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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 29.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.3220#0170
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164 SlM—

bedeutender Wirkung, welche zu erzielen cigenthüniliche Schwie-
rigkeit hatte, da das Brustgewand der Jungfrau ebenfalls sehr
hell gehalten ist. Die schönen Eigenschaften, die man einst an
der Madonna di Casa Tempi deffelben Künstlers rühmte, finden
fich hier zu ungleich größerer Vollendung gesteigert und man
kann nicht ohne wahre Freude diese liebevolle Behandlung sehen.
Haar und Gewand stimmen damit überein, und das Landschaft-
liche in seiner kräftigen und nialcrischen Haltung, der h. Joseph
ganz im Schatten im Hintergrund, bildet einen Rahmen zu den
bei all ihrer Zartheit klar und bcstimmthervortretenden Hauptfiguren.

In Betreff des Bildes wäre manches zu sagen. Es ver-
läugnet den modernen Charakter nicht, am wenigsten in der
reizenden aber etwas üppigen Gesichtsbildung der Madonna; es
ist indeß in den Linien ziemlich einfach und ruhig, und durch
die Konzentrirung des Lichtes und die über die ganze Komposition
auögegvssene Harmonie für den Kupferstecher dennoch ein glück-
licher Gegenstand. Jesi hat von diesen Eigenschaften, welche
einiges Minderschöne vergessen lassen, den besten Vortheil zu
ziehen gewußt und ein in jeder Hinsicht treffliches Werk geliefert,
welches in der Gesammtwirkung wohl sein vorzüglichstes sehn dürfte.

Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, daß die große Zeichnung,
welche dieser Künstler nach dem, dem Raffael zugeschriebenen
Abendmahl im vornialigcn Refektorium von Sant' Onofrio unter-
nommen hat, sich ihrer Vollendung naht. Die Dimensionen sind
etwas größer als die des Morghen'schen Cenacolo; die Zeichnung
macht durch Treue und geschickte Wiedergebung ihrem Urheber
alle Ehre. Der Streit über die Autorschaft des Bildes ist von
Rosini in einem Supplementbande zu seiner Geschichte der
Malerei wieder ausgenommen worder, freilich nicht mit jener
kritischen Schärfe, welche den Gründen der für den Urbinaten
kämpfenden Gegner, gegen welchen doch vielleicht manches sich
einwenden ließe, viel anhaben dürste. Rt.

Lithographie.

1) Große Fuldabrücke auf der Friedrich-
W i l h e l in s - N o r d b a h n bei G u n t e r s h a u s e n.
Ausgenommen von Friedrich Müller, auf Stein
gezeichnet von W. Ammon.

2) Viadukt auf der Main-Weser und
Friedrich-Wilhelms-Nvrdbahn bei Gunters-
Hausen. Ausgenommen von Fr. Müller, auf Stein
gezeichnet von W. Ammon.

3) Kassel und Wilhelms höhe. Nach der
Natur ausgenommen von Fr. Müller, auf Stein
gezeichnet von W. Ammon.

Diese drei große» Blätter sind bei W. Amnion, vormals
L. Zöllner in Berlin gedruckt und ans dem Verlag von G. E.
Volkmann in Kassel hervorgegangen. Nr. 3 ist eine große
Mittclansicht der kurhessischen Residenz in ihrer berühmten Lage
mit dem Blick nach denn Park und Schloß von Wilhelmshöhe,
umringt von kleineren Veduten ans der Stadt und deren Um-
gebung, namentlich den Gebäuden, Gartenanlagen und Wasser-
künsten von Wilhelmöhöhe. Nr. t und 2 stellen zwei merk-
würdige Werke der Eisenbahnarchitektur unserer Zeit dar. Diese
beiden Blätter sind mit Kraft und ungezwungen ausgeführt,
und lassen auch die landschaftliche Umgebung in angemessener
Wirkung hervortreten. Daö erste Blatt eignet sich zu einer
übersichtlichen Erinnerung an die schöne Stadt, an de,reu Ge-

schichte sich so viele große und schmerzliche Momente der reli-
giösen und politischen Entwickelung Deutschlands knüpfen. eil.

Nachrichten vom Juni.

Plastik.

Derlen. Ein Kunstwerk, welches dem vaterländischen Gcwerb-
fleiß zn großer Ehre gereicht, ist ein von Sr. königl. Hoheit dein
Prinzen Waldemar von Preuße» dem englischen Svgen Jnfanterie-
regiment bestimmtes Ehrengeschenk, ans einem großen, etwa 2'/,
Fuß hohen silbernen Ehrenbecher oder Humpen bestehend, der auS
der Werkstatt des königl. Hof-Goldschmieds Hossancr hervorgc-
gangen ist. Die Anordnung des Kunstwerks, nach der Zeichnung
Sr. königl. Hoheit gemacht, trägt ganz das Gepräge des orientali-
schen SthlS: den F»ß bildet der Stamm einer Fächerpalmc, dereit
Krone, mit ihren weit hinausragenden Blättern, als der Untersatz
des eigentlichen Körpers des Bechers erscheint und ans welcher dieser
ruht. Die Vergoldung des Stammes und der Blätter nimmt sich
gegen den silbernen Körper des Bechers sehr gut aus. Der letztere
ist mit einem Basrelief umgeben, ans de», eine Scene ans dem
mörderischen Feldzüge der Engländer gegen die Sikhs, an den Ufern
des Sutlcdsch, dargestellt ist, und zwar der Moment, wo das eng-
lische Heer stürmend gegen die Veste der Sikhs vorgeht, ein Kampf,
an welchem bekanntlich der tapfere Prinz den thätigste» Antheil
»ahm und bei welchen, sein treuer Begleiter, der De. W. Hoffmeister
den Tod fand, welche Begebenheit ebenfalls auf dem Basrelief ver-
ewigt ist. Oben um den Rand des Bechers läuft eine Inschrift.
Den Knopf des Deckels des Bechers bildet eine geschinackvoll ange-
ordnctc Trophäe von indischen Waffen. Das Ganze macht, unge-
achtet seiner Größe, einen sehr gefälligen Eindruck. — Die Zeich-
nung zu der Darstellung der Gefechte ist von Sr. königl. Hoheit
dem Prinzen selbst nach der Natur gemacht worden; die Reliefs sind
von Wolfs modellirtnndvon dem geschickten Ei selenrM er teils ciselirt.

Stuttgart. Die beiden Pferdebändiger, welche der Bildhauer
Hofer hier modellirt und in Carrara in Marmor anSgeführt, her-
nach über Holland zn Wasser und de» Neckar herauf bis Cannstatt
gebracht und auf eisernen Schienen bis in den hiesigen Schloßgarten
transportirt hat, sind an Ort und Stelle auf einem schönen Platze
zwischen dem oberen und unteren Thcil des Schloßgartens nnn-
mehr anfgerichtet, jedoch ihrer hölzerne» Umhüllung noch nicht ent-
kleidet worden. Dean hofft, es werde dieß im Lauf des Seplenibers,
des Gebnrtsmonats der Königin, der Kronprinzessin und des Königs
geschehen.

Holzschnitt.

London. Tlu! boltle. von Georg Cruikshank, in einer
, Reihe von 8 Blättern die Folgen der Trunkenheit darstellend, The
(lriinkanl’s children, Fortsetzung des Obige» in gleichfalls 8 Blät-
, kern, die Schicksale der verwahrlosten Kinder eines Trunkenbolds
j enthaltend. Geistvolle Zeichnungen, die an Hogarth erinnern.

Literatur.

Äniwcrpcn. F. BogaertS; De ln deslinatien des pyra-
»lides d’Egypie. gr. 8.

Nom. Dein. D i a in i I I a ; Memorie mimismatiche per
l'anno 1847. Zwei Hefte in Quark.

London. W. Lloyd; 0n coins of Crotona.

William Stirling; Amials <>f the artists of Spain. Drei
Bände in gr. 8. XLI11 und 1481®. Eine spanische Kunstgeschichte
bis zum Jahr 1800. Künstlerische Zugaben sind die schön gestoche-
nen Bildnisse der berühmtesten spanischen Maler und Nachbildungen
berühmter Gemälde, welche mit der Malergeschichte in Verbindung
stehen; auch eul» de lampe, die nod) nach vorhandenen Monumen-
ten in Spanien gezeichnet sind.

Im Verlage von D. Reimer in Berlin ist so eben er-
schienen:

Auswahl

landschaftlicher Radiimngen

von

C-. W. Kolbe.

2 Hefte (i> 8 Blätter). Preis für jedes Heft 2 Thlr. 21) Sgr.
ans chines. Papier 4 Thlr.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Äuglet in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'scheu Buchhandlung.
Register
en.: Lithographie: 1) Große Fuldabrücke auf der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn bei Guntershausen. Aufgenommen von Friedr. Müller, auf Stein gez. Von W. Ammon. 2) Viadukt auf der Main-Weser und Friedrich-Wilhelms-Nordbahn bei Guntershausen. Aufgenommen von Friedr. Müller, auf Stein gez. Von W. Ammon. 3) Kassel und Wilhelmshöhe. Nach der Natur aufgenommen von Friedr. Müller, auf Stein gez. von W. Ammon.
 
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