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dem Bilde gemalt. * — Das andere große Gemälde zeigt
den „Einzug in Stockholm an einem Sommerabend
1523." Ein Ritter, Gustav, nähert sich der Stadt von
Södermalm her ans einem weißen, stattlich geschmückten
Pferd, umgeben von seinen Kriegern in schimmernden
Rüstungen. Das Thor ist mit Laub und Blumen be-
kränzt und oben vom Thurm weht die schwedische Fahne;
die Aeltesten der Bürgerschaft nähern sich und überreichen
auf einem Kissen die Schlüssel der Stadt. Welche Be-
wegung, welches Entzücken bei Jung und Alt! Das
Gedränge hindert ihn, vorwärts zu kommen, und man
streut Blumen ans seinen Weg. Seht jenes junge
Mädchen mit einem Blumenkorb am Arm; die Freude
des Kindes kämpft mit der jungfräulichen Schüchternheit,
indem sie dem König ihren Willkomm bringt! Hier
die Mutter mit ihren beiden Kindern, dem Mädchen
mit goldgelbem Haar, das ihr in den Nacken herabrollt,
und dem Knaben mir der Maistange in den Händen!
Dort ein wohl hundertjähriges Weib, die ihre Hände
zum Segen faltet: niemals sah sic noch e.inen so glück-
lichen Tag! Endlich die Hausfrau, welche den heim-
kehrendcn Mann umarmt, während der Sohn mit einem
gewissen Stolz das Gewehr des VaterS handhabt, und
der Hund vor seinem Herrn wedelt! Alles ist Freude
und Jubel! Das Joch der Knechtschaft ist gebrochen! —
Die kleineren Gemälde stellen „Laurentius und Olaus
Petri dar, wie sie 1541 die erste schwedische Bibelüber-
setzung überreichen." Gustav sitzt in einem geschmack-
vollen, goldgestickten Sammetanznge, mit dem achtjäh-
rigen Erick an seiner Seite, in seinem Audienzsaal, und

> „Ich danke Euch, Irene Unterthanen, dag Ihr mich
zn der königlichen Hoheit und zu dein Stammvater Eures
Königshauses erhöhet habt. Nicht minder dank ich Euch für
die Treue und den Beistand, die Ihr mir in meiner Regie-
rung bewiesen habt. Gnade und Segen sind uns reichlich
widerfahren durch die wahre Erkenntnis! von dein Worte
Gottes und durch zeitliche Dcmuth, wie cs vor unser»
Augen dasteht. Habe ich in meiner Zeit etwas Gutes aus-
richten können, so gebet Gott dafür die Ehre! Was ich aus
menschlichen Schwächen gefehlt.habe, verzeihet es mir um
Christi willen. Ich weiß, dag ich in vieler Auge» ein
harter König gewesen bin. Aber die Zeiten werden kommen,
wo Schwedens Kinder mich aus dem Staube werden heraus-
scharren wollen, stünde cs i» ihrer Macht. Ich weiß auch,
dag die Schweden immer bei der Hand sind, gemeinsam zu
handeln, und langsam, che sie sich entzweien. Ich sehe vor-
aus, dag mancherlei Jrrthünicr aufkomnie» werden. Darum
bitte und ermahne ich Euch: Haltet Euch streng an Gottes
Wort! Sehd der Obrigkeit gehorsam, einig untereinander!
Meine Zeit ist bald vorbei. Ich bedarf keiner Sterndeutung
oder anderer Weissagung. Ich kenne in meinem eigenen
Leibe die Zeichen, daß ich bald heim fahren soll. Folgt mir
alsdann mit Encrii treuen Fürbitten, und wenn ich meine
Augen zusammengelegt habe, lasset meinen Staub in Frieden
ruhen!"

vor ihm steht ein Tisch, auf welchem eine Laute, ein
Schreibzeug und ein Crdglobns liegen. An der Wand
hängt Luthers Porträt in Cranachs Styl, in einen alt-
vätcrischen Nahmen eingefaßt, das ganze Zimmer ist in
demselben Styl. Das Licht fällt durch zwei Cvrridore
mit ausgezeichnetem Effect. Die Brüder nähern sich ehr-
furchtsvoll; der eine trägt die Bibel, eingebunden in
blauen Sammt mit silbernen Beschlägen; der andere
legt feierlich seine Hand auf dieselbe, als wenn er spräche:
Nun ist das Wort Gottes auch Schweden zu Theil ge-
worden. Der König reicht mit Freundlichkeit ihnen seine
Hand. — „Gustav führt das Hauptbanner in der Schlacht
bei Brämkyrka I5l8." Auf einem schnaubenden, feu-
rigen Hengst stürzt sich Gustav mit der Fahne in der
Hand vorwärts, gefolgt von Rittern mit gezogenen
Schwertern und von Knechten mit erhobenen Lanzen;
kühne und kraftvolle Gestalten. Im Vordergründe sieht
man die Leiche eines gefallenen Soldaten; das Blut,
welches aus seiner Wunde rinnt und in den Sand
strömt, ist mit schauererweckender Treue gemalt. Im
Hintergründe sieht man ein lebendiges Handgemenge,
Lärm und Getöse, Flucht und Vertheidigung, Kampf-
geschrci und Todesrufe. Einige Dänen entreißen einem
Schweden die Fahne, er setzt ihnen jedoch verzweifelten
Widerstand entgegen; denn Sieg! Gustav kommt! —
„Gustav vor dem Rath zu Lübeck löl9." Ein altvätcri-
scher, düsterer Saal auf dem Rathhause; aus massiven,
in den Wänden befestigten und mit künstlichem Schuitz-
werk verzierten Bänken sitzt der versammelte Rath in
schwarzen Mänteln; durch das hohe schmale Fenster
strömt ein reicher Sonnenstrahl herein, der auf dem
Boden Lichtschcibe» bildet. In der Mitte der Beleuch-
tung steht Gustav mit der Hand auf der Brust und mit
dem Ausdruck stolzer, selbstbewußter Kraft. Dicht neben
ihm Erick Banner mit zusammengeballter Hand und dro-
hendem Blick. Die Bürgermeister und Rathsherrn sehen
einander an, stutzig über des Jünglings Rede. Sie sind
bereits gewonnen. — „Gustav zu Rankhyttan in Da-
larne 1520," in Dalkarlcntracht gekleidet mit abgcschnit-
tencm Haar, rundem Hut und dem Flegel auf der
Schulter will er eben über die Schwelle in die Scheune
treten, wo zwei Männer dreschen. Ein wenig abwärts
steht das Mädchen, welches unter Gustavs Vadmelsjakke
einen seidenen Halskragen hat hervorschimmern sehen,
und sie offenbart dem Hausherrn ihren Argwohn. —
„Gustav, der zu den Dalkarlen bei Mora 1520 spricht."
Es ist an einem der Weihnachtstage und er steht auf
einem Hügel in der Nähe des Kirchhofes in einem Kreise
horchender Zuhörer.

(Schluß folgt.)
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