-
statue durch ihre stattlichen Pferde fortzubewegen. Eine
Menge Zuschauer begleiteten den Zug. Die Stadt rief ihrer
Tochter durch Kanonendonner noch ei» Lebewohl zu.

Florenz, 2 6. Ang, In der Loggia dci Lanzi ist außer
der Gruppe „Ajar den hingesunkenen Leichnam des Patro-
klos stützend" (Vergl. Kunstblatt 1841, Nr. 57), auch der
bekannte „Hercules, de» Centaur bekämpfend" von Johann
von Bologna unlängst ausgestellt worden. Diese Gruppe
hatte bisher eine unvorthcilhafte Stellung an dem Vereini-
gungspunktc mehrerer Straßen. Sonderbarerweise hat man
die Keule des Hercules vergoldet, was gewiß nicht in der
Absicht des Meisters lag.

Wien, 1. Sept. Von dem sogenannten Fugger'schen
Sarkophag in der hiesige» Antikcnsammlung, dessen Amazo-
nenkämpfe bekanntlich zu den herrlichste» Denkmälern alt-
griechischer Kunst gehören, sind neuerdings Gypsabgüffe ge-
macht worden, was zu wissen auswärtige Kunstanstalten
wohl intcressirt, da das Direktorium der hiesigen Akademie
betreffenden Wünschen zu entsprechen nicht abgeneigt sehn dürfte.

München, 18. Sept. Prof. Wich mann aus Berlin hat
hier in Auftrag des Grafe» Raczynski die Büste Kaul-
bach's gearbeitet.

Paris, 1. Sept. Der Architekt Bocswilwald hat
unlängst in einem Gewölbe der alten Capelle zu St. Germer
bei Beauvais zwei sehr merkwürdige Statuen aus dem löten
Jahrhundert aufgefunben, die dort mehrere hundert Jahre
verschüttet gelegen haben, aber bis auf wenige Beschädigungen
noch gut erhalten sind. Dieselben sind durchaus bemalt und
vergoldet und stellen die Jungfrau Maria vor und nach der
Geburt des Herrn dar; die erstcrc i» dcmüthigcr Stellung
und ohne Krone, die letztere in majestätischer Haltung mit
dein Jesuskinde im Arme, gekrönt, auf einem Throne sitzend.
Das Unterkleid ist bei der ersten blau, bei der letzter» violct;
der Mantel bei jener roth, bei dieser blau und bei beiden
mit goldene» Ringen, Blumen, Kronen, Medaillons mit
Wappengrcifcn und Löwen :c. bedeckt. Auf dem violetten
Untcrklcide der sitzenden Figur siebt man eine Reihe goldener
Medaillons, abwechselnd mit zwei krähenden und zwei kämpfen-
den Hähnen. Die Statuen, ungefähr von Naturgröße, sind
für die Kunstgeschichte jener Zeit von großer Wichtigkeit und
können zur Restauration von de» aus derselben Periode stam-
menden, aber von Farbe entblößten sehr nützliche Winke geben.
Man hat sic gesäubert und i» der Capelle von St. Germer
ausgestellt, aus der sie stammen.

3. Sept. Der Architekt Hubert hat in seinem Testa-
mente der Schule der schöne» Künste ein merkwürdiges Bas-
relief in Alabaster vermacht, das Leben Christi darstellend
und von einem Bildhauer des i4te» oder 15tcn Jahrhunderts
herrührend. Dasselbe wird künftig das Sculpturencabinet
des Palastes in der Rue des petits Augustins zieren.

7. Sept. Der Peristyl und die Colonnade der Magda-
lenenkirche sind nun mit den für dieselben bestimmten stei-
nernen Statuen geschmückt worden. Zur Rechten der großen
Bronzethür steht der h. Philipp von Nantcuil, zur Linken
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