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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 29.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.3220#0171
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Ä „ » st v l a 1 t.

W 42

Literatur.

Die Malerei auf ihre einfachsten und
sichersten Grundsätze zurückgeführt. Eine
Anweisung, mit ganzen Farben alle Halbtöne und
Schatten ohne Mischung zu malen. Von Liberal
Hundcrtp fun d. Augsburg, I. Walch'schc Kunst- k.
Handlung, 1847 (133 S. 8., mit 3 lithogr. Tafeln
und 24 Farbedrücken).

Diese neue Anweisung zur neueren Oelmalerei (mit bloßem
Lein- oder Mohnöl) soll, dem Vorwort re. zufolge, durch
ihre ungemeine Kürze und Allgemeinhaltung in der Beschreibung
die „jungen Schüler" weniger ängstlich machen und ihnen das
Malen sehr erleichtern, durch „Wenigermachung der vielen ma-
teriellen Farben" oder Zurückführung aller Farben auf die drei
idealen Stammfarben; durch Einthcilung aller (Lokal-) Farben
und (Schatten-) Töne in „warme" und „kalte" (ohne besondere
Mischung der Lokalfarben); durch alleinige Mischung und allcnt-
halbige Anbringung von Schatten-) Gegensatz-Farben und Tönen
aus den drei Hauptfarben, woraus sich — immer einer die
Priorität belassend — eine „undenkbare Zahl von Tönen, die aber
alle zum Tode sich hinneigten," zur beliebigen „warmen" oder
„kalten" Tonstimmung ' voraus mischen1 * 3 ließen — so
daß man B., wenn braune Draperien gemalt werden sollten,
Blaubraun mit Orangcblaugrau
Violettbraun mit Gclbblaugrau
Rothbraun mit Grünblaugrau
Orangebraun mit Blaublaugrau
Gelbbraun mit Violettblaugrau
Grünbraun mit Rothblaugrau

untermalen und mit den Vorgesetzten braunen Gegensatztönen
übermalen müsse, um solchergestalt die Lokalfarbe und ihren
Schatten zugleich, und zwar er st er e nur durch einen „sat-
teren" Auftrag des Braunen oder nicht ganz gleichmäßige"

1 „ES gibt Maler, welche, anstatt daß sic die natür-

lich e F a r b e (L o k a l f a r b e) w i c d e r g e b e n (,,»d dieselbe nur
gehörig in Licht und Schatten setzen) sollte», einen all-
gemeinen To», einen warmen oder kalten über das Bild verbreiten"
(oder auch jede» einzelnen Theil des Bildes nur entweder
warm oder kalt betonen), S. Goethe's Farbenlehre § 134.

3 Also gibtS, ungeachtet der im Titel enthaltenen Versicherung
vom Gegentheil, doch auch bei dieser neuen Methode gar viel zu
mischen; es mögen diese Mischungen auch nur in den „hauptsäch-
lichsten Versetzungen der drei Eta,unifarben» — welche Vor aus-
misch UN gen aber bei dieser (Hnudkrtpfund'scheu) Malwcife
gerade noch einmal so zahlreich sind, als die Anzahl
der Lokal färben groß ist ■— bestehen.

3 Darum aber nur, weil Herr Hundertpfuud die Lokal fär-
ben nicht besonders znsammcnscht und in dem, stets
schon auS ganz einfacher Vcrtheilnng von Blau, Roth
und Gelb oder ans den einfachsten Gegensätzen hcr-
vorzubringc» stehenden, richtigen durchsichtigen Schat-
ten tni t anbringt, — und daher bei seinem ganz anderen, viel
umständlicheren Verfahren, das offenbar ohne die größte Ge-
schicklichkeit sehr leicht zum Bunten führt, ohne jene un-

Sonnabend den 26. August 1848.

Vereinigung beider Gegensatztöne hervorzubringen, und endlich
durch ausführlichste Abhandlung des „Primamalens," wodurch
man das „Höchste in der Malertechnik" soll erreichen können,
falls man es eben so mache wie ein „Gaukler," der sich näm-
lich durch noch so vieles Fehlen oder Mißlingen doch nicht ab-
schrecken lasse, sondern „immerwährend eine und dieselbe Hand-
lung wiederhole, bis es endlich gehe;" — durch welches (eigentlich
bloß für flüchtige Skizzen sich eignende) undurchsichtige
Gleichfertigmalen aber nimmermehr ein eben so einfaches
und schönes, durchsichtiges Kolorit, wie aus einer Untermalung
und einer geeigneten Uebermalung zu erlangen steht, sondern
Alles „schwerfällig" und bunt-„fleckig" wird,' wenn
man gleich dem Herrn Hundert Pfund folgt und zuerst auch
bei einem „Anstreicher einige Zeit in die Lehre" geht (s, S. 107).

Um, einem unwiderstehlichen innern Drange folgend, auch
das Meinigc zur Erreichung des von Herrn Hundertpfund auf
jene Art erstrebten Ziels (d. h, zur Zurückführung der Malerei
auf ihre einfachsten und sichersten Grundsätze, die aber auch
durchgängig richtig angewandt sehn wollen, wozu daher
der „junge Schüler" einer speziellen Anweisung nothwen-
dig bedarf) unter schrittweiser Ebnung des nächsten Weges,
behufs Abschncidung langer Versuchswege, die das
rasche und fröhliche Vorwärts sch reiten im höchsten
Grade hindern, beizutragen, habe ich mich mit den deßhalbi-
gen theoretischen und praktischen Vorarbeiten schon seit wenig-
stens 20Zähren, aber bisher gezwungenermaßen leider nur neben
hinderlichen Amtsgeschäften, in wenigen Erholuugsstundcn be-
schäftigt, in der Absicht, dereinst eine spezielle, gründliche
und umfassende Anleitung, eine ganz deutliche Maler-
sprachlchre, eine von jedem Anfänger leicht zu be-
greifende umständlich genaue Beschreibung eines
ächt kunstmäßig und vollständig geregelten Ganges
in der Malertechnik herauszugeben, deren dringendes Be-
dürfniß dadurch anerkannt worden ist, daß einer ,unserer ersten
Kunstrichter in Nr, 22 des Kunstblatts von 1847, S. 86, bei
Anzeigung und Bcurtheilung der kleinen Schrift des k. k, akad.
Raths und Professors Waldmüller in Wien über „das Bedürf-
niß eines zweckmäßigeren Unterrichts in der Male-
rei h. ausgesprochen hat. Jedenfalls sch das Ziel, das derselbe
erstrebe, das richtige: daß der Kunstjünger leichter und rascher
und dennoch nicht weniger gediegen als die Alten schaffen
lernen müsse, wenn ein besserer Zustand herbeigeführt werden
und auch den Künstlern selbst ein größerer Nutzen erwachsen
solle; welches Ziel aber nur auf einer sehr gründlichen und
ernst behandelten Basis zu erreichen stehe, besonders da es
scheine, daß unsere Künstler im Allgemeinen, d, h, der Mehrzahl
nach, „vornehmlich deßhalb, weil die alten Schultradi-
tionen abgerissen sehen," zu mühsam, zu langsam rc. ar-
beiteten, Wie gegründet solches Urtheil seh, zeigt sich besonders,

gleichmäßige Auftragung der klcbennalnngsfarbe, sonst alle drei
Slammfarbcn z» einem bloßen Schattcngran sich vereinigen,
und er also dann gar n i ch t S L o ka l fa rb ig eS mehr haben würde.

' Vcrgl. Kunstblatt Nr, 6 von 1841.
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