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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 5.1824

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https://doi.org/10.11588/diglit.13082#0415
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Nr. 98

K u n st - B l a t t.

Montag, den 6. December 1824.

Ucbcr die Kolosse von Monte Cavallo.

(Beschluß.)

Gegenwärtige Aufstellung.

Nun habe ich Ihnen zum Schluffe noch einige Be-
merkungen über die Aufstellung dieser Bildsäulen bepzu-
fügen; denn daß sic ursprünglich nicht auf die Weise, wie
wir sie jetzo sehen, mit ihren Pferden zusammen gestan-
den, ist augenscheinlich. Durch das öftere Versetzen von
einer Stelle auf die andere, bald nach diesem, bald nach
einem andern Plan, mußten nothwendig unsere Gruppen
sehr wesentliche Veränderungen erleiden. Es ist unsres Wis-
sens bereits das drittemal, daß dieselben sind vcrsezt
worden, und bey jeder Versetzung wahrscheinlich auch eine
etwas veränderte Aufstellung erhalten haben.

Daß unsre Gruppen schon viele Jahrhunderte auf
dem Quirinalischen Hügel stehen, und sich stets aufrecht
über der Erde erhalten haben, läßt sich zum Tbeil schon
ans der Benennung vermuthen, die der Quirinal von
diesen Pferden erhalten und im Mittelalter schon ge-
führt hat. Auch wird von den frühern Schriftstellern
fast einstimmig angenommen, daß Constantin diese Kolos-
se mit ihren Pferden nach dem Quirinal vcrsezt und
dort vor seinen Bädern ausgestellt habe. Vor diesen, von
deren Ruinen noch bis zur Zeit Pauls des Fünften ein
großer Theil zu sehen war, wie uns Nardini als Augen-
zeuge berichtet, standen diese kolossalen Gruppen auf den
Fußgestellen, die sie bev ihrer Aufstellung unter dem
Constantin erhalten hatten, bis zur Zeit Sirtus des
Fünften, welcher dieselben durch den Architekt Fon-
tana von dort wegnchmen und auf dem Platze vor dem
päpstlichen Palast- von Neuem aufstellcn ließ. Bey dieser
Versetzung bekamen unsere Gruppen auch andere Fußge-
stelle, und wurden mir neuen Inschriften versehen; jene
früheren Fußgestelle aber eingerissen, und somit auch die
alten Inschriften vernichtet. — Später, unter Urban dem
Achten, wurden jene zur Zeit Sirtus des Fünften vom
Kardinal Silvio Antoniano verfaßten Inschriften zum
Theil abgeändert und verbessert. — So blieben unsere
Kolosse bis zur Zeit Pius des Sechsten, welcher, um

diesen Platz noch mehr zu verschönern, jenen Obelisken,
der vor dem Mausoleum des Angustus war gefunden wor-
den, dort aufzurichten befahl. Der Baumeister Gio-
vanni Antinori, welcher diese Operation zu leiten
hatte, ließ seinem Plan zufolge die bepden Gruppen et-
was auseinander rücken, um in ihrer Mitte Raum für
den zu errichtenden Obelisken zu gewinnen; bey welcher
Gelegenheit unsere Kolosse sammt ihren Pferden aber-
mals eine andere Richtung bekamen, damit sie eine
doppelte Fronte nach vorne und nach den bepden Sei-
ten gewähren möchten. Demzufolge wurden die Pfer-
de etwas mehr nach vorne, die Kolosse aber nach
den Seiten gewendet, wodurch nach der Ansicht des
Baumeisters zwar ein architektonisches Ganzes erzweckt
wurde, unsere Gruppen aber um so schlimmer da-
bey wegkamen, indem man sich ihrer nicht als selbst-
ständiger Kunstwerke, sondern als architektonischer Glie-
der bediente, welche nach Willkür zu gebrauchen die
Baumeister, sich stets für berechtigt hielten; eine Marime,
wodurch zu nicht geringem Nachtheil der Kunst schon so
viele Kunstwerke sind mißbraucht worden. — Unter der
glorreichen Negierung Pius des Siebenten ward endlich
dieses Compositum arcliitectonicum durch die Fontaine,
welche zwar schon früher mit im Plan war, aber erst im
Jahr i8i5 hinzukam, zu einem vollständigen Ganzen er-
hoben. Wir haben dieses namentlich dem Av. Fea zu
danken, welcher durch seine unermüdete Betriebsam-
keit und seinen Eifer für die Erhaltung und Verschö-
nerung öffentlicher Denkmale, es endlich dahin brachte,
daß jene Granit-Tasse, von 27 Palmen im Durchmesser,
welche seit Jahrhunderten auf Campo Vaccinv den Ochsen
zur Tränke gedient hatte, und bereits in Schlamm ver-
sunken war, von dort weggenommcn, das Schadhafte daran
ausgebessert, und endlich zwischen den bepden Pferden in
der Mitte vor dem Obelisk aufgestellt wurde, wodurch
sowohl das Denkmal, als der Platz unendlich an Schön-
heit gewannen.

Auch wurden diese kolossalen Gruppen schon zu ver-
schiedenenmalen ergänzt und ansgebessert. Wahrschein-
lich ist es, daß dieselben im Mittelalter, weil sie immer
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