Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 22.1841

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3203#0442
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2Y. 104.

Kunstblatt.

BonnerHag, -eil 30. Decembcr ^8^1

Deitrüge zur Kenntniß der alten Maierfchiüen
in Deutschland vom 13"" bis in das 16 - Jahr-
hundert.

(Schluß.)

Meister E r i S. 14ss.

Von ihm geschieht Meldung im Wiener Stadtarchiv,
wo unter dem Jahre 1466 angegeben ist, daß eine gewisse
Summe vermacht worden sep, um in der Stephanskirche
das Fenster ob dem Sayrer und auf den St. Ulrichs-
altar bei demselben eine Tafel fertigen zu lassen. Der
Maler Gris habe für das Altarblatt 70 Pfund Pfennige
erhalten. (S. Innere Merkwürdigkeiten der Stcphans-
kirche in Wien. 1800 S. 15.) Ob das Gemälde noch
vorhanden, ist mir unbekannt.

Meister R. F. 1491.

Die Galerie des Belvedere besitzt vier große Tafeln,
welche auf beiden Seiten mit Gegenständen aus der Lei-
densgeschichte bemalt sind. Die eine ist mit R. P. 1491
bezeichnet; alle haben Goldgrund mit eingedrückten Vcr- j
zicrungcn. Die Figuren sind schlank, aber nicht hager, !
die Bewegungen meist richtig, wenn gleich zuweilen eckig;
die Gewänder sind scharf gebrochen; die Färbung ist klar,
in den Schatten saftig.

Meister K, E. 1501 — lsor.

Den Gemälden des Meisters R. P. in mancher Be-
ziehung verwandt, aber weit milder im Ausdruck der
Physiognomien und lieblicher in den Charakteren, sind
verschiedene mit R. E. bezcichnctc Bilder in der Gemälde-
sammlung des Klosters Neuburg bei Wien. Die Aus-
führung scheint in Tempera zu seyn, die aber bei der
Vollendung einen Ueberzug von Oclfirniß erhalten hat.
Vier der kleinern Bilder enthalten Gegenstände aus der
Legende vom h. Leopold, dem Gründer des Klosters.
Zuerst die Erlegung eines Ebers; sodann wie Margraf
Leopold von Oesterreich nochmals auf die Jagd zieht;

drittens wie er den Schleier in einem Hollunderstrauch
findet, der ihn an sein Gelübde, ein Kloster zu gründen,
erinnert; viertens wie er die Kirche und das Kloster
Neuburg erbauen läßt. Letzteres ist 1501. R. E. gezeichnet.

Von demselben Meister befinden sich in derselben
Sammlung die ganze lebensgroße Figur des h. Leopold
(gest. 1136), welcher als Stifter des Klosters Ncnburg
eine Kirche hält. Er hat einen scharlachrothcn, mit
Hermelin gefütterten Mantel an; eben so ist auch die
Mütze. Dieser Abbildung, auf Goldgrund mit ein-
gedrückten Verzierungen, scheint ein älteres Vorbild zu
Grunde gelegen zu haben. Gezeichnet 1507. R. E.

Von Schülern dieses Meisters befinden sich hier noch
viele kleine Gemälde, die alle dieselben Eigenthümlich-
kciten zeigen, aber weniger fein in der Zeichnung, we-
niger lebendig und anmnthig im Ausdruck der Köpfe
sind. Zu denselben gehören unter andern vier kleine
Darstellungen ans dem Leben Johannes des Täufers
und eine große Folgcnreihe mit Gegenständen aus dem
Leben Christi.

M c i st c r NBL. 15*1.

Aus derselben Schule ist auch ein hier noch befind-
liches Gemälde mit kleinen Figuren beizuzählen, welches
die Geschichte der Herodias darstellt und obiges Zeichen
trägt. Zuerst zeigt es uns Herodias in hohem präch-
tigen Saale zu Tische sitzen; dann links, wie ein Henker
im Begriff ist, dem vor ihm knicenden Johannes dem
Täufer den Kopf abzuschlagen, und zuletzt, wie die Tochter
der Herodias mit der Schüssel hinzutritt. Viele Per-
sonen stehen dabei, und im Vordergründe sind zwei
Windspiele angebracht.

Alle die hier zuletzt verzeichneten Bilder sind unter
sich sehr verwandt in der Art der Darstellung, Zeichnung,
Färbung und Bchandlungsweise der Tcmpcrafarben.
Zwar sind darin auf's entschiedenste mancherlei Indivi-
dualitäten erkennbar, allein sie gehen nicht aus den
Schranken einer Schule, welche von allen andern bis
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen