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derung wohl in dcm Grafen von Burlington erreicht haben,
dessen ich noch gedenken werde, und der von Jnigo Jones auf
Palladio kam.

lieber die Familie dieses großen Meisters ist nichts bekannt
— er ward ohne Namen geboren! Sein Vater hieß Pietro, das
ist Alles, was man weiß; er scheint vor 1545 gestorben zu scpn.
Giovanni Andrea kam nach der gewöhnlichen Annahme am
30. November 1518 in Vicenza zur Welt; dicß ist bestritten, da
man ihn schon 1508 geboren werden ließ. ‘ Etwa fünfzehnjährig
arbeitete er als Handlanger oder Maurerlehrling zu Cricoli bei
Vicenza, wo Gian Giorgio Trissino, der bekannte Dichter
der Sofonisba und der Italia liberata da’ GoLi, sich die be-
rühmte Villa baute, die man wohl für Palladio's Werk ausge-
geben hat. Er entdeckte des Knaben Talent, gewann ihn lieb,
ward sein Lehrer und Beschützer; von ihm erhielt Andrea den
Namen Palladio, den er als Familienname annahm und der
auf seine Sohne überging. Triffino's Kenntnisse in der Archi-
tektur waren nicht gering: jene Villa, welche sein Vater im Jahr
1443 von den Badoer gekauft hatte und deren Umbau er zu
Anfang des lOtcn Jahrhunderts unternahm, kann dafür Zeugniß
ablegcn. Noch heute ist sie, vielbewundert, im Besitz der Familie.
Er wollte einen Traktat über die Baukunst schreiben; die Ein-
leitung ist vorhanden und bildet ein merkwürdiges Dokument.
Nachdem er erklärt, wie ehrenvoll, erfreulich und nützlich für
das Menschengeschlecht diese Kunst ihm erscheine, spricht er von
der Unzulänglichkeit des Vitruv und Alberti: „Ich habe das-
jenige, was Pitrnv an Angustus schrieb, fleißig studirt, finde
aber, daß, entweder weil Religion, Zeiten und Lebensweise sich
geändert, oder weil er nur flüchtig berührt, was zu seiner Zeit
Jedem bekannt, jetzt unbekannt ist, oder aber weil er eher für
Kunstverständige als für Unkundige, eher für solche, welche seine
Lehren an den Bauten prüfen konnten, als für nachfolgende
Jahrhunderte geschrieben, seine Worte großcnthcils für uns
dunkel bleiben, er schlecht verstanden wird und keinen hinreichend
unterweist, indem er wenig lehrt, während er sich zu zeigen be-
müht, daß er viel weiß. In seine Fußstapfen ist der Florentiner
Leon Batista Alberti getreten, in Wahrheit ein gründlicher Kenner
antiker Gebäude, wie überhaupt in den Wissenschaften bewan-
dert; abgesehen aber von seiner Weitschweifigkeit scheint mir,
daß er viel UeberflüffigcS hat, viel Nöthiges übergeht. So
wünsche ich denn der Welt eine Wchlthat zu erzeigen, und da
diese Schriftsteller mich nicht ganz befriedigen, suchte ich zum
mindesten mir selber zu genügen in Betreff der vielen Dinge,
die ich in dieser Kunst verlange." Es ist aber bei der Einlei-
tung geblieben. — Von Palladio's Jugendjahren und Studien
wissen wir sonst nichts, ebenso wenig über seine häuslichen Ver-
hältnisse. Er muß jung geheirathet haben, aber nicht einmal
der Name seiner Gattin ist bekannt geworden. Er hatte vier
Sohne und eine Tochter: der älteste, Marcantonio, findet sich
schon 1550 als Bildhauergchülse. Doch von diesen später. Die
erste, chronologisch mit Sicherheit anzugcbcnde Arbeit ist der
Palazzo Godi (jetzt Piovene-Porto) zu Lonedo im Viccntinischen;
er war im Jahr 1540 damit beschäftigt. Im folgenden Jahre
begleitete er seinen Gönner Trissino nach Rom. Dort begann er
das Studium der Antiquitäten, worin er so Bedeutendes leistete.

' Die Sache scheint mir keineswegs gewiß. Der älteste Bio-
graph Palladio'«. Paolo Gnaldo, im Jahr 1553 zn Vicenza
geboren und mit dem Künstler persönlich bekannt, schreibt mit kla-
ren Worten, daß er am 3». November 1508, am Tage des heil.
Andreas, zur Welt kan>. Die Notiz in Betreff des Bildnisses ist
jedenfalls zweifelhaft. Andere Zeugnisse finde ich nicht. Wenn aber
schon 1550 Marc Antonio, Palladio's Sohti, bei den Vildhancr-
arbeiten am Friese der Basilika zn Vicenza beschäftigt war, so
blinkt mich 1518 als Geburtsjahr für den Vater sehr problematisch.

„Ich bcgcib niich, sagt er in der Einleitung seines großen Werks
über die Architektur, an die Untersuchung der Reste der alten
Bauten, die uns, den Verwüstungen durch Zeit und Barbarei
zum Trotz, noch geblieben find. Da ich sie nun der Aufmerk-
samkeit in weit höherem Grade würdig fand, als ich im ersten
Augenblick mir vorgestellt, begann ich mit dem größten Fleiße
jeden einzelnen Theil zu messen, und vertiefte mich um so mehr
in diese Prüfung, da mir klar ward, wie Alles mit gutem Grund
und in schönen Verhältnissen geschaffen setz, so daß ich nicht
einmal, sondern wiederholt nach verschiedenen Theilen Italiens
und auswärts reiste, um mich vollständig darüber zu unterrich-
ten und Zeichnungen zu entwerfen." Daß er damals schon einen
Namen hatte, dürfte ein vom Pordenone gemaltes Bildniß be-
weisen, welches Temanza bei einem Engländer Namens Smith
in Venedig sah, mit der Inschrift: I!. Licinii opus. Andreas
Paladio A. Annorum XXIII. MDXL1.

Bei Gelegenheit der im September 1543 für den Bischof
von Vicenza, Kardinal Ridolfi, bei seinem Einzuge veranstalteten
Feierlichkeiten, wo ein Triumphbogen, Obelisken u. s. w. errich-
tet wurden, war Palladio unter den Architekten, die man damit
beauftragte. Im folgenden Jahre baute er zu Bagnolo den
Palast Pisani; 1545 finden wir ihn in der Heimath, wo ihm
u. A. Vermessnngsaufträge zu Theil wurden. Die erste Erwäh-
nung des größten Werkes, welches ihm in seiner Vaterstadt über-
tragen wurde, der Herstellung des sogenannten Palazzo della
ragione, findet sich im Oktober 1545, wo er Zeichnungen dazu
einreichte, wovon sogleich die Rede sehn wird. In diesem oder
zu Anfang des folgenden Jahres ging er dann nochmals nach
Rom; Rimini, Ancona, Capua, Neapel und, wie es scheint,
auch Pola in Istrien wurden zu jener Zeit von ihm besucht.
Ueberall zeichnete er die antiken Bauten. In Rom war er noch
im Juli 1547. In den Monaten Mai bis Juli 1548 verweilte
er zu Angarano im Bicentinischen, wo er den Palast für die
gleichnamige Familie baute; am 6. September wurde die Wahl
der Zeichnungen für den Palazzo della ragione beschlossen; am
5. Mai 1549 gab man Palladio's Plan den Vorzug. Da ihm
damit eine Arbeit anvertraut ward, die sich durch sein ganzes
Leben hinzog, so ist es nöthig, etwas umständlicher von dem-
selben zu handeln.

Die sogenannte Basilika oder der Gerichtspalast der Vicen-
tiner wurde im Jahr 1444, wenn nicht durchaus neugebaut
(was mir aus der Duealc — Befehl des Dogen ■— vom 5. März
genannten Jahres »ul reaedilieari facere valeat palalium
suurn quod pro parte combuslum cst et pro reliquo mi-
natur ruinam,« noch nicht hervorzugehen scheint), doch ganz
umgcbant und zwar im germanischen oder gothischen Styl. Das
Gebäude bestand aus dcm jetzt noch vorhandenen großen Saal,
von zwei Reihen Loggien umgeben, mit einer gewaltigen blei-
belegten Gewölbdecke. Schon im Jahr 1496 war dasselbe in sehr
traurigem Zustande und drohte den Einsturz; der Uebelstand lag
namentlich in der Konstrliktion der Portiken, indem der untere
nicht nur doppelte Bogenweite im Verhältniß zum ober» hatte,
so daß zwei der Bogen des zweiten Geschosses auf einem des
untern standen, sondern auch die Säulen zu schwach waren. Als
nun in jenem Jahre an der Westseite ein Theil einstürzte, mußte
man ans Abhülfe denken, und es wurde auch nach verschiedenen
Planen allerhand geschafft, indem man eine Zeitlang durch Ver--^
stärkung der untern Säulen zum Ziel gelangen zn können glaubte;
diese partiellen Arbeiten aber halfen nicht und im Jahre 1536
war das Nebel so gestiegen, daß man eine bedeutende Einnahme,
die Abgabe von den Jahrmärkten und die Pacht des Campo-
marzo, für die Restauration anwies undJacopo Sansovino
ans Venedig berief. Nach dessen Angabe scheint einiges geschehen
zu seyn; a uch im Jahr 1538 war er noch einmal zu diesem Zweck
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