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'~/tf2S23 122

Kapitalist gewesen zu scy», und besaß im Riv Monti ein Haus,
nahe am Bogen de' Foschi gelegen, das er eine Zeitlang be-
wohnte, Zwei andere Häuser im Rione Ripa waren, wie ans
den Akten hervorgeht, mit Mauern und Fundament einem
Hause des Jnnocenzo Mancini so einverleibt, daß Lorenzo, um
eine Grube auf eigenem Grund und Boden zu machen, beim
Nachbar um Erlaubnis einkommen muß. Die Gewährung des
Gesuchs bedingt „Theilung aller hiebei zu Tage kommenden
Travertinsteine, Marmorblöcke und -Fragmente, auch aller
edleren Steine oder Metalle,"

Es geht aus dieser Uebereinknnst hervor, wie wichtig jede
Ausgrabung durch den Werth der damals aufgefundenen An-
tiken geworden.

Auch noch anderer von Muttcrseits ihm überlassenen Ein-
künfte des Lorenzo geschieht Erwähnung; Anno 32 aber scheint
das erste Haus baufällig gewesen, es wird abgetragen, wie in
einem neuen Kaufbriefe gesagt wird, der, wie die übrigen
Dokumente, die Familie einer bürgerlichen Wohlhabenheit ge-
nießend zeigt. — In dieser Ehe gebar Girolama fünf Kinder,
drei Mädchen: Silvia, Fulvia und Helena, und zwei Knaben:
Flaminio und Lorenzo, Allein der Bater stirbt jung — sogleich
bezieht die Wittwe mit dieser zahlreichen Familie ihres Bruders
Giulio Haus, dem die ganze Schwere der vergrößerten Ver-
waltung und der sich dadurch mehrenden Sorgen aufgebürdet
wird. 1

Leo X. hatte durch ein Breve Giulio die Präfektenstelle an
der Tiber gewährt (Tagliata genannt), welche er mit einem
andern römischen Bürger, Gianipietro Caffarello, gemeinschaft-
lich verwaltete und deren Emolumente sie theilten. Letzterer
war zugleich Vorsteher des Bezirks S, Eustachis. Um die ihn
wahrscheinlich überwachscnden Geschäfte zu vereinfachen und seine
Einkünfte zu sichern, verkauft Giulio diese Einnahme an Fausto
Caffarello, den Sohn des besagten Gianipietro, welcher ihm
dagegen das Miethgeld eines Via del Paradiso gelegenen Hauses
und eines Ladens, 80 Goldscndi oder Gvldducati an Werth,
überläßt. Dieß Aktenstück beweist, daß damals diese Münzen
den nämlichen Geldwert!) hatten und kann bei uns überkomme-
nen Notizen über Bilder und Kunstankäufcn zum Maßstabe der
Summen dienen.1

Bekanntlich verließ Giulio 1524 Nom und trat in Diensten
Federigo Gonzaga's, Marchese von Mantua. Bei seiner Abreise
hinterläßt er seinem älter,, Bruder Giambattista del Corno
Vollmacht und übergibt einen Theil seiner Mobilien und Knust-
sachen ihm zur Bewahrung. Das Verzeichniß derselben gibt
eine kleine Ilebersicht des häuslichen Besitzes, zu welchem ein
ausgezeichneter Künstler gelangte; die meisten dieser Gegenstände
mögen Geschenke gewesen sehn, die ihm seine Kunst erworben.

„Vier silberne Schalen. Zwei, jede 2'/a Pfund schwer,
zwei kleinere 1 Pfund 3'/3 Unze am Gewicht. Zwei Löffel von
Silber, an Gewicht l'/2 Unzen. Ei» Wolfszahn. Ein kleines
Kreuz von schwarzem Holz. Ein Jntaglio von Bergkrystall.
Eine Schachtel von Metall mit Blätter- und Schnörkelarbeit
verziert, nach Damastart gearbeitet und darin 30 Medaillen von
verschiedene», Gepräge. Eine andere Schachtel von Holz, in der-
selben 11 Bleimedaillcn mit verschiedenen Figuren. Eine schön
gearbeitete Schale. Sechs Männcrlarve». Eine andere weiße
Marniorschale. Zwei Tintenfässer. Eine antike Schale von
Terracotta. Eine große Muschel. Eine Meerschnecke. Sechs

' Giulio Romauo's Haus lag a Macel de' Corvi.

2 1490, während dcö Pontifikats von Jiinocenz VIH., galt der
Golddukat ,1 Earliu 2 Bajoc; 1507 (unter Julius II.) IO Farlin
oder Giuli und 80 Gran. (Zanetti nuove osservaz. su le monete
di Fuligno, Tomo II della raccolla p. 488.)

Büsten von Gpps. Ein kleines Basrelief in Ghps. Eine große
Tafel mit den Bildern der Jungfrau Maria und S. Johannes,
Ginlio's Werk. Ein kleines Gemälde nicht beendet. Einige
Wachsfiguren. Eine Kinderfigur in Thon. Eine antike kleine
Schale von Holz. Ein Beutel mit Ultramarin. Eine Büchse
mit Bleiweiß. Eine andere niit Wachsfigurinen. Ein Kasten
voll Zeichnungen, Kartons, Bücher und Schriften."

Allein schon am 16. März des Jahrs 1528 starb Giam-
battista del Corno; die kann, ihm entnommene Last sank zurück
auf Giulio's Schultern! — Durch Verwendung Francesco Gon-
zaga's, welcher als Gesandter des Marchese am Päpstlichen Hofe
weilte, gelang es ihm, seines Bruders Söhne zu versorgen,
und seiner Schwägerin Virginia gab er zur Ausstattung ihrer
Tochter Griseide 100 Goldscndi.

Laura und Silvia, Ginlio's Schwestern, waren früh und
unvermählt gestorben, auch seine beiden Brüder, Domenico und
Francesco, riß der Tod in voller Jugendblüthe zeitig ins Grab.
Beide starben ohne ein Testament zu hinterlaffen, demnach blieb
Giulio als Universalerbe des Namens und des ganzen Ver-
mögens der Pippi allein zurück.

Zwar trat Girolama Boni, Lorcnzv's Wittwe, mit auf
ei» früheres Darlehn begründeten Ansprüchen gegen ihn auf,
er stellte ihr aber die seinen für die mehr als zehnjährige Miethe
seines Hauses an Macel de Corvi, und die eben so lange Be-
nutzung seiner Vignen auf dem Esquilino entgegen, für welche
fie nie einen Heller ihm gezahlt. Girolama liebte den Bruder
zärtlichst, sie entsagte jeder Forderung — und unsere Akten
sagen nichts darüber, wie die Geschwister sich mit einander ab-
gefnnden.

I», Jahre 1546, noch ehe er das 44ste Jahr vollendet,
starb Giulio; er hinterließ zwei Kinder, Rafael und Virginia.
Daß Ersterer noch im Jahre 1551 in Rom war, beweist der
Kaufkontrakt über ein Pferd. Von Virginien sagt uns Vasari,
daß sie dem Hercules Malatesta zu Mantua sich vermählt.

Soweit die Nachrichten der römischen Zeitschrift.
Das zweite Schriftchen, 1783 in Mantua gedruckt, heißt: De-
scrizione storica delle pitture del Regio-Ducalc Palazzo
del Te, fuori della Porta di Mantova detto Pusterla.

ES ist eine sehr genaue Beschreibung des Jagd- oder Lust-
schlosses, das Karl V. zu Ehren von Federigo Gonzaga errichtet
ward, der bei dieser Gelegenheit vom Gefeierten die Herzogs-
würdeerhielt. DiescrhoheBesuch gab dem KünstlerGiulioGelegen-
heit, seinen wahrhaft schöpferischen Geist in zahllosen Erfindungen
anszuströmen; Triumphbögen, Perspektiven, Komödien in phan-
tastischen Trachten und Mummereien aller Art rief seine Zauber-
kraft hervor; der Kaiser und der neue Herzog waren gleich
zufrieden. Giulio hatte in Rom eine gute Schule durchgemacht,
er verstand es, der vollen Blüthenkrone seiner Feste die feinste
Schmeichelei zu verweben, den Olymp den irdischen Göttern zu
i öffnen, ohne an das Lächerliche zu streifen.

Baldaffar Eastiglione, der an Clemens' VII. Hofe als
Gesandter Mantua's weilte, war Ginlio's naher Freund; ihm
war cs gelungen, den allgefeierten Künstler dem Dienste Gon-
zaga's zu gewinnen. Mit welchem Jubel ihn der Fürst empfing,
welche Auszeichnung, welche Vortheilc ihm schon bei seinem
Eintritt entgegengebracht wurden, ist kaum zu glauben. Scharf
kontrastirten seine jetzigen und früheren Lebenszuständc. Wer
aufmerksamen Blicks den seltenen Begünstigungen folgt, die
ihm aus zufälligen Ereignissen wie aus der Anerkennung feines
Herrn erwuchsen, der wird begreifen können, wie der Traum
seine Seele erfaßte: ein zweiter Michel Angelo, in Mantua das
Haupt einer ihn um Jahrhunderte überdauernden Schule zu
werden. Vieles und Schönes gelang — Anderes überspülteu
die immer noch bewegten Wogen der Zeit; die Mittagshöhe der
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