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''vi40

Zur Geschichte der italienischen Malerei.

Aoanzo.

In der Galerie Colonna in Rom, im ersten Saale, befindet
sich ein kleines Bild der Kreuzigung Christi mit Johannes,
Maria und Magdalena, das, obschon nicht werthvoll, doch
einige Aufmerksamkeit verdient. Johannes ist in mäßiger Be-
wegung gehalten und eine Gestalt nicht ohne Empfindung;
Maria ist roh in Zeichnung und ini Ausdruck ihres Schmerzes;
die Magdalena am Fuße des Kreuzes ist fast eine (obersiäch-
liche) Wiederholung derselben Gestalt in dem Bilde der Kreu-
zigung von Giotto in der Arena zu Padua. Am Querholz
des Kreuzes sieht man die Ansätze der Aeste. Der Styl des
Bildes ist durchaus der eines Giottisten, ohne alle Andeutung
etwaiger Weiterbildung und Eigenthümlichkeit. Dieses Bild
trägt die Unterschrift in deutschen Lettern: IacolttlS Ve
aitacijs ve iionom» f. Nun wird bekanntlich als Meister
der Freskomalereien in der Capella S. Felice des Santo und
in der Capella S. Giorgio daneben angegeben „Jacopo Avanzo
da Verona o da Bologna" und ich habe mich durch Buchstabcn-
reste, die bei der 1837 durch mich ausgeführten Wiederherstel-
lung der letzter» sichtbar wurden, bestimmen lassen, den Meister
derselben „Jacopo Avanzo Veronese" zu nennen. (Vgl. die
Wandgemälde der S. Georgen-Kapelle zu Padua von E. Förster.
Berlin 1841.) Steht nun fest, was sich auf den ersten Blick
ergibt, daß der Maler des kleinen PässiousbildeS in der Galerie
Colonna der Meister der Paduanischeu Fresken weder seyn noch
je werden konnte, so ist nur zweierlei möglich: entweder ich
habe die Buchstabenreste falsch ausgelegt und die altern Nach-
richten von Avanzo, als einem dort betheiligten Meister, waren
gleichfalls falsch; oder es gab außer dem Jacopo Avanzo Bo-
lognese auch einen gleichzeitigen Avanzo Veronese, dessen Vor-
name erst noch zu ermitteln wäre, und dem die Arbeiten in
Padua zufielen. Lanzi nennt den Bologner Maler Jacobus
Pauli, auch Jacobus Avantii, und er konnte nach dem, was
ich in der Mezzarata bei Bologna und sonst an mehreren Orten
in Bologna von ihm gesehen, recht wohl der Maler der kleinen
Tafel in Colonna seyn. Ein Jacobus Veronensis aber, der im
Pal. Pisani zu Padua 1394 die Hauskapelle gemalt hat, ist
weder der Bologneser Avanzo noch der Meister der S. Georgen-
Kapelle, der demnach, bis die Geschichte uns eines bessern be-
lehrt, zum Unterschied von dem Jacopo Avanzo Bolognese bloß
Avanzo Veronese zu nennen seyn wird.

Ernst Förster.

Nachrichten vom Januar.

Akademie» und Vereine.

Berlin. I» der Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom
7. Januar beschloß Herr Lepsins seine nculiche Vorlesung über
dieProportioncn statuarischerWerke in der ägyptischenKnnst (s. Nr. 5).
Nach niehrsacher Besprechung über deren Inhalt gab Herr Panofka
verschiedene Mitthcilnngen. Es ward zuvörderst eine zu Neapel erst
ganz neuerdings erschienene Vervollständigung der Talosvase durch
vier Figuren vorgclegt und besprochen. Sehr unerwartet gibt diese
inschriftlich die Namen der DioSknren für zwei Figuren, in denen
Herr Panofka auch jetzt noch wie früher eher Thescus und Peirithoos
zu erkennen geneigt war. wobei die Bemerkung nahe lag, daß Irrun-
gen in den Nanicnsinschriften griechischer Gefäßmalereieu nicht un-
erhört sind. Sodann richtete Herr Panofka die Aufmerksamkeit der
Gesellschaft auf zwei Trinksprüche, deren einer MAMO lautet, ans
einem kleinen schiffähnlichen nolanischen Gefäß im BlacaS'schen
Museum eiugckratzt, während der andere MAMEKAI JIOTEO auf
einer gemalten Volcenter Amphora aus dem Munde einer Varbitvn-

spiclerin hcrvorgeht: mit Ausgleichung einiger sprachlichen Schwie-
rigkeiten glaubt Herr Panofka dieselben den bekannteren Gefäß-
inschrifte» yaTpe r.ai stiei, nmu me et bibe, gleichsetzen zu dürfen.
— Herr Bö tticher setzte seine Erörterungen über die Dresdener
Kandclaberbasis fort. Statt auf der zweiten Seite desselben die
Wiedereinsetzung dcS Dreifußes anerkennen zn dürfen, glaubte er von
! seiner am ncnlichcn Wiuckelmannsfest vorgetragenen Deutung des
Dreifußes, als Dionysosgrab, nicht abgehen zn dürfen, stimmte
jedoch der gangbaren Deutung der dritten Seite als Fackelwcihe durch-
aus bei. sofern in den Fackeln sich bacchischeS Rebholz erkennen ließe.

Königsberg. Am KrönnngSfestc, den 18. Januar, hat Prof.
Lob eck in der akademischen Aula eine Rede über das Gcniälde des
! athenische» Volkes von ParrhasioS gehalten.

Bauwerke.

Wesel. Der König von Preußen hat zur Ausbesserung der
hiesigen St. Martinskirche 5000 Thlr. geschenkt.

Malerei.

Wien. Der russische Thronfolger hat bei seiner jüngsten hie-
sigen Anwesenheit ein Genrebild von Waldmüllcr, eine Madonna
[ von Miguard, die Grazien von Battoni, Diana und Caltisto
von demselben, eine Revue österreichischer Truppen von H e rr m a n n
und eine Revue von Monte» in der Kcllncr'schcn Gemäldcsamm-
lung angekanfk.

Berlin. Unter den vielen hier lebenden tüchtigen Porträtmalern
zeichnet sich eine junge Dame, Fräulein MoseviuS, Tochter des
bekannten Kapellmeisters in Breslau, ans, welche es in der kurzen
Zeit ihrer hiesigen Kunststndien so weit gebracht hat, daß man ihre
Arbeiten denen der erfahreneren Meister an die Seite stellt.

Breslau. Der König hat der hiesigen Maria-Magdalenen-
Kirche ein schönes Glasgemälde bestimmt.

Vom. Der Maler Naht ans Wien hat in die Ausstellung
an Porta dcl Popolo ein bedeutendes Bild gegeben: Manfreds
Triumphei,izng in Luceria darstellend. Manfred wird von den be-
geisterten Einwohnern auf den Schild emporgehoben. Vor ihn, links
wird der Befehlshaber der Stadt, der sich der Anfnahnie des dem
päpstlichen Bann Verfallenen widersetzt hatte, gefesselt vor ihn ge-
bracht, die Schlüssel der Stadt werde» überreicht, während dahinter
malerische Gruppen von Frauen ihre Kinder emporhcben, den Helden
zn sehen, und die Banner im Winde flattern. Passende Bauten tut
Styl der Zeit schließen das Ganze ein. Andere Gemälde in dem
Studium desselben jungen Meisters sind: der Besuch des Bacchus
bei Ariadne; Arion, „der Töne Meister;" und ein erst begonnenes
Bild, Odysseus bei de» Phäaken.

Plastik.

Berlin. Das Palhengeschent des Königs für den Prinzen von
Wales ss. Knnstbl. v. I. 1842 Nr. 32) ist in der Wertstättc des
Hofgoldschmieds Hossaner nnnmehr vollendet. Ein kunstvoll er-
haben gearbeiteter Schild, nach Cornelius: Zeichnung, niodcllirt
von Fischer, in Silber gegossen von Wolf und Lamko, ciselirt
von Mertens, gibt in einer Reihe von Bildern religiöse Bezie-
hung zur h. Taufe. Den Anfang des äußer» Frieses bildet Christi
Einzug in Jerusalem; dann der Verrats) des Judas und dessen Fol-
gen, Tod, Grablegung und Auferstehung des Hetlandes; hierauf
Ausgießung des h. Geistes, Petri Predigt vor allerlei Volk, die
Taufe und Hinüberführnug ans die neueste Zeit durch das Jordan-
waffcr, welches durch Priester der englischen Kirche zur Taufe des
Prinzen von Wales gebracht wird, die Königin Victoria auf dem
Ruhebett, ihren Sohn im Arme haltend; ein eilender Bote meldet
die Ankunft des königlichen Pathcn aus Preußen, der auf dem
Dampfboot in Begleitung Alexanders v. Humboldt, des Generals
v. Natzmer und des Grafen v. Stolbcrg, durch die Nymphe der
Themse und durch St. Georg gastlich eingeführt wird, während
Prinz Albert, nebst dem Herzog von Wellington, die Schaale der
Gastfreundschaft darreichend, für die glückliche Fahrt opfert. Den
Mittelpunkt bildet ein Christuskopf in Gold, »m welchen sich ein
Kreuz mit der allegorischen Darstellung von Glaube, Liebe, Hoff-
nung und Gerechtigkeit gleichfalls in Gold gruppirt. Die Zwischen-
bildcr füllen Darstellungen aus dem alten und neuen Testament.
Kameen in Onyr, die zwölf Apostel, nach Flscher's Modell von
Calandrelli geschnitten, erhebe» sich auf Emaillebildern „ach
Stülcr'S Zeichnung. Ränder von Emaille und Nicllo, durch edle
Steine und Rosetten aus Mille Fiori gehoben, umgeben in Kreisen
die einzelnen bildlichen Darstellungen. Am Fuße des Schildes die
Inschrift in Niello.

Unter Mitwirkung von Or. Ernst Förster in München und Or. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'schen Buchhandlung.
Register
Ernst Förster: Zur Geschichte der italienischen Malerei: Avanzo Veronese.
 
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