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in der nächsten Fortsetzung des eben besprochenen Werkes wiederum
die intereffantesten Aufschlüsse zu erwarten.
2) Denkmale a l t d e u t f cf) e x Baukun st,
Stein - und Holzskulptur aus Schwaben.
Herausgegeben von G. C. Ferd. Thrän, Stadt-
baumeister in Ulm. In Kommission der Wohler'schen
Buchhandlung. Heft I und II. (Jedes Heft mit 5
litt).. Blättern und erläuterndem Tert in Fol.)
Das Unternehmen, welches unter deni vorstehenden Titel
ins Leben getreten ist, hat den Zweck, nicht sowohl jene großen
kirchlichen Monumentalbauten, bei denen die architektonische
Gesamnitanlage und die daran zur Erscheinung kommenden
allgenieinen ästhetischen und konstruktiven Prinzipien als das
zunächst Wichtige erscheinen, als vielmehr die kleineren Bau-
denkmäler und an ihnen (wie es scheint) vornehmlich die Be-
handlung des architektonischen Details, sodann jene mannig-
faltigen, der mehr dekorirenden Kunst angehörigcn Werke, welche
als Accefforien der Kirchen und Kloster und zun, Schmucke des
städtischen und bürgerlichen Verkehrs im Mittelalter gearbeitet
wurden, zur Darstellung zu bringen. In örtlicher Beziehung
werden diese Darstellungen auf die in den schwäbischen Lan-
den vorhandenen Denkmäler beschränkt seyn, wo indcß der
große Reichthum an Werken der bezeichneten Art und die Blüthe
mittelalterlicher Kunstthätigkcit — wir erinnern vornehmlich an
die mannigfach bedeutenden Leistungen der Künstlerfamilie der
Syrlin — eine doppelt erfreuliche Ausbeute gewähren — Der
Herausgeber hat sein Unternehmen von einem Standpunkte aus
eingeleitet, der die würdigste Erfüllung seiner Aufgabe, die
vielseitigste Belehrung für den in Aussicht genommenen Zweck
verspricht und in den vorliegenden Blättern bereits gewährt.
Seine Darstellungen beruhen auf einem ebenso vollkommenen,
frei künstlerischen Verständniß der betreffenden Gegenstände, wie
auf einer scharfen wissenschaftlichen Ergründung der Gesetze,
aus denen die Formation derselben hervorgegangen ist. Die
Zeichnungen bestehen in vollkommen auSgcführten Ansichten der
einzelnen Gegenstände, die uns dieselben in ihrer ganzen Er-
scheinung und Wirkung vorführen, und zugleich in den ver-
schiedensten Grundrisse» und Durchschnitten, bei welchen die
Maße überall aufs Genaueste angegeben sind. Der erklärende
Tert gibt hiezu die erforderlichen historischen und ästhetischen
Notizen und außerdem eine höchst sorgliche, selbst gelehrte Be-
rechnung der vorkommenden Maßverhältnisse und der Grund-
bezüge derselben.
Das Werk wird in verschiedene Abschnitte zerfallen, deren
Anfänge in den Blättern der beiden ersten Hefte vorliegen. Der
erste Abschnitt führt die lleberschrift: „Taufsteine, Ciborien,
Altäre, Tabernakel, Chor- und Kirchengestühle :e."
Hicher gehören 5 Blätter mit den in interessanten gothischen
Formen gebildeten Taufsteinen zu Heini „gen, Arnegg,
Suppingen, und einem sehr zierlich gebildeten Sitzschemel,
vom Chorgestühl der Klosterkirche zu Blaubeuren. — Von
dem zweiten Abschnitt, „Kapellen und Kirchen," liegen
bis jetzt 2 Blätter vor, welche den Grundriß und Details der
Kirche zu Faurndau, einer Sänlcnbasilika romanischen Sty-
les, enthalten. (Dieselbe wird im Ganzen auf 14 Blättern dar-
gestellt werden.) — Von dem dritten Abschnitt, „Oeffentliche
Brunnen," sind bis jetzt 3 Blätter gegeben, die zu den auf
11 Blätter berechneten Darstellungen jenes bekannten Brunnen-
dcnkmals zu Ulm gehören, das, unter dem Namen des „Fisch-
kastens" bekannt, von Jörg Syrlin im Jahr 1482 ausgeführt
und im Jahr 1840, auf Veranlassung der dortigen städtischen
Behörden und unter Leitung des Herausgebers, in erfreulicher
Weise wiederhergestellt ist. Die ausführliche Darstellung dieses
schönen gothischen'Architekturwerkes, wie dieselbe in den vor-
liegenden Blättern begonnen ist, wird gewiß mit besonders
lebhaften, Interesse begrüßt werden.
Dem ersten Hefte ist ein „Vorwort" von der Hand des
Herrn Professor Häßler zu Ulm beigegeben. Es heißt hierin
gegen den Schluß: „Kanin brauche ich hinzuznfügen, daß ein
solches Werk, welches uns wesentliche Theile der Hinterlassen-
schaft einer großartigen, in ihrer künstlerischen Bedeutung noch
lange nicht genügend verstandenen und gewürdigten Vorzeit
durch die getreuesten Nachbildungen in großem, deutlichem Maß-
stabe vor das Auge führt und so wenigstens ein Bild vor dem
Untergange rettet, seinen selbstständigen antiquarischen Werth
habe. Ein solches Werk kommt mir vielmehr vor wie eine
Janusgestalt. Blickt es einerseits rückwärts in die Vergangen-
heit und liefert uns Studienblätter für die Kunstgeschichte, so
blickt cs auf der andern Seite auch vorwärts in die Zukunft
und bezeichnet uns dieselben Blätter als Studien für künst-
lerische Bildung: wie sie denn unzweifelhaft auch für verwandte
Zwecke als Vorlcgeblätter in Gewerb- und polytechnischen Schu-
len mit Nutzen werden angewendet werden können." — Ich
kann dieß letztere nur mit vollkommener Ueberzengung bestäti-
gen. Die Gründlichkeit und Tüchtigkeit einerseits, die breite,
ücht künstlerische Behandlung andrerseits zeichnen diese Blätter
zu sehr aus, als daß man sie bei Zwecken der angedeuteten
Art — falls man nicht überhaupt das Auge vor dem Mittel-
alter verschließen will — außer Acht lassen sollte.
3) Die Grabmäler des Hauses Nassau-
Saarbrücken zu St. Arnual, Saarbrücken
und Ottweiler. Herausgegeben von Christian
Wilhelm Schmidt. Inhalt: Neun Kupfertafeln.
Trier, 1846. (Fol.)
Ein Heft, das sich seiner ganzen äußern Einrichtung nach
S den von Herrn Schmidt herausgegebenen und nunmehr vollen-
deten Trier'schen Baudenkmälern anreiht und als Supplement
! derselben aufzufassen seyn dürfte. Einige Darstellungen sind
I dieselben, wie schon in seinen Baudenkmälern. Die bei weitem
überwiegende Mehrzahl derselben enthält die Grabmonumente
der Kirche von St. Arnual bei Saarbrücken, welche ein förm-
liches Mausoleum des Hauses Nassau-Saarbrücken bildet. Ein
vorzüglich interessantes Monument gehört dem 14ten, ein an-
deres, ebenfalls von höherem Werth, dem löten Jahrhundert
an. Ihnen folgt eine große Anzahl von Denkmälern der spä-
teren Zeit des löten und ans dem 17ten Jahrhundert, mit
barocken Architekturen und sonstigen dekorirenden Beiwerken im
Charakter dieser Epoche versehen. Den letzteren reihen sich einige
aus dem Anfänge des 18ten Jahrhunderts an. Eigentlich künst-
lerisches Interesse gewähren nur jene früheren Werke, doch geben
auch die übrigen ein charakteristisches Bild für die wechselnden
Geschmacksrichtungen der verschiedenen Zeiten. Außer dem ge-
nealogischen Interesse (das unsre Zwecke natürlich nicht berührt)
sind diese Denkmäler zugleich, da sie überall die Bildnißgestalten
der betreffenden Personen enthalten, auch für das Kostümstudium
in mehrfacher Beziehung nicht unwichtig. Di- gestochenen Ab-
j bildungen bestehen in genauer Umrißzeichnung. F. K.
Nachricht über den Historien - «nd Glas-
maler Wolf Katzheimer.
Dieser zu seiner Zeit geachtete Künstler thciltc das Schicksal
mit vielen seiner Zeitgenossen des löten und lGtnt Jahrhunderts,
in der nächsten Fortsetzung des eben besprochenen Werkes wiederum
die intereffantesten Aufschlüsse zu erwarten.
2) Denkmale a l t d e u t f cf) e x Baukun st,
Stein - und Holzskulptur aus Schwaben.
Herausgegeben von G. C. Ferd. Thrän, Stadt-
baumeister in Ulm. In Kommission der Wohler'schen
Buchhandlung. Heft I und II. (Jedes Heft mit 5
litt).. Blättern und erläuterndem Tert in Fol.)
Das Unternehmen, welches unter deni vorstehenden Titel
ins Leben getreten ist, hat den Zweck, nicht sowohl jene großen
kirchlichen Monumentalbauten, bei denen die architektonische
Gesamnitanlage und die daran zur Erscheinung kommenden
allgenieinen ästhetischen und konstruktiven Prinzipien als das
zunächst Wichtige erscheinen, als vielmehr die kleineren Bau-
denkmäler und an ihnen (wie es scheint) vornehmlich die Be-
handlung des architektonischen Details, sodann jene mannig-
faltigen, der mehr dekorirenden Kunst angehörigcn Werke, welche
als Accefforien der Kirchen und Kloster und zun, Schmucke des
städtischen und bürgerlichen Verkehrs im Mittelalter gearbeitet
wurden, zur Darstellung zu bringen. In örtlicher Beziehung
werden diese Darstellungen auf die in den schwäbischen Lan-
den vorhandenen Denkmäler beschränkt seyn, wo indcß der
große Reichthum an Werken der bezeichneten Art und die Blüthe
mittelalterlicher Kunstthätigkcit — wir erinnern vornehmlich an
die mannigfach bedeutenden Leistungen der Künstlerfamilie der
Syrlin — eine doppelt erfreuliche Ausbeute gewähren — Der
Herausgeber hat sein Unternehmen von einem Standpunkte aus
eingeleitet, der die würdigste Erfüllung seiner Aufgabe, die
vielseitigste Belehrung für den in Aussicht genommenen Zweck
verspricht und in den vorliegenden Blättern bereits gewährt.
Seine Darstellungen beruhen auf einem ebenso vollkommenen,
frei künstlerischen Verständniß der betreffenden Gegenstände, wie
auf einer scharfen wissenschaftlichen Ergründung der Gesetze,
aus denen die Formation derselben hervorgegangen ist. Die
Zeichnungen bestehen in vollkommen auSgcführten Ansichten der
einzelnen Gegenstände, die uns dieselben in ihrer ganzen Er-
scheinung und Wirkung vorführen, und zugleich in den ver-
schiedensten Grundrisse» und Durchschnitten, bei welchen die
Maße überall aufs Genaueste angegeben sind. Der erklärende
Tert gibt hiezu die erforderlichen historischen und ästhetischen
Notizen und außerdem eine höchst sorgliche, selbst gelehrte Be-
rechnung der vorkommenden Maßverhältnisse und der Grund-
bezüge derselben.
Das Werk wird in verschiedene Abschnitte zerfallen, deren
Anfänge in den Blättern der beiden ersten Hefte vorliegen. Der
erste Abschnitt führt die lleberschrift: „Taufsteine, Ciborien,
Altäre, Tabernakel, Chor- und Kirchengestühle :e."
Hicher gehören 5 Blätter mit den in interessanten gothischen
Formen gebildeten Taufsteinen zu Heini „gen, Arnegg,
Suppingen, und einem sehr zierlich gebildeten Sitzschemel,
vom Chorgestühl der Klosterkirche zu Blaubeuren. — Von
dem zweiten Abschnitt, „Kapellen und Kirchen," liegen
bis jetzt 2 Blätter vor, welche den Grundriß und Details der
Kirche zu Faurndau, einer Sänlcnbasilika romanischen Sty-
les, enthalten. (Dieselbe wird im Ganzen auf 14 Blättern dar-
gestellt werden.) — Von dem dritten Abschnitt, „Oeffentliche
Brunnen," sind bis jetzt 3 Blätter gegeben, die zu den auf
11 Blätter berechneten Darstellungen jenes bekannten Brunnen-
dcnkmals zu Ulm gehören, das, unter dem Namen des „Fisch-
kastens" bekannt, von Jörg Syrlin im Jahr 1482 ausgeführt
und im Jahr 1840, auf Veranlassung der dortigen städtischen
Behörden und unter Leitung des Herausgebers, in erfreulicher
Weise wiederhergestellt ist. Die ausführliche Darstellung dieses
schönen gothischen'Architekturwerkes, wie dieselbe in den vor-
liegenden Blättern begonnen ist, wird gewiß mit besonders
lebhaften, Interesse begrüßt werden.
Dem ersten Hefte ist ein „Vorwort" von der Hand des
Herrn Professor Häßler zu Ulm beigegeben. Es heißt hierin
gegen den Schluß: „Kanin brauche ich hinzuznfügen, daß ein
solches Werk, welches uns wesentliche Theile der Hinterlassen-
schaft einer großartigen, in ihrer künstlerischen Bedeutung noch
lange nicht genügend verstandenen und gewürdigten Vorzeit
durch die getreuesten Nachbildungen in großem, deutlichem Maß-
stabe vor das Auge führt und so wenigstens ein Bild vor dem
Untergange rettet, seinen selbstständigen antiquarischen Werth
habe. Ein solches Werk kommt mir vielmehr vor wie eine
Janusgestalt. Blickt es einerseits rückwärts in die Vergangen-
heit und liefert uns Studienblätter für die Kunstgeschichte, so
blickt cs auf der andern Seite auch vorwärts in die Zukunft
und bezeichnet uns dieselben Blätter als Studien für künst-
lerische Bildung: wie sie denn unzweifelhaft auch für verwandte
Zwecke als Vorlcgeblätter in Gewerb- und polytechnischen Schu-
len mit Nutzen werden angewendet werden können." — Ich
kann dieß letztere nur mit vollkommener Ueberzengung bestäti-
gen. Die Gründlichkeit und Tüchtigkeit einerseits, die breite,
ücht künstlerische Behandlung andrerseits zeichnen diese Blätter
zu sehr aus, als daß man sie bei Zwecken der angedeuteten
Art — falls man nicht überhaupt das Auge vor dem Mittel-
alter verschließen will — außer Acht lassen sollte.
3) Die Grabmäler des Hauses Nassau-
Saarbrücken zu St. Arnual, Saarbrücken
und Ottweiler. Herausgegeben von Christian
Wilhelm Schmidt. Inhalt: Neun Kupfertafeln.
Trier, 1846. (Fol.)
Ein Heft, das sich seiner ganzen äußern Einrichtung nach
S den von Herrn Schmidt herausgegebenen und nunmehr vollen-
deten Trier'schen Baudenkmälern anreiht und als Supplement
! derselben aufzufassen seyn dürfte. Einige Darstellungen sind
I dieselben, wie schon in seinen Baudenkmälern. Die bei weitem
überwiegende Mehrzahl derselben enthält die Grabmonumente
der Kirche von St. Arnual bei Saarbrücken, welche ein förm-
liches Mausoleum des Hauses Nassau-Saarbrücken bildet. Ein
vorzüglich interessantes Monument gehört dem 14ten, ein an-
deres, ebenfalls von höherem Werth, dem löten Jahrhundert
an. Ihnen folgt eine große Anzahl von Denkmälern der spä-
teren Zeit des löten und ans dem 17ten Jahrhundert, mit
barocken Architekturen und sonstigen dekorirenden Beiwerken im
Charakter dieser Epoche versehen. Den letzteren reihen sich einige
aus dem Anfänge des 18ten Jahrhunderts an. Eigentlich künst-
lerisches Interesse gewähren nur jene früheren Werke, doch geben
auch die übrigen ein charakteristisches Bild für die wechselnden
Geschmacksrichtungen der verschiedenen Zeiten. Außer dem ge-
nealogischen Interesse (das unsre Zwecke natürlich nicht berührt)
sind diese Denkmäler zugleich, da sie überall die Bildnißgestalten
der betreffenden Personen enthalten, auch für das Kostümstudium
in mehrfacher Beziehung nicht unwichtig. Di- gestochenen Ab-
j bildungen bestehen in genauer Umrißzeichnung. F. K.
Nachricht über den Historien - «nd Glas-
maler Wolf Katzheimer.
Dieser zu seiner Zeit geachtete Künstler thciltc das Schicksal
mit vielen seiner Zeitgenossen des löten und lGtnt Jahrhunderts,