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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0440
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427

1) Das berühmteste ist das Altarblatt, den Tod der
Maria darstellend, welches sich ehedem in der Kirche
Sta. Maria im Capitol zu Köln befunden und aus der
Boissere'eschcn Sammlung in die Münchner Pinakothek
gekommen ist. Da das Bild durch die davon gefertigte
Lithographie den Kunstfreunden allgemein bekannt ist,
wird hier eine nähere Angabe überflüssig.

2) Eine Wiederholung deö Bildes im Kleinen mir
Aenderungen kam aus der Wallrafischen Sammlung in
das städtische Museum zu Köln. Cs trägt das Wappen
des von Hackenep, kaiserlichem Wechsler in Köln, ein
weißes Roß in rothem Felde, und die Jahrszahl 1515.
Nach dem im Gemälde angebrachten Wappen der nieder-
ländischen Maler- und Glaser-Brüderschaft des H.Lucas,
drei silberne Paletten in blauem Felde, scheint unser
Künstler Mitglied derselben gewesen zu seyn. Im Ganzen
ist cs flüchtiger wie das Münchner Bild behandelt und
scheint für des Bestellers Hauscapelle gefertigt worden
zu seyn.

3) Die Münchner Pinakothek bewahrt noch ein kleines
Bild,, eine Ruhe auf der Flucht nach Aegypten (Nr. 64
S. 172), ein unbedeutenderes Werk des Meisters.

4) Die Bildergalerie im Belvedere zu Wien besitzt
zwei kleine Madonnenbilder von ihm, das eine in feiner
früher», das andere in seiner später» Manier ausgcführt.
Sie sind mit den falschen Jahrszahlen 1518 und 1520
bei dem Monogramm Dürers bezeichnet, welchem letzter»
sic auch ehedem zugeschrieben worden sind. (S. Catalog
Nr. 16 S. 16 und Nr. 20 S. 195.)

5) Ein kleiner Altar mit Flügeln im Museum zu
Neapel zeigt in der Mitte den gekreuzigten Heiland,
Maria und Johannes zu den Seiten, Magdalena an
dem Fuß des Kreuzes. Das Flügelbild, links den Do-
natar mit drei Söhnen und seinen Schutzpatron S. Mar-
cus, gegenüber dessen Frau mit zwei Töchtcrchen und
ihre Patronin die h. Margaretha. Das oben angebrachte
Familienwappen besteht in einem gebogenen Arm und
drei goldenen Nägeln. Außen ist grau in Grau die
Verkündigung gemalt.

6) Ein vorzügliches Werk des Meisters ist das Altar-
blatt mit Flügeln, welches Senator Jobelinans Schmitgen
imJahr 1525 in die Pfarrkirche S. Maria in Littorc zu Köln
(Liskirchen genannt) gestiftet hat, und das nun zur Zierde
des Städcl'schen Kunstinstituts zu Frankfurt«. M. dient.
Nachricht hierüber erhalten wir in des Acgidio Gclcnio
de adiniranda sacra cl civili magnitudine Coloniae,

1745. 4. S. 410, wo von derParochialkirche S. Maria in
Littorc berichtet^wird'. Praecipuum hujus ecclesiac ino-
numentum el oriiamcntum inter cxcellcnliora arlis

ich nicht gesehen. Es soll jetzt die Inschrift Schoo-Ie i5so
tragen. Durch den Geistlichen jener Kirche weiß ich aber,
baß nur die Buchstabe» orle 1530 alt sind.

pictoriac Opera cst tabula repraesentans Divain Vir-
ginein dolorosam cum Salvatore iioslro in sinum cx
crucc deposilo , et aslanles B. Mariam Magdalenam
el S. Johanncm Apostoluin; liuius speclandac causa
arlis cullorcs solent acccderc ecclesiam, ca donala
esl a Jobelino Schmitgen Senalore Agrippincnsi Anno
1524. — Auf dem Hanptbild befindet sich außer der Dar-
stellung des vom Kreuze abgenommenen Christus, welcher
von den Seinen beweint wird, noch der Senator Schmitgen
in der Tracht seiner Zeit und schmerzlich verehrend nach
dem Heilande blickend, ein vorzüglich schön gemaltes
Bildniß. Auf dem einen Flügelbild hält die h. Veronica
das Schweißtuch mit Christi Antlitz und auf dem andern
Joseph von Arimathia die Dornenkrone. Die Figuren
von halber Lebensgröße, sind nur bis an die Knie ge-
sehen. Auf der Außenseite der Flügel ist grau iu Grau
eine Verkündigung gemalt. Die Ausführung des Bildes
ist eben so sorgfältig als meisterlich, die Färbung kräftig-
milde und harmonisch. Im Allgemeinen noch sehr nie-
derdeutsch und fern vom dirccten italienischen Einfluß.
Dieser Umstand, und daß es im Jahr 1524 gefertigt
worden, zu welcher Zeit Schooreel nach Vasari und van
Mander bereits seine frühere niederländische Manier in
die italienisch-raffaelische umgewandelt hatte, sind an
sich hinlängliche Belege, daß dieses Bild, und auch vorher
erwähnte, nicht von jenem Niederländer herrühren können,
wie ohne alle Beweise hiefür ist angenommen worden.
Eine freie Nachahmung unseres Bildes ist im Berliner
Museum unter Nr. 81 ausgestellt.

7) Ein anderes Werk der spätern Epoche unfers
Meisters befindet sich im Pariser Museum. Das größere
Bild zeigt gleichfalls einen vom Kreuze abgenommenen
Christus von Maria gehalten und von zwei andern
Frauen und Johannes betrauert; dabei der Donatar und
seine Frau mit ihren Schutzheiligen dem h. Antonius
von Padua und der h. Barbara. In dem darüber befind-
lichen Halbkreise die Stigmatisirung des h. Franciscus,
und in der Altarstaffel das Abendmahl, halbe Figuren,
die in den Motiven an Leonardo da Vinci erinnern.
Auch die Anordnung des Ganzen deutet auf eine Be-
kanntschaft mit Italien. Woher das Bild nach Paris
gekommen, ist mir unbekannt; irrig wird es dort dem
jünger» Holbein zugeschrieben.

Bilder aus der Schule unsers Meisters trifft man
öfters, und alle stammen, so viel mir bewußt, aus den
Rheinlandcn, namentlich aus Köln und der Gegend,
wodurch die Annahme, daß er der Kölner Malerschule
angehört, noch fester begründet wird. In dieser Bezie-
hung ist ein Madonnenbild mit Seitenbildern, welches
Dr. Waagen in seinem Buche „Kunst und Künstler in
England" il. S. 464 beschrieben, von besonderem In-
teresse, indem er die inner« Malereien auf den Flügeln,
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