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die h. Agnes und Johannes den Evangelisten darstellend,
in Art und Weise unserm Meister nahe verwandt findet,
wahrend er die äußern, Laurentius und Dorothea vor-
stellend, bestimmt dem Bartholomäus de Brnyn zu-
schreibt. Das Bild befindet sich zu Alton Tower, dem
Landsitze des Grafen von Schrewsbnr», der es von Herrn
Bettendorf in Aachen erkaufte.

Bartholomäus de Brnyn a u S Köln.

152/» - 1560.

Das enge Verhältnis! dieses Meisters mit dem
vorher erwähnten ergibt sich noch ans einem andern^Ge-
mälde, den h. Hieronymus in Betrachtung vor einem
Todtenkopfe darstellend, welches in der Münchner Pina-
kothek (Nr. 79) dem sogenannten Schoorecl (dem Lehrer
des de Brnyn) selbsten zugeschrieben wird, obgleich der
Farbcnanftrag flüssiger und breiter ist, die Carnation
mehr in's Nöthliche geht, als dieses bei Letzterem vor-
kommt; im Allgemeinen aber beurkundet es allerdings
eine sehr nahe Verwandtschaft mit den später» des ältcrn
Meisters. Ein ganz ähnliches Gemälde, wie dieses ans
der Sammlung des Pfarrers Fochem ans Köln stam-
mende, erwähnt Di-. Waagen in Althorp, dem Landsitze
des Grafen Spencer, welches noch mit zwei Flügelbildern
versehen ist, aber dort irrig dem Albrecht Dürer zuge-
schrieben wird.

Ein Hauptwerk von B. de Brnyn, mit der Jahrs-
zahl 1534, ist der Hauptaltar in St. Victor zu Xanten,
worüber auch noch eine Urkunde vom Jahr 1536 vor-
handen ist. Da Prof. Kugler im „Museum" 1836
S. 397 genau darüber berichtet und das Gemälde auch
in seinem Handbnche angeführt, so begnüge ich mich hier
darauf hinzuweisen. In seinen später» historischen Bil-
dern unterlag de Brnyn mehr und mehr dem italieni-
schen Einfluß, wodurch bei ihm das Individuelle und
Charakteristische immer mehr verbannt wurde und ein
Idealismus einriß, der sich mit hohlen, conventioncllen
Formen ohne Leben und Geist gefällt. Später unter '
einem Sprauger artete derselbe zur widerlichsten Manier
aus. Auch von dieser idealistischen Richtung besitzt die
Münchner Pinakothek mehrere Bilder von de Brnyn,
welche einem Hausaltare angehörten und die Kreuzab-
nahme Christi, den h. Stephan und Gereon darstellen.
Weit vortheilhafter zeigt sich unser Meister in seinen
Porträten, welche mit viel Sin» für Natnrwahrheit be-
handelt und breit und geistreich gemalt sind. Das Kölner
Museum besitzt aus der Wallrafischen Sammlung mehrere
ausgezeichnete Werke dieser Art, z. B. das Porträt des
Arnold von Browiller vom Jahr 1535 und die des Sals-
burger und seiner Frau, mit der Jahrszahl 1549 be-
zeichnet. Auch in andern Gemäldesammlungen trifft
man öfters Porträte von unserm Meister, die aber ge-

wöhnlich dem bekannter» Hans Holbein d. I. zugefchrieben
werden, obgleich dessen Behandlungsweise von der des
de Brnyn sehr verschieden ist. Das früheste bis jetzt
bekannte Bild von ihm trägt die Jahrszahl 1524, das
letzte 1560.

Einige Meister der Oestcrreichischen Maler-
schule des 15ten Jahrhunderts.

Daß auch in Oesterreich eine eigenthümliche Maler-
schule sich gebildet, ergab sich mir ans mehreren Gemäl-
den, die ich in Wien und im Kloster Neuburg kennen
lernte. Historische Nachweisungen hierüber mangeln in-
dessen noch gänzlich und sind von den Wienern Kunst-
forschern schnlichst erwartet. Nachstehendes sind die von
mir über diesen Gegenstand gesammelte Notizen, welche
zur Anregung weiterer Nachforschungen dienen mögen.

D. Pfenning 1449.

In der Galerie des Belvedere zu Wien befindet sich
unter Nr. 82 (Cat. S. 241) ein altdeutsches Gemälde,
Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern dar-
stellend. Rechts im Vordergründe die von den Frauen
umgebene, in Ohnmacht gesunkene Maria, umher eine
große Menge des Volks. Auf der Pferdedecke eines
Reiters steht: <1. pFEHMNG. 1449. ALS ICH CHVN.
und auf einer Fahne nochmals die Jahrszahl 1449. Der
Goldgrund hat eingedrückte Verzierungen. Die Zeichnung
im Allgemeinen ist zwar nicht correct, das Nackte be-
sonders nicht verstanden, aber bei etwas gestreckten Ver-
hältnissen der Gestalten nicht eckig und mager, sondern
etwas geschwungen in den Linien. Die Färbung ist klar,
aber ohne Tiefe, und da die Localfarben zu entschieden
hervortreten, ohne Harmonie. Daß unser Maler ein
Oesterreicher gewesen fcy, geht zwar aus Vorstehendem
nicht bestimmt hervor, wird aber höchst wahrscheinlich
durch gewisse Eigenthümlichkeiren des beschriebenen Bildes
mir andern von mehreren ihm folgenden Meistern aus
Oesterreich, die sehr verschieden von den gleichzeitigen
in den Niederlanden, Ulm und Nürnberg sind.

(Schluß folgt.)

Nachrichten vom November.

Akademien und Vereine.

Berlin, i k. Nov. Die gestrige Nersaiumlung des wissen-
schaftlichen Kunstvcreins erhielt durch die vorgelcgten land-
schaftlichen Skizzen und Studie» von Pipen ha ge» in Prag
ein besonderes Interesse. Obschon einfarbig braun, find sie
doch von wahrhaft magischer Wirkung, indem sie sic» unter
den Augen des Beschauers immer reicher zu entwickeln schei-
nen. Sie erinnern an Salvator Rosa. — Prof. Brandt
legte die von ihm geschnittene würitembcrgischc Jubilaums-
.Medaille vor, welche ans der Hanptseite das Bildnis, des
Königs, auf der Kehrseite eine Württcmbergia mit einer
Mauerkrone, die Verfassungsurkundc yaltend, und eine Clio
zeigt, welche auf die Tafel der Geschichte die vb RegicrungS-
jahre verzeichnet. — Prof. Z a h n zeigte eine große Anzahl
Mosaiken aus saracenischen und normannischen Gebäuden vor,
an denen siel, der Uebergang von dem Styl der Saracenen
zu dem der Normannen sehr deutlich Nachweisen ließ. Eine
Auswahl dieser Mosaiken wird in dem Werke: „Ornamente
aller classischcn Kunstepochen" initgetheilt werden.

Verantwortlicher Redactcnr: von Schorn.
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