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bedenklich scheint) zur Hälfte herab und wir haben nun fort-
während die Sorge, daß der Mann im nächsten Augenblick, um
den Mantel zu retten, seine monumentale Stellung verlassen
muß, so wohl diese überlegt seyn mag. Wichmann's Talent
scheint mir nach einer andern Richtung als der der historisch-
monumentalen Skulptur hin zu liegen.

Anderes, wie eine große Marmorgruppe, Amor und Psyche,
von Berges, wie ein Amor in Marmor von E. Hopfgarten,
wie ein Gypsmodell des eiseugepanzerten Kurfürsten Friedrich Ik.
von Brandenburg, etwa im Schwanthaler'schen Style, von W.
Stürmer, und wie eine Anzahl von Schülerarbeitcn hat auf
nähere Betrachtung nur mäßigen Anspruch. Das lebensgroße
Modell eines Jünglings, der in ziemlich lebhafter Bewegung eine
Gans trägt, von Piehl, ist wohl gearbeitet, wenn man auch
die dargcstellte Situation nicht recht versteht, ebenso der Marmor-
kopf eines Knaben, von A. Fischer. — Eigenthümliches Inter-
esse gewähren ein paar Arbeiten von B. Afingcr, eine Statuette
der Maria mit dem Kinde, und ein kleines Bronzcrclief mit der
Darstellung der Auferweckung des Lazarus, das für einen Grab-
stein des Johanniskirchhofes zu Nürnberg bestimmt ist. Afinger
hat in diesen Arbeiten mit feinem Sinn, wenn auch nicht eben
mit reiner Naivität, die mittelalterliche Behandlungsweise, be-
sonders wie sie bei Peter Bischer erscheint, nachgcähmt. — Vor-
zügliche Bedeutung hat eine Anzahl von Thierskulpturen von
Will). Wolfs, die thcils für den Bronzeguß bestimmt, theils
schon als Bronzen ausgestellt sind. Bereits auf der vorigen
Ausstellung hatte dieser Künstler mit ähnlichen Arbeiten allge-
meine Bewunderung hervorgerufen; auch dießmal zeigt er sich
der ganzen Organisation des thierischcn Lebens und aller leiden-
schaftlichen Erregung desselben, in Hunden, Panthern, Löwen,
Ebern, Schlangen, mit Meisterschaft mächtig. Ein Rehbock und
ein Elennhirsch von Bürde, ein Neufoundländer Hund in
Lebensgröße von Möller haben ebenfalls, wenigstens als gründ-
liche Porträtarbeiten, ihren Werth. — Einige, mit freier bild-
nerischer Zierde versehene Dckorationsarbeiten der hiesigen köuigl.
Eisengießerei haben nicht ganz so angesprochen, wie frühere Ar-
beiten dieser Anstalt. Man vermißte in etwas den edleren Styl
in der Gesammtanordnung und die mehr klassische Durchbildung
in den Skulpturen, die ihre größeren Leistungen sonst auszu-
zeichnen pflegte.

(Schluß folgt.)

Die Amsterdamer Kunstausstellung.

Ende Septembers.

Die zu Ende des vorigen Monats eröffnete Kunstausstellung
zählt 580 Nummern; die Kunstwerke sind meist holländischen
Ursprungs, doch haben auch belgische und französische Künstler
Beiträge geliefert. Historische Gemälde sind ungefähr 15 vor-
handen , die man aus dem Chaos der Seestücke, Landschaften,
Stillleben und Genrebilder, welche Fächer wie gewöhnlich am
reichsten vertreten sind, ordentlich heraussuchen muß. Da in
Holland das Fach der Historie die verhältnißmäßig geringste Auf-
munterung findet, so sind die meisten jener Bilder von jüngeren
Künstlern und mehr als Studienbilder zu betrachten.

Unter denselben zeichnen sich aus: die Rettung des Mopses,
sowie eine Sündflnthsscene von Wynseld in Amsterdam; Luther
und sein Freund Alerius, der an seiner Seite vom Blitz erschla-
gen wird, von Egenberger; die Mutter der Machabäer mit
ihrem jüngsten Sohne von K»lisch; die nach dem Grabe .des
Heilandes gehenden Frauen von Landelle in Paris. Die Mag-
dalena Moons, welche den spanischen Befehlshaber Valdez bittet,
die Belagerung von Leyden noch drei Tage auszusetzen, von

> Opzoonicr, einem Schüler und Nachahmer de Keyser's, gehört

! mehr dem historischen Genre an, verdient aber eine Erwähnung,

i Das Porträtfach bietet außerordentlich wenig Gutes. Van Bc-

! veren hat nichts ausgestellt; das Porträt des Prinzen Heinrich

j der Niederlande, Admirals der königl. Marine, von N. Piene-

man, findet bei dem großen Publikum eine gute Ausnahme
und zeichnet sich durch seinen Umfang und eine sonderbare An-
ordnung aus; der Prinz, in ganzer Figur dargestellt, lehnt
nämlich ans dem Verdeck stehend an einer Kanone, die in natür-
licher und kolossaler Größe mit allem Zubehör gemalt ist. Die
! Kanone ist unstreitig besser behandelt als der Prinz, und wirklich

>- von großer Naturwahrheit; man könnte das Bild seiner Auffas-

j jung nach in jetziger Zeit für eine scharfe Satyre halten, wenn

nicht die Gesinnung des Herrn Pieneman als sehr royalistisch
bekannt wäre. Ein Frauenporträt von Schwartze, einem frü-
heren Zögling der Düsseldorfer Schule, ist unstreitig das beste
Porträt der Ausstellung, wenn auch die Malerei noch Manches
zu wünschen läßt.

Im Genre zeichnet sich David Blcs aus dem Haag durch
Originalität und Frische aus; seine beiden Bilder, Tochter und
j Vater, sowie die eingebildete Krankheit des Seelsorgers, dem die
Verse des Boileau:

..Mais de (ous les morteis, gruce am devotes ämes,

Niil n’esl si bien soigne, qu’un directeur de fetnmes" —

zu Grunde liegt, find eben so pikant gedacht als trefflich gemacht,
i Nicht minder launig, aber nur skizzenhaft behandelt, ist ein Bild
j von Biard, wo ein penstonirter Offizier, ein wahres Original,
j eine Gesellschaft Damen und geistlicher Herren in seinem bizarr

j auögcschmückten Garten herumführt; einer der Geistlichen schaut

j neugierig in eine Grotte hinein, aus deren Dunkel ein nacktes
Venusbild hervorglänzt. Besser noch, wenn auch klein, ist die
Ruhe nach dem Bade von Biard; es ist eine Odaliske, wollüstig
I auf einem Teppich hingestreckt, wie sie sich von einer schwarzen
Sklavin die Fliegen von dem reizenden Leib fächeln läßt, welche
nun unbarmherzig über das schwarze Gesicht der Dienerin her-
fallen, die sich das ganz gemüthlich gefallen läßt. Von den zahl-
reichen Genrebildern sind sonst noch zu bemerken: eine Einquar-
tierüngsscene von Cornet in Leyden, eine altholländische Küche
von H. van Hove, ein Fischmarkt bei Lampen- und Mondlicht
von van Schcndel, eine Bewahrschule von Canta in Rotter-
dam u. s. w.

Wie auf allen holländischen Ausstellungen sieht man auch
hier eine große Menge Bich und Thierstücke; Ochsen, Schafe,
alte Schimmel in ihren Ställen hängen in allen Ecken. Ein
! Bildchen von Vcrbo ekh ov en, ein Hühnerhof, ist allerliebst
und die kleinen Hundestücke von Cunäus und Gempt in Am-
i sterdam sind originell und gut behandelt; Bilder von Moeren-
houi, Verschür und van den Berg fehlen gleichfalls nicht.

; Bcaume aus Paris hat eine Bärenjagd in den Pyrenäen zur

Ausstellung geschickt.

Von den Landschaften hat B. C. Kockkoek in Cleve die
besten geliefert; vortrefflich ist eine Landschaft bei stürmischem
Wetter, sowie eine große Waldlandschast bei untcrgehender Sonne,
zugleich ausgezeichnet mit Vieh .staffirt; von Schclfhout sicht
man gleichfalls einige kleine aber reizende Bildchen. Sehr vielen
Beifall findet auch eine große norwegische Landschaft von Gude
in Christiania, die an Achenbach erinnert. Waldorp hat farben-
j Helle und schöne Kanalansichten ausgestellt, sowie Louis Meyer-
treffliche Seestücke in Gudiüs Manier; sonst sind noch gute Ar-
beiten von Dreibholz, Gruiter, Dübourg und Andern zu
finden.

Schöne Architekturstücke sieht man von Karsen in Amster-
dam, sowie von Springer, Genisson undBosboom, doch
sind die Bilder des Letzteren von etwas konventioneller Färbung.
Register
W.: Die Amsterdamer Kunstausstellung.
 
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