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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 6.1825

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https://doi.org/10.11588/diglit.13083#0256
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nur daS Icztgenannte Werk mit dem daneben hängenden
von Glvver vergleichen, welches Scene im Walde von
Epping überschrieben ist und den Charakter des Ep-
ping-Waldes n'cht weniger stark verläugnet, als den der
Natur: dem Katalog zufolge soll es an Ort und Stelle
gemacht sepn; dem ist jedoch gewiß nicht so: es ist fede-
rig, sanft und weichlich in seinem Charakter und hat so-
gar Berge in der Ferne, die so luftig sind, daß die Wol-
ken Platz haben, sich auf ihre Gipfel herab zu senken.
Der Name ist entweder ein Jrrthum, oder, was auf eins
heranskömmt, Glvver malt so viele Gemälde, daß er
vergißt, wo er seine Gegenstände ausgenommen hat. Es
sind nicht weniger als zwanzig Gemälde von ihm in der
Ausstellung, unter denen freylich das genannte das
schlechteste ist; wir hätten desselben nicht erwähnt, wenn
es nicht so auffallend in Kontrast träte mit einem, das
in derselben Manier und von einem Künstler gearbeitet
ist, der vielleicht die Grundsätze dieser Manier nicht besser
versteht als Glover selbst, der aber Achtung genug vor
der Natur und seiner Kunst, wie vor dem Publikum hat,
um fick die Mühe zu nehmen, jene Grundsätze in An-
wendung zu bringen, was Glvver selten thut. Der
-Fahnenträger von F. Z). Hurlston. Wir wünschen
diesem Gemälde einen bessern Platz; es zeugt, wie we-
nige, von durchdringendem Studium der alten Meister.

Heaphy batte in die vorjährige Ausstellung meh-
rere große Stücke gegeben; in der diesjährigen ist keines
von ihm, das von charakteristischem Verdienst wäre, oder
einer besondern Aufmerksamkeit würdig. Das An-
genehmste ist „Gehülfsckaft" überschrieben — eine Scene
zwischen einem ländlichen Liebenden und seiner Schönen:
es ist aber zahm und schwach, verglichen mit dem, was
der Künstler gewöhnlich erzeugt. — Ein irländisches
Fischer m ädchen von d e m se l b e 11 ist nicht besser, ob-
gleich die Wahl des Gegenstandes glücklich und die Dar-
stellung charakteristisch ist. . “

Wir zeichnen noch „Porträts von vier Töch-
tern des A. Vroking" von G- 2- Noble aus, vor-
züglich in Betracht des Farbentones, der durch seine Au-
muth und Lieblichkeit überaus anziehend ist. Die Anord-
nung betreffend, so bemerken wir, daß der Maler, der
vier schöne Mädchen in eine Gruppe vereinigen will, sich
eine größere Aufgabe stzt, als bloßes Portratiren und
eine liebliche Fardenverthcilung. Es fehlt dem Ganzen
an Ruhe, nicht an Flitter.

In dem Vorzimmer der Ausstellung ist das Porträt
der Miß Mitford von Haydou, ein Hauptstück;
Roberts bat daselbst eine bewundernswürdige und sehr
charakteristische Ansicht der Cathedrale zu Rouen
gegeben und Hofland und Lrnton zwey oder drei)
schöne Landschaften. Besonders ist hier zu bemerken
M 0 r t 0 n' s l e z t e r Pinselstrich oder vielmehr l e z-
teo nan bau legen (finishing touch), ein launiges, gut
erfundenes Gemälde, obgleich ein wenig flittcrhaft durch
gehäufte Accefforien und sich durchkreuzende Lichter. Die
Kunst, Gemälde durch das lezte Handanlegen zu verder-
ben, beschränkt sich nickt aus einen Unfall dieser Arr, wo j
ein Affe- des Unglückes Stifter ist: wir haben manches i
Gemälde von nicht geringem Werth gesehen, das albern !

geworden ist durch das lezte Handanlegen, obgleich dieses
durch geschickte Künstler geschah.

Ein Gemach ist den Werken der Sculp tur geweiht,
wo einige gute Nachahmungen von Antiken in Thon zu
sehen sind; in zwey andern Gemächern sieht man auch
viele Gemälde in Wasserfarben, dann Email- u. dergl.
Arbeiten, nichts jedoch unter allen, das besonderer Er-
wähnung verdiente. (Liier- Gaz. N. 42g. sq. New Mon-
thiy Review. May. 1825 mit Bemerkungen eines Lond-
ner Corresp.) A.

K u n st n e u i g k e i t e it.

Carlsruhe 8. Juli i8r5.

Fräulein Ellenrieder in Konstanz malt gegen-
wärtig ein Altarbild, einen hell. Bartolomäus, wozu sie
die Studien in Florenz > machte, für die Kirche in Orten-
berg bey Offenburg. Ihre herrliche Madonna mit dem
Kinde an der Hand, werden wir bald voti ihr selbst ra-
birt erhalten. Da die Werke dieser Künstlerin noch zu
wenig verbreitet und bekannt sind, so ist es Pflicht, auf
einige sehr mittelmäßige Cvpieen aufmerksam zn machen,
welche von zwev ihrer kleinern Oelbilder umherwanderu,
und für Originale ausgegeben werden.

Professor Fromme! gibt eine Reibe Ansichten von
Carlsruhe heraus. Diele Stadt bietet eine Menge ma-
lerischer Punkte dar, und die neue englische Nerfahrungsan,
welche der Künstler in London kennen lernte, und die er
bev dieser Arbeit in Anwendung bringt, eignet sich treff-
lich für solche Veduten. Einige Versuche seiner Schüler,
auf Stahl zu ätzen, sind über Erwarten gelungen, ob-
gleich die Sprödigkeit des. Materials ans der einen uns
die Schnelligkeit, womit das Schercewasser auf den Stahl
einwirkt, auf der andern Seite maucherle!) Schwierigkei-
ten erzeugen.

Haldenwang ist mit der dritten Platte seiner
Tageszeiten nach Claude so weit vorgerückt, daß die Be-
endigung noch im Laufe des Jahres zu erwarten steht.

Unsre Stcindruckerenen sind fortwährend im raschen
Gange, ohne eben für die Kunst selbst große Ausbeute
zu liekern. Der lieber druck, dessen man sich bev uns
jezt zu bedienen anfängt, ist eine Entdeckung, deren Werth
noch problematisch scheint. Eine bedeutende Zahl Abdrücke
Aßt sich dadurch gewinnen, ob aber die feinern, zarter»
Striche und Töne der Kupserplacke bev :em Uebetdruck
ans den^ Stein nicht qroßentheils verloren geben, ob nicht
Härte und Käite entstehe, möchte die Frage seyn. — Ein
neues lithogxavhirtes Blatt von Oeri — die Darstel-
lung im Tempel nqch Fra Bartolomeo — hält keine Ver-
gleichung mit dem Kupferstiche von Rabl aus; die Töne
sind zum Theil zerrissen, es fehlt au Verschmelzung, ob-
gleich dieser Steindruck manches Verdienst bat. Er ist im
Veltenkchen Verlaa erschienen, und kostet 11 fl.

Ein diesiger Kunstfreund, Hr,'-Kriegsrath Ha ü er, bat,
da ihm Kränklichkeit keine anstrengenden Beschäftigungen
erlauben, die Lithographie zu seiner Erheiterung gewählt,
und bereifci sechs bis sieben Bildnisse geliefert, in denen
Einsicht und Geschmack vereinigt erscheinen.

Die Ziehung der Velcen'schenKunstoerlvcsung. welche im
Mai dieses Jahres statt haben sollte, ist vom Unterneh-
mer bis in die Mitte des nächsten Jahres verschoben,
und wird dann erfolgen, wenn die ir,oeo Loose abgeie-t
sind. Es ist das Schlimme mit Unternehmungen dieser
Art, daß sich iöre Realisirung mir Gewißheit nie im
Voraus bestimme» läßt. -der.
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